Die Foerstermühle (früher auch: untere Mühle, Förstersmühle, Förstermühle) war eine der beiden großen Fürther Mühlen. Die Foerstermühle lag an der Rednitz.

erhaltenes Nebengebäude, Würzburger Straße 3
Das Wehr der ehemaligen Foerstermühle

Lage

Die „Foerstermühle“ lag an der Würzburger Straße 3 in Fürth[1]. Die Bezeichnung wird heute noch für das Areal verwendet. Vom ehem. Mühlenkomplex steht heute an der Würzburger Str. 3 noch das ehem. Wohnhaus des Mühlenbesitzers, der zweigeschossige Anbau nach Westen um 1907[2] - auch "Villa" genannt sowie das Turbinenhaus, ein Torbogen zum ehem. Mühlenhof und das ehem. Pförtnerhäuschen der Foerstermühle. Während der Eingang zum Gebäude vom Norden die Straßenbezeichnung Würzburger Str. 3 inne hat, befinden sich rückseitig noch weitere Eingänge zum Gebäude, die allerdings die Straßenbezeichnung Foerstermühle 1, 3 und 5 haben. Die Adresse Würzburger Str. 1 gibt es nicht mehr, da es sich dabei um das allseits bekannte Fischhäusla gehandelt hat. Mit dem Abriss des Gebäudes 1995 für die U-Bahnhaltestelle Stadthalle ist die Hausnummer ebenfalls verschwunden.

Geschichte

Eine klare Altersnennung der Foerstermühle fällt schwer, da die unterschiedlichen Chronisten der Stadt Fürth sich zum Teil widersprüchlich oder zumindest nicht immer klar ausgedrückt haben über welche Mühle sie in Fürth gerade berichteten. So wird in der Eger´s Taschenbuch von 1819 sowie in der Fronmüllerchronik davon gesprochen, dass die Foerstermühle erstmals 1394 urkundlich erwähnt wird und seit 1403 einem gew. Hermann Mertel gehört. Die Chronisten Wunschel und Dr. Schwammberger gehen aber eher davon aus, dass erst mit dem Bau der sog. unteren Mühle um 1703 durch Michael Messelhäuser aus Bubenmühle bei Ammerndorf die Geschichte der Foerstermühle beginnt. Als Beleg für den Beginn ab 1703 legen Sie die allseits bekannten Straßenpläne und Bilder um 18 Jhrd. vor, auf denen noch keine Mühle erkennbar ist.

Sicher ist, dass ab 1703 der Müller Messelhäuser mit dem Bau deiner Mühle begonnen hat[3]. Nach der noch vorhandenen Baugenehmigung [4] hatte die Mühle "sechs Mahlgänge (je drei für Weizen und Roggen), drei Wasserräder sowie eine Schneidmühle mit eigenem Wasserrad". Der Bau der Mühle erfolgte seinerzeit im dreigeteilten Fürth unter der Protektion der Ansbacher, die Fürth durch einen in Cadolzburg sitzenden Oberamtsmann verwalteten. Dies missviel insbesondere dem Domprobst vom Bamberg, so dass dieser am 05. September 1706 klage gegen den Müller Messelhäuser erhoben wegen der "Erbauung einer Mühle auf domprobsteilichem Grunde". [5] Auch Nürnberg prostestierte massiv gegen den Bau der unteren Mühle. Der Rat argumentierte "daß nichts der Stadt Nürnberg mehr schädlich seye als die Vergrößerung des Marcks Fürth". Dem hielten die Ansbacher entgegen, dass "Nürnberg in Fürth nichts zu sagen habe." [6] Der Streit um die untere Mühle drohte 1711 zu eskalieren. Erzürnte Bürger wollten der Mühle buchstäblich das Wasser abgraben. Sie führten überdurchschnittliche Hochwasserschäden auf die Stauanlage der Mühle zurück und versuchten "mit Hauen und Schauffeln durch eine Umgrabung, den meisten Theil des Flusses gar von der Mühl ab und auf die Seite gegen die Juden-Begräbnis diesseites der Brucken hinzuleiten." Mit 50 Soldaten hat der Ansbacher Markgraf dies zu verhindern gewußt.

1723 vererbt Michael Messelhäuser die Mühle auf seine Söhne Johann und Johann Georg. Diese verkaufen die Mühle für 50.000 Gulden 1741 an Georg Friedrich Eckart. Ab 1744 erweitert dieser den eher bescheidenen Mühlenbetrieb erheblich. Neben der Roggen-, Weizen- und Sägemühle gehörte Ihm schließlich auch für landwirtschaftliche Zwecke das Gelände bis zur heutigen Siebenbogenbrücke incl. dem Schwimmbadgelände.

