Das Quelle-Kaufhaus in Fürth von der Fa. Quelle befand sich unter der Adresse Fürther Freiheit 8 - 10. Nach "Definition" wäre der richtige Terminus für das Geschäftshaus jedoch nicht "Kaufhaus", sondern Warenhaus - da ein Warenhaus im Gegensatz zu einem Kaufhaus über eine größeres Sortiment und vor allem über eine Verkaufsfläche von mehr 3.000 qm verfügt.[1] Beides traf auf das Quelle-Warenhaus an der Fürther Freiheit zu, spätestens ab 1977. Im sog. Volksmund blieb aber das Warenhaus stets das Quelle-Kaufhaus.

Geschichte und Entstehung der Quelle-Warenhäuser

Gustav Schickedanz eröffnete 1945 seine ersten Agenturen, parallel zum stark expandierenden Versandhandel. Ziel der Agenturen war, potentiellen Kunden die Möglichkeit zu bieten, die Katalogware in natura zu sehen bzw. zu probieren und bei Gefallen, dies direkt vor Ort zu bestellen. Mit der Erweiterung des Sortiments, insbesondere um die sog. weiße Ware (Kühlschrank, Waschmaschine etc.) wurden die bisherigen Agenturen als reine Bestellannahmestelle abgelöst durch die neuen Verkaufsstellen. Diese neue Vertriebsschiene war maßgeblich am Erfolg der Quelle - insbesondere im Bereich der Großgeräte - mit verantwortlich. Bis Ende der 1970er Jahre hatte die Firma Quelle 129 Verkaufsstellen im Bundesgebiet mit über 41.000 qm Verkaufsfläche als regionales Verkaufsnetzwerk.[2]

Zusätzlich zu den Verkaufsstellen etablierte Schickedanz bereits kurz nach Kriegsende 1945 im benachbarten Hersbruck das erste Kaufhaus mit dem Schwerpunkt auf Textilien. Erst vier Jahre später eröffnete die Fa. Quelle in Fürth an der Fürther Freiheit das nächste Kaufhaus, immerhin das zweite Kaufhaus von späteren 29 zu Spitzenzeiten. Die Kaufhäuser hatten verschiedene Funktionen, im Gegensatz zu den einfachen Verkaufsstellen die eher als Ergänzung zum Vertriebsweg dienten. Die Warenhäuser waren von Anfang an als Pendant zum Versandgeschäft konzipiert, um u.a. das bestehende Marktpotential ab zu schöpfen.

Ausbau der Quelle-Warenhäuser

In ersten Kundenbefragungen Anfang der 1950er hatte sich herausgestellt, dass gerade in Großstädten für die meisten Befragten Quelle als Versandhandel zwar gut bekannt war, aber ein Kauf nach Katalog gewisse Grundskepsis bei einigen Käuferschichten auslöste. Deshalb entschied man sich zur Einführung von Warenhäuser, um weitere Kundenbindungen zu generieren - bei gleichzeitiger Ausschöpfung der Verwertungsmöglichkeiten der Waren im Unternehmen.

  • Im Bereich der Textilien wurden oft Restposten verkauft, die Menge der Restposten reichte aber oft nicht aus, um sie im großen Umfang schriftlich zu bewerben. Also wurden diese Restposten - zu reduzierten Preisen - oft in die Warenhäuser zum Verkauf gegeben und dienten gleichzeitig als Frequenzbringer für andere Produkte im Warenhaus.
  • Die Warenhäuser dienten zur Erkennung von Kundenwünschen und Anforderungen, so dass hier in einem gewissen Umfang stets eine Sortimentsausweitung oder Anpassung vorgenommen werden konnte - auch oder gerade für den Versandhandel.[3]

Erweitertes Angebot

Der Ausbau der Quelle-Warenhäuser erfolgte im Wesentlichen in der Zeit von 1960 bis 1970. Hier entstanden im gesamten Bundesgebiet 20 Kaufhäuser und ermöglichte eine gegenseitige Unterstützung der beiden Vertriebswege: Versand und stationärer Handel. Mit der Eröffnung der Kaufhäuser wurden zusätzlich weitere Geschäftsfelder besetzt. Neben der Einrichtung von Kundendiensteinrichtungen an den Warenhäuser wurden auch folgende Bereiche, meist im Warenhaus direkt, mit angesiedelt:

  • Restaurants und Cafés (Quelle-Quick-Restaurants)
  • Beratungs- und Buchungs-Counter "Reise-Quelle", in Zusammenarbeit mit der TUI
  • Noris-Bank-Filialen bzw. Kreditbüros
  • Spezialabteilung für "Foto-Quelle" mit Annahme von Laborarbeiten
  • Fertighaus-Beratung
  • Haus-Zustelldienst
  • Änderungsschneiderei
  • Skiwerkstatt
  • Schlüsseldienst, Express-Schuh-Bar, Schnellreinigungen, Lotto- und Toto-Annahme
  • Nahrungsmittel und Genussmittel (nur in einigen Häusern)

Neben dem umfangreichen Sortiment gehörte zu jedem Quelle-Warenhaus meist auch ein großes Parkhaus unmittelbar am Gebäude.

