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Flutbrücke und renaturierter Scherbsgraben, Sept. 2008

Die Flutbrücke ist eine Straßenbrücke im Fürther Stadtteil Billinganlage, die ihren Namen seit 1913 trägt.


Funktion

Normalerweise führt der kurz vor ihr vereinigte Rednitzgraben und Scherbsgraben unter der Brücke nur wenig Wasser. Wenn jedoch die Rednitz Hochwasser führt, teilt die "Insel" mit Altenheim Kursana, dem Kulturforum und dem Saturn-Markt die Fluten und es wälzen sich große Wassermengen unter der fast 90 m langen Brücke hindurch. Das ganze Rednitztal ist mit Wasser bedeckt und auf der Brücke stehend meint man, auf einen mächtigen Fluss zu blicken. Die Flutbrücke ermöglicht der Bundesstraße 8 eine hochwassersichere Überquerung des Westarmes des Rednitztales. Die Flutbrücke stellt eine der Hauptverkehrsadern der Stadt Fürth dar und wird pro Tag von durchschnittlich 45 000 Kraftfahrern (2004) befahren.

Geschichte

Früher führte die Straße nach Würzburg zwischen der Maxbrücke und Billinganlage (die Namen erhielten beide erst später) einfach im Talgrund entlang. Da bei Hochwasser weder die Furt noch später die einfach gebauten Vorläufer der Maxbrücke passierbar waren, spielte dies auch keine größere Rolle. Im 17./18. Jahrhundert ermöglichte ein hölzerner Steg die trockene Überquerung des Flusstals. Der Chronist Saueracker beschrieb 1789: "Einen [...] Steg [500 Schritte], und der zugleich mit Schaisen befahren werden kan, wird über das untere Thal, so von der Rednitz bewässert wird, seit 100 Jahr von der Gemein unterhalten; um dadurch die Passasche nach Frankfurt offen zu halten."[1] Dieser Steg wurde 1813/14 abgebrochen und durch einen 9 Fuß hohen und 33 Fuß breiten "Chaussee-Damm" ersetzt, der sich bis zur heutigen Billinganlage erstreckte.[2]

Wie gefährlich eine solche Fluss-/Furtüberquerung sein kann, schilderte Fronmüller in seiner Chronik:

Am 25. Februar 1828 wollte der regierende Herzog von Nassau, in einer Chaise mit sechs Pferden von Würzburg kommend, auf der Landstraße das Rednitztal passiren, welches stark überschwemmt war. Es waren viele Fuhrwerke auf beiden Seiten der Straße aufgestellt, welche auf die Abnahme des Wassers harrten. Der Herzog, auf die Gefahr aufmerksam gemacht, ließ sich in einem Kahn übersetzen und die Chaise leer durchfahren. Das mit sechs Pferden bespannte Fuhrwerk wurde jedoch von der starken Strömung fortgerissen. Dem auf dem vorderen Pferde befindlichen Postillon gelang es, dieselben frei zu machen und glücklich herauszukommen; der zweite Postillon aber fiel unter die umgestürzte Chaise und die von der Strömung fortgetriebenen Pferde. Mehrere Personen [...] sprangen in die Fluth und retteten Chaise, Postillon und Pferde. Der Herzog theilte Geld unter dieselben aus [...]. Sodann richtete er eine eindringliche Eingabe, worin er auf die Gefährlichkeit dieser Passage aufmerksam machte, an die bayerische Staatsregierung.[3]

Daraufhin wurden hier, immerhin war es die bayerische Staatsstraße Nr. 102, eine Notbrücke und verschiedene Provisorien gebaut und wieder zerstört, bis endlich 1848 anstelle des alten Dammes, an der Stelle der heutigen Flutbrücke, mit der Errichtung eines unterströmbaren, festen Bauwerks begonnen wurde. Die Staatsregierung ließ unter der Leitung des kgl. Bauinspektors Frommel den über 40.000 Gulden teuren Bau durch Arbeitslose errichten. Im Jahre 1850 wurde die "Dammdurchstich-Brücke" eröffnet.[4]

