Der Poppenreuther Vergnügungsverein Kreuzbauern entstand 1888. Dieser Vergnügungsverein dürfte aus dem 1874 gegründeten Verein „Friede und Einigkeit“ hervorgegangen sein. Doch soll es in diesem bald Zank und Streit gegeben haben, wohl auch wegen der sozialen Unterschiede zwischen Bauern einerseits, Knechten und Arbeitern andererseits. Friede und Einigkeit waren dahin, das Verlangen nach Geselligkeit blieb. so kam es 1888 zur Gründung des Kreuzbauern-Vereins. Ihm schlossen sich hauptsächlich die Bauern und Grundbesitzer aus Poppenreuth an. Mittels der Ballotage wurde die Aufnahme in den Vergnügungsverein organisiert und damit lange Zeit unerwünschte Mitglieder fern gehalten.
Da war es nur folgerichtig, dass 1911 mit dem Edelweiß ein weiterer Vergnügungsverein entstand, der für alle bei den Kreuzbauern nicht Aufgenommenen offenstand. Seit dieser Zeit gab es in Poppenreuth auch zwei Kirchweihbäume.[1] Das Stammlokal der Kreuzbauern war das Rote Roß, später die Krone. Darum wurde der "Kreuzbauern-Kirchweihbaum" vor dem Roten Roß bzw. vor der Krone aufgestellt.

Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Gasthof Krone auf

Geschichte der Kreuzbauern

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Fürth etliche Vereinsgründungen [2]. Unter dem Titel "Kreuzbauern" gab es allein in Fürth 4 Exemplare.

  • 1863 Kreuz-Bauern-Verein
  • 1872 Hummel-Bauern = 1873 Schwarzkreuzbauern
  • 1875 Weißkreuzbauern-Verein
  • 1881 Weißkreuzbauern - die Alten

Auf dem Land gab es Kreuzbauernvereine in

  • 1873 Bruck, Kreuzbauern-Verein
  • 1883 Frauenaurach, Kreuzbauern-Verein
  • 1884 Burgfarrnbach, Rot-Kreuzbauern-Verein
  • 1888 Kraftshof, Kreuzbauern-Verein
  • 1889 Ronhof-Kronach, Verein Kreuzbauern
  • 1890 Eltersdorf, Kreuzbauern-Verein

Im Jahr 2019 existiert allein noch der im Dreikaiserjahr 1888 gegründete Poppenreuther Kreuzbauernverein. Laut Statuten gilt als Vereinszweck gesellige und belehrende Unterhaltung.

Namensherkunft

 
Wappen der Kreuzbauern

Eine schlüssige Erklärung für die Namensherkunft gibt es nicht. In Schwabach beruft sich die „Kreuzbauern-Gemeinde“ von 1861 (seit 1904 „Weißkreuzbauern“) auf den Bauernkrieg des Jahres 1525. In Poppenreuth hat man eher an das „Steinkreuz“ beim „Kreuzsteinweg“ gedacht, wo die allerdings längst widerlegte Sage, dass angeblich 1525 zusammen mit dem Eltersdorfer Pfarrer Georg Vogel 13 aufständische Bauern hingerichtet worden sein sollen.
Rätselhaft sind ebenso die „Bauern“ im Namen, denn die ersten Vereine dieser Benennung gab es gerade nicht auf den Dörfern, sondern nachweislich in den Städten. Naheliegend könnte darum das Kartenspiel sein. Im deutschen Kartenspiel lauten die Farben „Eichel – Grün – Rot – Schelln“. Höchste Trümpfe sind die „Bauern“ genannten Ober, von ihnen wiederum der als „der Alte“ bezeichnete Eichel-Ober.
Im französischen Blatt heißen die Farben „Kreuz – Pik – Herz – Karo“. Höchster Trumpf ist die „Kreuz-Dame“. Es wäre möglich, dass beim Spielen deutsche und französische Bezeichnungen miteinander kombiniert wurden und für den höchsten Trumpf damals der Name „Kreuz-Bauer“ gebräuchlich war. Einiges spricht dafür, dass der Vereinsname „Kreuzbauern“ so zu erklären ist. Auf die Nähe zum Kartenspiel lässt der Zuname „Die Alten“ ausgerechnet beim jüngsten der Fürther Vereine (von 1881) schließen.

Zum 25-jährigen Jubiläum von 1913 wurde ein „Vereinszeichen“ entworfen. Der kleine Wappenschild ist emailliert, nach den Fürther Stadtfarben in Weiß und Grün schräg geteilt und zeigt zwei über „Kreuz“ sich fassende Hände wohl von „Bauern“, dazu die Inschrift: „Kreuzbauern Fürth-Poppenreuth“. Damit hatte sich also die gutgemeinte aber vordergründige Deutung des Vereinsnamens durchgesetzt.

Aktivitäten der Kreuzbauern

Die ersten 25 Jahre ihres Bestehens waren die „Kreuzbauern“ ein reiner Geselligkeitsverein für ledige Bauernburschen. Mit der Heirat endete die Mitgliedschaft. Später blieben auch Verheiratete als zahlende Mitglieder beim Verein. Die regelmäßigen Versammlungen waren strikte Männersache. Aufgehoben war dies lediglich bei Ausflügen und Tanzveranstaltungen. Im Laufe des Jahres gab es:

  • zum Jahresbeginn die „Generalversammlung“
  • jeden Monat die „Versammlung“ und in größeren Abständen den „Turnus“ zum Besuch einer Wirtschaft
  • im Frühjahr mehrere „Kränzchen“ mit Musik und Tanz, wie am Faschingsdienstag und am Ostermontag
  • im Sommer Ausflüge in benachbarte Dörfer, immer mit Einkehr oft bis in den späten Abend
  • die Kirchweih
  • im Herbst ein „Abschieds-Kränzchen“ für die aus den Mitgliedern zum Militär einrückenden Rekruten
  • gegen Jahresende öfter „Haxenpartie“ oder „Fischessen“

Der erste Eintrag im Band II der Protokollbücher meldet für 1901: „Den 12. Mai haben wir ein Kränzchen abgehalten, wobei uns die Jungfrauen die Liesel überreichten, welche sie gestiftet haben, nach dem wurde sie eingeweiht.“ Das drei Liter fassende Prachtstück eines Zinnkrugs trägt am Deckel die Gravur: „Gewidmet von den Jungfrauen des Vereins der durstigen Kreuzbauern Fürth-Poppenr. 12.10.01“ .