Folgende Quelle-Warenhäuser existierten zum Stand 1977. Die Jahreszahl hinter der Stadt gibt jeweils das Eröffnungsjahr bzw. in der Klammer das Sanierungsjahr an[4]:

Quelle-Warenhaus Quelle-Warenhaus Quelle-Warenhaus
Hersbruck 1945 (1973) Fürth 1949 (1977/1990) Nürnberg Allersberger Str. 1958
Quelle-Markt Nbg 1960 (1967) Augsburg 1961 (1973) Koblenz 1962 (1968)
Bielefeld 1962 Ansbach 1963 Mainz 1963 (1974)
Duisburg 1964 (1976) Bochum 1964 (1974) Mönchengladbach 1965 (1969)
Kempten 1965 Hamburg 1966 Berlin I Wilmersdorfer Str. 1966 (1977)
Hagen 1966 (1976) Berlin II Tauentzienstr. 1967 Regensburg 1967
Neuß 1967 (1976) Essen 1969 (1970) Darmstadt 1970
Hannover 1970 Erlangen 1970 Berlin III Karl-Marx-Str. 1971 (1976)
Hürth-Hermühlheim 1973

Struktur der Quelle-Warenhäuser

Das Sortiment der Quelle-Häuser war stets nach dem gleichen Muster aufgebaut. Es wurden stets ca. 70% Katalogware und ca. 30 % sog. Zukaufware angeboten. Letzteres waren meist Textilien oder saisonale Waren wie Camping- und Freizeitartikel, Weihnachtsmärkte oder Länderschauen.

Die Warendarbietung erfolgte in drei Zonen:

  • Nahrungs- und Genussmittel und sog. problemlose Artikel wurden zur Selbstbedienung in der ersten Zone angeboten.
  • Textilwaren und einfache Konfektionsware mit Beratungsleistung durch das Personal wurde in der zweiten Zone angeboten.
  • Hoher Bedienungsaufwand mit erweiterten Erklärungsoptionen, wie z.B. beim Kauf von Möbeln, Großgeräten oder erklärungsbedürftigen technischen Geräten (Foto-Quelle), sowie der Verkauf von Pelzen und höherwertigen Kleidungstücken wurde in der dritten Zone angeboten.

Laut eigenen Angaben war der Beratungsaufwand der Quelle-Kunden relativ gering, da sich die meisten Kunden bereits über den Quelle-Katalog ausführlich vor informiert hatten.

Ebenfalls neu und erstmalig in den Quelle-Warenhäuser: die sog. Inselkasse mit elektronischer Datenerfassung und -verarbeitung. So konnten die Kunden an jeder beliebigen Kasse im Gebäude zahlen und mussten sich nicht zentral an eine Kasse anstellen. 1976 lag der durchschnittliche Umsatz in den Warenhäusern je Quadratmeter Verkaufsfläche bei 10.900 DM (~ 5.600 Euro) bzw. je Beschäftigter im Warenhaus bei 180.500 DM (~ 92.000 Euro).[5]

Das Fürther Quelle-Warenhaus

Das erste Quelle-Warenhaus in Fürth wurde 1949 eröffnet. In dem bestehenden und vom Krieg wenig beschädigten Gebäude an der Fürther Freiheit / Ecke Bahnhofstraße (heute Gustav-Schickedanz-Straße) wurde auf 1.900 qm Verkaufsfläche die Ware von der Fa. Quelle angeboten. Die zunächst kleinen und beengten Verhältnisse wurde erst 1977 durch den Bau des neuen Quelle-Warenhauses an gleicher Stelle abgestellt. In dem für damalige Verhältnisse modernen Gebäude ohne Fenster - mit Ausnahme der Schaufenster im Erdgeschoss - konnten nun auf 8.600 qm die Ware angeboten werden. Die Verkaufsräume erstreckten sich über drei Geschosse.

Die Aufteilung der Abteilungen in Fürth war wie folgt:

  • Im Untergeschoss befand sich die Technik-Quelle
  • Im Erdgeschoss befand sich die Damenkleidung
  • Im 1. OG
  • Im 2. OG

Zusätzlich zum regulären Kaufhausbetrieb existierten als Angebot auch die Noris-Bank, Foto- und Reise-Quelle sowie ein Schlüssel- und Schuhdienst. Unmittelbar in der Nachbarschaft befand sich noch die Gaststätte Grüner Bräu und die Hauptverwaltung der Brauerei Grüner, die spätestens ab 1972 dem Schickendanz-Konzern mit angehörte. Gaststätte und Hauptverwaltung mussten für den Neubau 1977 weichen. Die Wiedereröffnung im Herbst 1977 erlebt der Konzerngründer Schickedanz nicht mehr. Kurz zuvor war er im Alter von 82 Jahren verstorben.

Schließung und Neuanfang unter neuer Flagge

Letztmalig wurde das Quelle-Kaufhaus in Fürth 1990 saniert, obwohl das Unternehmen hier bereits in die finanzielle Schieflage geraten war. Über viele Jahre konnte das Unternehmen alleine mit den Warenhäuser ca. 1/3 des Umsatzes im stationären Handel generieren. Doch bereits Mitte der 1980er Jahre schrieb man im Quelle-Konzern rote Zahlen und reagierte darauf mit bundesweiten Schließungen. So existierten 1994 lediglich noch das Stammhaus in Hersbruck, sowie der Warenhaus im benachbarten Nürnberg in der Fürther Straße.[6] Nach der Insolvenz wechselte das Gebäude mehrfach den Eigentümer. Seit 2017 befindet sich in dem Gebäude - nach erneuter Sanierung - das sog. Carré Fürther Freiheit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Warenhaus, Wikipedia, online abgerufen am 4. Februar 2021 | 23:14 Uhr
  2. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 99 ff.
  3. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 100 ff.
  4. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 99 ff.
  5. Ursula Rassaerts-Röh: 50 Jahre Quelle, Eigenverlag Fürth, 1977, S. 101 ff.
  6. Matthias Henkel (Hrsg.): Meine Quelle, Museen der Stadt Nürnberg, 2013, S. 38

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