100%
Baureferent Dieter Matuschowitz, ca. 1992 (Foto: Knut Meyer, Fürther Nachrichten)

Dieter Matuschowitz (geb. am 18. November 1935 in Beuthen/Oberschlesien) war von 1987 bis 1993 Fürther Stadtbaurat.

Leben

Dieter Matuschowitz kam als Sohn des Zimmer- und Baumeisters Georg Matuschowitz (geb. 12. Juli 1905 in Groß Strehlitz, heute Strzelce Opolskie) und seiner Ehefrau Charlotte, geborene Dziersan (geb. 14. April 1911 in Königshütte, heute Chorzów) auf die Welt. Sein Vater hatte im Alter von 23 Jahren den elterlichen Zimmerhandwerksbetrieb übernommen, bildete sich zum Baumeister weiter, trat 1933 in die NSDAP ein und entwickelte den Betrieb zu einem Bauunternehmen mit ca. 180 Beschäftigten. Es errichtete u. a. 1933/34 das städtische Hallenbad[1] im Stadtpark von Beuthen (Architekt Carl Schmidt). Seine Mutter Charlotte war verwandt mit dem bedeutenden Bienenforscher und Pfarrer Dr. Johann Dzierzon, ihr Urgroßonkel wurde auch verehrend „Schlesischer Bienenvater“ genannt. Während der Kriegszeit führte sie 1 ½ Jahre lang das Bauunternehmen.

Im Januar 1945, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Beuthen, begann die Flucht der Familie Matuschowitz. Erster Zufluchtsort war Sorghof bei Vilseck in der Oberpfalz, wo bereits eine Tante Unterschlupf gefunden hatte. Dort besuchte Dieter Matuschowitz die Volksschule Altneuhaus/Grünwald[2]. Damals, bereits als Zehnjähriger, entschloss er sich Ingenieur zu werden. Im Herbst 1947 kam die Familie in das Flüchtlingslager Wülzburg. Bald darauf fand Vater Georg Arbeit als Kalkulator bei der Fa. R. Schönwasser in Fürth. So zog die Familie im Jahr 1949 in die Heilstättensiedlung, die mehrheitlich von sudetendeutschen Flüchtlingen bewohnt war. Im Jahr darauf beendete Dieter Matuschowitz die Volksschule und begann am 1. August 1950 eine Maurerlehre bei der Fa. R. Schönwasser.

Nach dreijähriger Lehrzeit bestand er die Gesellenprüfung, arbeitete kurze Zeit als Maurer und besuchte ab 1. Oktober 1953 einen einjährigen Vorkurs am Oskar-von-Miller-Polytechnikum in München (ging auf in der heutigen Hochschule für angewandte Wissenschaften München), deren erfolgreicher Abschluss – als mittlere Reife anerkannt – zum Studium der Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum berechtigte. So absolvierte Matuschowitz regulär in 6 Semestern (1954 - 1957) dort das Ingenieurstudium für Hochbau. Während der Semesterferien arbeitete er im Konstruktionsbüro der Fa. Karl Stöhr KG München. Aufgrund seines guten Examens am Polytechnikum konnte er im Anschluss am 1. November 1957 ein Hochschulstudium für Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie, aufnehmen. Durch den Tod des Vaters 1958 musste er sein Studium durch Stipendien und Ingenieurtätigkeit finanzieren, in den Semesterferien arbeitete er als Ingenieur bei dem damals renommierten württembergischen Bauunternehmen Karl Kübler AG. Während des Studiums vertiefte er sein Wissen u. a. auch in Wasserbau und Hydraulik beim namhaften Professor Böss. Ende des Jahres 1962 schloss er das Ingenieurstudium mit dem Diplom ab.

Seine berufliche Laufbahn begann am 1. Februar 1963 im Entwurfsbüro der Bauunternehmung Wolff & Müller in Stuttgart mit Aufgaben im Bereich Statik und Fertigteile für Hochbauten bei Stuttgart. Neben seiner beruflichen Tätigkeit erwarb er sich als Hörer im Ingenieurbüro des Prüfingenieurs und hochangesehenen Universitätsprofessors Leonhardt zusätzliche Kenntnisse. Der Vater Georg Matuschowitz, der früher in Stuttgart tätig war – er baute dort die Niederlassung der Fürther Fa. R. Schönwasser auf, war später dann Gutachter für Grundstücke und Bauten bei der Stadt Stuttgart – hinterließ dort einen guten Ruf. So arbeitete Dieter Matuschowitz ab 1. Okt. 1963 im Tiefbauamt der Stadt Stuttgart und erhielt das Angebot, Baureferendar bei der Stadt Stuttgart zu werden. Das Referendariat trat er am 1. Juni 1964 an, wechselte dann zum 1. Okt. 1965 zum Land Baden-Württemberg und beendete seine Ausbildung mit der Großen Staatsprüfung für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst im März 1966.[3]