Besuch des Preußenkönig Wilhelm III. mit Königin Luise

Johann Michael Eckart erbt 1773 von seiem Vater die Mühle, ein sehr obrigkeitstreuer Mann. Ihm gelang es, dass insgesamt dreimal der Preußenkönig Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Königin Lusie in der unteren Mühle übernachteten. "Im Jahr 1799 hatte Fürth das Glück, seinen damaligen Landesvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu bewirten. Der Monarch nahm mit seiner Gemahlin Louise das Quartier in der Unteren Mühle... Der Besitzer der Unteren Mühle ließ nachher zum künftigen besseren Empfang seines erhabenen Gastes ein ganz neues Gebäude hinter der Mühle aufführen, und darin einen Saal zur Königlichen Tafel errichten, der noch zur Stunde der Königssaal genannt wurde." In den Jahren 1803 und 1805 besuchte das Königspaar jeweils im Juni anläßlich seiner Heerschauen auf der Hard erneut Fürth und übernachtete wieder in der Foerstermühle. [7] [8]

Namensnennung Foerstermühle

Mit dem Kauf der Mühle 1819 durch Georg Christoph Foerster (15.03.1794 - 09.05.1877) erhielt die untere Mühle erstmals den heutigen Namen Foerstermühle. Die Tatsache, dass Foerster mit "oe" geschrieben wird und nicht mit dem Umlaut "ö" hat keine besondere Bewandnis. Nach Aussagen von Dr. Thomas Foerster - dem heute letzten Nachkommen - war dies eine "Modeerscheinung im 18. Jahrhundert", dem auch seine Familie folgte. Jener Georg Christoph Foerster folgte seiner Familientradition - und kaufte die Mühle für 50.000 Gulden. Bereits sein Vater Johann Adam Foerster (geb. 27.06.1767) war Müller in Schniegling, und dessen Vater hatten eine Mühle in Katzwang. Am 15. März 1827 brannte die Mühle vollständig ab, "wobei sich der Feuerregen bis auf den Königsplatz erstreckte". [9] Auch das Wohnhaus war stark beschädigt und musste umfassend wieder instandgesetzt werden. Die Mühle bekam über dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse und zwei Dachgeschosse. Zum bisherigen Bestand kam noch eine Glasschleiferei, eine Bronzeschmelze und eine kleine Blattgoldfabrik hinzu. Die Antriebsenergie wurde inzwischen über acht große Wasserräder gewonnen. [10]

 
Die Foerstermühle nach dem Umbau 1827

1896 errichtete Adam Foerster - der Enkel vom ersten Besitzer - die technisch veraltete Mühle und baute eine vierstöckige Mühle, so wie sie bis in den 1980´er Jahren bekannt war. Durch den Abriss der alten Mühle bzw. den Neubau und deren Erweiterung war die Foerstermühle ab 1896 eine reine Handelsmühle geworden. Bis 1896 war die Mühle primär eine Lohnmüllerei, lebte also hauptsächlich von der Vermahlung angelieferten Getreides gegen Entgeld. Durch die Erweiterung wurde die Mühle jetzt eine sog. "Handelsmühle", die sein Geschäftsmodel darauf auslegt, vom Ankauf von Getreide und den Verkauf von Mehl zu bestreiten.

Die Foerstermühle im 20. Jahrhundert

1927 übernahm der Sohn Richard Foerster (02.05.1880 - 03.06.1930) die Mühle von seinem Vater, der kurz vorher verstorben war. Richard Foerster starb ebenfalls kurz nach der Übernahme der Mühle unerwartet, so dass seine Witwe Emmi Foerster den Mühlenbetrieb 1930 übernahm. Sie hat die Mühle durch Aufstockung über dem Mehllager und 1938 durch den Bau eines Getreidesilos vergrößert. Ebenfalls gelang es Ihr bereits in den Kriegsjahren 1942 eine neue Stau- und Triebwerkanlage mit 300 PS einzurichten, nachdem kurz zuvor ein Hochwasser die alte Anlage zerstört hatte.

Aus der Ehe zwischen Richard und Emmi Foerster ging der Sohn Egbert Foerster (18.03.1915 - 28.09.1974) hervor. Dieser übernahm 1945 die Mühle, nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft zurück kam. Kurz vor Kriegsende, wurde die Foerstermühle bei einem Luftangriff auf am 21. Februar 1945 schwer getroffen. Von der Foerstermühle selber blieben nur einige Außenmauern im Bereich des Rednitzufers, einige Nebengebäude und das Wehr erhalten.