Bei den „Kränzchen“ kam es gelegentlich zum Handgemenge mit Konkurrenten aus anderen und eigenen Reihen. Als Schläger gefürchtet waren „die Espaner“, denen freilich „die Poppenreuther“ in nichts nachstanden. Die Polizeistunde war meist offiziell verlängert, manchmal bis 2 oder 4 Uhr. Die Protokolle verraten aber auch, dass die Verlängerung oft gar nicht beantragt wurde und man einfach so feierte.

Da es inzwischen keine Kränzchen, keinen Sommerausflug, kein Fisch- und Haxenessen mehr gibt, finden seit Mitte der Neunziger Jahre auf dem Anwesen des langjährigen Vorstandes Herbert Hofmann, alljährlich folgende Veranstaltungen statt:

  • am Faschingssamstag der Faschingsball mit DJ im Vereinslokal „Zur Ringbahn“.
  • Ende Juni Frühschoppen mit Blasmusik, Bier, gutem Essen, Kaffee und Kuchen.
  • Mitte Oktober Nachkärwa-Weinfest mit Blasmusik, Frankenwein, gutem Essen, Kaffee und Kuchen.

Brauchtum und Sitte

 
Kärwaburschen

Der Kirchweihtermin ist immer der 1. Sonntag im September und der Kirchweihplatz die Wiese östlich vor dem Dorf an der Glockenstraße.

  • am Kirchweihfreitag „Hereinspielen“ vom Kirchweihplatz ins Festzelt und „Bieranstich“ im Festzelt
  • am Kirchweihsamstag „Einfahren“ des Kirchweihbaumes und „Aufstellen“ am Festplatz
  • am Kirchweihsonntag „Weckruf“ von Haus zu Haus am Morgen, „Kirchweihzug“ am Nachmittag
  • in den Nächten zum Sonntag und Montag Baumwache
  • am Kirchweihmontag „Frühstunde“ im Festzelt, „Betzentanz“ um den Kirchweihbaum und „Kehraus“ im Festzelt und am Kirchweihbaum.

Die Vereinstracht der Kärwaburschen sind an der Kirchweih weißes Hemd, schwarze Hose, schwarze Weste, sowie ein Hut mit weißen und grünen Bändern. Beim Einholen des Kirchweihbaumes werden schwarze Schaftstiefel und weiße Schürzen getragen. Von der Spitze des Kirchweihbaumes weht eine weiß-grüne Fahne. Natürlich gehören in Poppenreuth auch alte und neue „Kärwaliedli“ dazu. Nach wie vor werden beim Kirchweihzug dörfliche und andere Begebenheiten kräftig und deftig „aufgespielt“.

Die Ballotage

 
Die Ballotage der Kreuzbauern

Nach der Satzung der Kreuzbauern kann jeder aufgenommen werden, "welcher einen unbescholtenen Lebenswandel führt, das 17. Lebensjahr überschritten und sich einer Ballotage unterworfen hat". [3] Die Ballotage (Kugelung) ist eine besondere Form des Aufnahmeverfahrens. Jeder interessierte Neuzugang braucht einen Fürsprecher in der Versammlung, der das evtl. neue Mitglied vorstellt und für ihn gutsagt. Danach muss die aufnahmebegehrende Person den Raum verlassen und die Vereinsmitglieder stimmen über den Antrag ab. Dazu gibt es schwarze (bei Ablehnung) bzw. weiße (bei Zustimmung) Kugeln, die über einen Trichter in ein Abstimmungskästchen eingelegt werden. Mit dieser Methode ist die Anonymität gewährleistet. [4]

Dieses Abstimmungsverfahren mag zwar durch französischen Einfluss ins Vereinsleben gekommen sein, dürfte seinen Ursprung aber bereits in der Antike haben. Der Ostrakismus (gr. ὀστρακισμός), ein Gerichtsentscheid am Areopag in Athen, kann als Prototyp des Abstimmungsverfahrens gelten. [5]

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Dorfes, S. 132
  2. Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth, Seite 102: "Mit einer Vielzahl von Geselligkeits- und "Fressvereinen" besaß Fürth zudem, bezogen auf die Bevölkerung, die meisten Vereine einer deutschen Stadt."
  3. § 3 der Statuten der Gesellschaft der "Kreuzbauern" in Poppenreuth
  4. Für Poppenreuth mündlich überliefert durch Kurt Georg Strattner und schriftlich durch Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Dorfes, S. 132
  5. siehe auch J. Meyer: Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände, IV. Band, 1844; Seite 277 - online.
    Mythologisch überhöht ist dann das weitere Prozedere im Scherbengericht für die Situation des Stimmengleichstandes. Befinden sich in der Abstimmungsamphore gleich viele schwarze und weiße Steine, kommt die Göttin Athene auf den Areopag und wirft einen weißen Stein hinein. Daraus entwickelte sich der Rechtsgrundsatz Im Zweifel für den Angeklagten".

Weblinks

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