Nun trat Matuschowitz zum 1. April 1966 als Regierungsbaumeister in das Brückenbüro des Regierungspräsidiums Nordwürttemberg (Stuttgart) ein. Hier war er mit Planung und Entwurf von Verkehrsbauwerken befasst, u. a. dem „Enztalviadukt“, einer vierfeldrigen Hochstraßenbrücke von ca. 300 m Gesamtlänge im Zuge der L 1125 zwischen Bietigheim und Großsachsenheim, dem Kreuzungsbauwerk Göppingen-Ost, einer vierfeldrigen, vorgespannten Plattenbalkenbrücke im Zuge der B-10-Umgehung von Göppingen, der Schmiebrücke in Vaihingen/Enz, einer schiefwinkligen Plattenbrücke von 17 m Spannweite und dem Straßentunnel Lehrer Tal der B 10 bei Ulm, ein ca. 400 m langes, in zwei getrennten Röhren ausgebildetes Bauwerk. Weiter hatte er die Bauleitung für die Verbreiterung der Straßenbrücke Heilbronner Straße (B 27) über die Gäubahn am Pragfriedhof in Stuttgart; daneben war er noch mit Prüftätigkeiten befasst, so prüfte er die Schmiehetal-Brücke, eine 135 m lange längsvorgespannten Plattenbalkenbrücke der B 30 im Abschnitt Stetten – Ulm bei Hüttisheim. Schließlich hatte er sich im nordwürttembergischen Raum auch um die Genehmigung von Schwertransporten hinsichtlich der Brückentragfähigkeiten zu kümmern.

Im Januar 1968 erhielt Matuschowitz einen Anruf von einem Freund aus Fürth, der ursprünglich auch aus Beuthen stammte, erfuhr von einer offenen Stelle im Tiefbauamt und bewarb sich. Bereits im März 1968 trat er seinen Dienst bei der Stadt Fürth an, als städtischer Baurat wurde er Leiter der Abt. Straßen- und Brückenbau und bald auch Stellvertreter des Tiefbauamtsleiters Hans Gerner. In dieser Zeit prägte der Neubau des Main-Donau-Kanals mit seinen zahlreichen Brücken- und Straßenneubauten in Fürth seinen Aufgabenbereich. Damit war Matuschowitz auch in der Öffentlichkeit präsent. Da der Tiefbauamtsleiter Gerner in bundesweiten Kommunalvereinigungen vielbeschäftigt war, vertrat ihn Matuschowitz immer öfter. Nach der Pensionierung Gerners im April 1985 übernahm er folgerichtig die Leitung des Tiefbauamtes. Daneben arbeitete er zusammen mit einem Münchner Kollegen als Vertreter Süddeutschlands in der bundesweiten Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) an der Aufstellung eines Regelwerks über die Bepflanzung von Straßen, Wegen und Fußgängerzonen mit.[3]

Als 1987 die Stelle des städtischen Baureferenten bundesweit ausgeschrieben wurde, bewarb sich auch Matuschowitz. Es gab 24 Bewerber, dabei waren u. a. der Amberger Baureferent Roedig und der Leiter des Braunschweiger Stadtplanungsamtes Dr. Lindemann. Trotz scharfer Konkurrenz erhielt Dieter Matuschowitz 27 Stimmen von insgesamt 34 Stimmberechtigten.[4] So wurde er am 16. September 1987 als Nachfolger von Wolfgang Schneider im Amt des Baureferenten vom Stadtrat vereidigt. In der Stadtentwicklung vertrat Matuschowitz, abweichend zum Vorgänger, inhaltliche Positionen, die auf behutsamen Umgang mit der Altbausubstanz und verkehrsberuhigende Maßnahmen zielten.

[... wird noch erg.]

Lokalberichterstattung

  • di: „Eigengewächs“ setzte sich durch. In: Fürther Nachrichten vom 2. Juli 1987
  • Volker Dittmar: Mensch im Mittelpunkt (Interview). In: Fürther Nachrichten vom 2. Juli 1987
  • noa: Aus den Fugen geraten. Fürther Nachrichten vom 17. September 1987
  • Dieter Matuschowitz: Fürther Lieblingsplätze. Fürther Nachrichten vom 7. September 1988
  • fn: Ehrung für 25-jährige Dienstzeit. In: Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 1988
  • di: Baureferent tritt zurück. In: Fürther Nachrichten vom 5. Oktober 1992
  • fn: Wehmütiger Abschied. In: Fürther Nachrichten vom 18. Dezember 1992
  • fn: Verabschiedung. In: Fürther Nachrichten vom 13. Januar 1993
  • Baureferent verabschiedet. Amtsblatt Nr. 1/1993 vom 15. Januar 1993

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Yasmin Renges: Die Stadtbäder der Goldenen Zwanziger – Kommunale Prestigearchitektur zwischen Tradition und Moderne. Inaugural-Dissertation, Universität Köln 2015 - online
  2. siehe Homepage Rudolf Weber (abgerufen am 21.11.2020) - Zur Geschichte der Schule Altneuhaus
  3. 3,0 3,1 Interviews mit Dieter Matuschowitz vom 1. August und 22. Oktober 2020
  4. di: „Eigengewächs“ setzte sich durch. Fürther Nachrichten vom 2. Juli 1987

Bilder