 
Die Flutbrücke im Bau

Bereits 1886 wies die Brücke irreparable Schäden auf und musste einem Neubau an gleicher Stelle weichen, der Ende Dezember 1886 fertiggestellt wurde. 1913 erhielt die Flutbrücke, die im Volksmund schon länger so genannt wurde, offiziell ihren Namen. Die ursprüngliche Breite von 8,4 m genügte bis 1927, dann kamen noch 2 m dazu, indem man die Gehsteige an zusätzlichen Eisenträgern außen anhängte. Dem wachsenden Verkehr wurde auch dadurch Rechnung getragen, dass in der Brückenmitte zwei Straßenbahngleise verlegt wurden. Die Flutbrücke entging den Sprengkommandos des Jahres 1945, war aber durch Bomben beschädigt. Es war bereits abzusehen, dass ihre Breite wiederum nicht ausreichen würde und so fügte man zwischen 1948 und 1949 nochmals etwa 6 m an. Man verbreiterte dazu die Pfeiler und verstärkte das gesamte Bauwerk für insgesamt etwa 675.000 DM. Als Würzburger Straße und Billinganlage 1966 umgestaltet wurden, schrägte man die Abbiegespur zur Vacher Straße ab. Weitere elf Jahre später waren Ausbesserungsarbeiten notwendig und 1990 zeigte sich, dass die Geländer der "angeklebten" Gehwege nicht mehr tragfähig waren und gesperrt werden mussten. Zusätzlich hatte sich das gesamte Bauwerk um bis zu 10 cm gesenkt. Ein Neubau war erforderlich. Der Abriss erfolgte im August 2003, eine hölzerne Behelfsbrücke für die Bauzeit wurde daneben im Wiesengrund errichtet.

Am 13. September 2004 wurde der 3,0 Millionen Euro teure Neubau dem Verkehr übergeben. OB Thomas Jung und Baureferent Joachim Krauße eröffneten die neue Flutbrücke, die täglich von 45 000 Fahrzeugen befahren wird. Die alte Brücke war diesen Belastungen nicht mehr gewachsen und wurde zu einem Sicherheitsrisiko. Die neue Flutbrücke ruht auf vier statt sieben Pfeilern. Mit einer Breite von 20 Metern und fünf Fahrspuren übertrifft sie die alte Brücke, die nur ca. 12 Meter Breite hatte. Sie ist etwa 8,5 Meter breiter als ihre Vorgängerin und bietet dadurch Raum für Abbiegespuren in die Cadolzburger Straße und in die Untere Königstraße. Zudem schafft sie mehr Komfort durch Fuß- und Radwege. Von einem „Jahrhundertbauwerk“ schwärmte OB Thomas Jung.[5]

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Nachtschicht für 35 harte Männer – Unter grellem Flutlicht wurden 12 000 Kubikmeter Beton an der Flutbrücke verbaut. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2004 (Druckausgabe).
  • Martin Möller: Autos rollen demnächst über neue Flutbrücke – Nach eineinhalb Jahren Bauzeit nimmt die Neukonstruktion ihre Arbeit auf – Neue Decke für Würzburger Straße. In: Fürther Nachrichten vom 27. August 2004 (Druckausgabe)
  • Bahn frei auf der neuen Flutbrücke – Gestern wurde das drei Millionen teure Bauwerk für den Verkehr freigegeben. In: Fürther Nachrichten vom 14. September 2004 (Druckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. E. A. Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Vierter und letzter Theil. Nürnberg, 1789, S. 416 - online
  2. Adressbuch von 1819, S. 239
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 246
  4. Fronmüllerchronik, 1871, S. 238 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  5. Fürther Nachrichten vom 14. September 2004 (Druckausgabe)

Bilder