In den Jahren 1946 - 1948 wurde auf den Grundmauern der alten Mühle schrittweise der Betrieb wieder aufgenommen. Als Interimslösung hatte Egbert Foerster die stillgelegten Mühlen in Raindorf bei Siegelsdorf gepachtet um die Mehlversorgung in der Region provisorisch aufrecht zuerhalten. Mit der Fertigstellung des Mühlenneubau 1948 war die Foerstermühle die erste in Deutschland nach dem Kriege wiedereröffnete Mühle. Die neue Mühle hatte nun 26 Walzenstühle für Weizen und 13 für Roggen, mit einer Tageskapazität von insgesamt 70 Tonnen Mehl. [11]

 
Aufnahme von der Foerstermühle aus den frühen 1980´er Jahren

1964 wurde der Maschinenpark der Mühle technisch auf den neusten Stand gebracht. Gleichzeitig war eine Auslagerung der Produktion von der Innenstadt an den Kanalhafen geplant, wozu bereits erste Grundstücke gekauft wurden. Die Foerstermühle war in der Zeit die größte Mühle im mittelfränkischen Raum und hatte einen Absatzmarkt in ganz Süddeutschland und in Hessen. Auch in die DDR wurde Mehl exportiert. Der Jahresumsatz betrug 1964 7. Mio DM.

Schließung und Abriss

Die meisten Mühlen hatten nach dem 2. Weltkrieg ihre Kapazitäten auf Grund des hohen Mehlbedarfs erweitert. Allerdings sank in den 1960´er Jahren die Nachfrage deutlich unter das Vorkriegsniveau, so dass die meisten Mühlen ein Absatzproblem hatten. Gleichzeitig führte ein erheblicher "Importdruck" aus Italien, aber auch von west- und norddeutschen Mühlenkonzernen zum langfristigen Preisverfall. So kam es zum "Mühlensterben", das die überwiegende Mehrzahl der mittleren und kleinen Mühlen in Deutschland zur Aufgabe zwang.

 
Abriss der Foerstermühle im Jan. 1983

Auch in der Foerstermühle schrieb man in dieser Zeit rote Zahlen, so dass 1971 der Betrieb verkauft werden musste. Lediglich der Betrieb als solches wurde jedoch verkauft, die Gebäude selbst blieben aber im Besitz der Familie. Der Käufer war die süddeutsche Großmühle Meyermühle Landshut. 1972 kaufte die Meyermühle Landshut ebenfalls die Wolfsgruber Mühle an der Pegnitz und verlagerte die Produktion vollständig in die Foerstermühle. All die Bemühungen führten aber zu keinen Erfolg, so dass am 27. September 1974 die Foerstermühle ihren Betrieb einstellen musste. Am nächsten Morgen starb Egbert Foerster.

Die Foerstermühle stand ein zeitlang gänzlich leer. Zwischenzeitlich beherbergte sie bis 1982 verschiedene kleine Gewerbebetriebe: Antiquitätenladen, eine Boutique, eine Weinhandlung, eine Autowerkstatt, eine Schaumstofffirma, einen Reitstall, einen Surfladen sowie Übungsräume für Musikgruppen und den Deutsch-Amerikanischen-Hausfrauenbund.

In den Wintermonaten 1982 auf 1983 wurde die Mühle abgerissen. Stehen geblieben ist nur die Außenwand der Mühle zum Fluss, das Turbinenhaus, die beiden Wohnhäuser und das ehem. Pförtnerhäuschen.

Heutige Nutzung der Foerstermühle

In den 1980er Jahren mit einem Altenheimkomplex bebaut. Im direkten Umfeld des Standortes der Foerstermühle sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen erfolgt:

  • Abbruch der Wohnbebauung am gegenüberliegenden Ufer (Gänsbergviertel) in den 1960er Jahren
  • Abbruch der Mühle selbst Ende der 1982/83
  • Abbruch des vorgelagerten Fischhäusla um 1995 zu Gunsten der U-Bahnhaltestelle Stadthalle

Im Bereich der Foerstermühle stehen heute das Altenheim „Kursana“ und das „Hotel am Forum“. Im ehem. Wohnhaus der Müllerfamilie besteht die Rechtsanwaltskanzlei "Dr. Foerster und Partner" neben der „Galerie in der Foerstermühle“. In den Obergeschossen sind Mietwohnungen. Im Jahr 2007 wurde im Rednitz-Wiesengrund der Rednitzgraben angelegt, ein Bachlauf, der das Wehr umfließt.

Literatur

  • Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, Manuskript 1940 in der Stadtbibliothek Fürth
  • Zur Geschichte der Foerstermühle. Dr. Thomas Foerster, Fürth: Selbstverlag, 1984

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Foerster, J.G., Walzenmühle. Würzburger Str. 3. In: Öffentliches Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis Nürnberg - Fürth. Nürnberg, 1950, S. 8, Fürther Teil
  2. * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984
  3. * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 115
  4. * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012
  5. * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 119
  6. * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012
  7. * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 200
  8. * Quelle: Eger Addreß-Handbuch, Taschen- und Addreß-Handbuch von Fürth im Königreich Baiern, Nürnberg 1819, S. 217
  9. * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 244
  10. * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984
  11. * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984

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