Nahe an Rednitz und Pegnitz gelegen, kam es in Fürth seit Bestehen zu etlichen, teils dramatischen Hochwasserkatastrophen. Im Gegensatz zu den Ereignissen früherer Jahrhunderte laufen die noch heute alljährlichen Überschwemmungen im Zuge der Schneeschmelze sehr geregelt ab.

Hochwasser 1909


Geschichte

 
Hochwasser in der Schützenstraße, 1909
  • 1750: Wegen Überschwemmung des Wiesengrundes konnte die alljährliche Osterprozession um die Ruinen der Martinskapelle nicht in gewohnter Weise stattfinden. Die Schulmeister, der Mesner und einige Chorknaben mussten sich in einem Fischerkahn um die Ruinen herumschiffen lassen.[1]
  • 1770: Am 21. Januar kam es zu einer großen Überschwemmung; es kamen viele Menschen in der Gegend ums Leben.[2]
Am 22. Februar trat plötzliches Tauwetter und stark anhaltender Regen ein, worauf eine noch nicht erlebte große Überschwemmung folgte. Die Regengüsse waren so heftig, daß von dem strömenden Wasser die Buden und Stände in den Straßen und besonders auf dem Markte gehoben und zum Theil abwärts geführt wurden. Der Eisgang brachte großen Schaden. Die Eisschollen hatten bisweilen eine Stärke von 8 - 12 Fuß. Die Pegnitzbrücke, sowie eine Scheune mit einer Roßmühle hinter der oberen Mühle wurde weggerissen. Auf der Rednitz kamen abgerissene Stallungen, Hausgeräthe, Vieh geschwommen. Stege und kleine Brücken wurden fortgerissen. ... Durch das damalige Hochwasser bildeten sich der Weiher am Erlenwöhr, bei dem jetzigen Rednitzbade (heutiger Waldmannsweiher).[3]
  • Juli 1843: Tagelanges Hochwasser der Rednitz. Im "Fürther Tagblatt" wurde berichtet: Der untere Stadtteil [...] wird seit einigen Tagen von einem, lange nicht so gesehenen großen Wasser heimgesucht, so daß es kaum noch einen Fuß Höhe bedürfte, so hätte es die Brücken überfluthet.[4]
  • Am 29./30. März 1845 reichte ein Hochwasser sogar bis zum alten Krankenhaus an der Schwabacher Straße. Ende Mai/Anfang Juni 1845 kam es durch tagelangen Starkregen noch einmal zu Hochwasser, welches fast alle Brücken auf den Landstraßen zwischen Fürth und Erlangen fortriss.[5] Ende Juni 1845 sorgte der Landgraben für eine weitere Überschwemmung der oberen Stadtteile: Er verließ sein Bachbett, wälzte sich durch die Stadt und stürtze sich "mit dem Getöse eines Wasserfalles in den Fluß".[6]
  • Beim Hochwasser Anfang August 1851 "drang das Wasser in die tiefergelegenen Ausgänge der untern Stadt ein, und überschwemmte das Pegnitz- sowohl, als Rednitzthal".[7]
  • Die bekannteste Hochwasserkatastrophe der letzten Jahrhunderte in Fürth war das "Jahrhunderthochwasser" am 4./5. Februar 1909: Bei einem Pegelstand von 285,69 m über NN verwandelte sich der Schießanger in einen See, auch die Heiligen-, Schützen- und Pegnitzstraße standen unter Wasser. Die letzte große Flut wurde 1947 mit einem Rednitz-Pegelstand von 285,79 m über NN gemessen (Beobachtungen am amtlichen Pegel Neumühle liegen hierzu nicht vor).
  • Eindrucksvoll muss auch das Hochwasser vom Januar 1914 gewesen sein. Denn der Stadtchronist Rieß berichtete, dass das Hochwasser der Rednitz gefror und von Dambach bis Vach eine einzige große Eisfläche bildete.
  • Auch beim Februar-Hochwasser im Jahr 1970 sprach man vom "Jahrhunderthochwasser".[8] Die Überschwemmungen erreichten Rekordwerte: Bei der Fernabrücke wurde ein Wasserstand von 478 cm gemessen (Jahresdurchschnitt 148 cm), infolge Überflutung war der Hochwassersteg im Wiesengrund zwischen Dambacher Brücke und Möbel-Maag nicht mehr begehbar und der Schießanger bis zum Friedhof überflutet. Fürth wurde gleichsam durch einen Binnensee geteilt; einzig benutzbarer Talübergang war die Maxbrücke, die zum verstopften Nadelöhr wurde.

Siehe auch

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Artikel in den Fürther Nachrichten vom 01.02.2011: Und die Fluten stiegen immer höher... : 102 Jahre nach dem großen Fürther Hochwasser: Ein Zeitungsartikel schildert die aufregenden Ereignisse der Nacht zum 5. Februar 1909 - online abrufbar
  • Birgit Dachlauer: Hochwasser-Opfer hadern mit der Stadt. Menschen am Scherbsgraben bemühen sich erfolglos um effektiven Katastorphenschutz. In: Fürther Nachrichten vom 5. Oktober 2007 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Das Wasser will nicht weichen. An der Siebenbogenbrücke hat sich eine kleine Seenlandschaft gebildet. In Fürther Nachrichten vom 26. März 2010 (Druckausgabe)
  • Die Region kämpft mit der Schmelze. In: nordbayern.de vom 11. Januar 2011 - Bilderstrecke mit Luftbildern vom Hochwasser in Fürth (Fotos 1 bis 5) - online abrufbar
  • Hochwasser in Fürth: Fuchsstraße ist wieder offen. In: nordbayern.de vom 31. Januar 2021 - online abrufbar
  • Claudia Ziob: Fasziniert von den Fluten. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2021 (Druckausgabe)
  • Armin Leberzammer: Experten beruhigen: Keine Blockade-Gefahr im Talgrund. In: Fürther Nachrichten vom 19. Oktober 2021 (Druckausgabe) bzw. Experten beruhigen: Keine Blockade-Gefahr im Fürther Talgrund. In: nordbayern.de vom 19. Oktober 2021 - online abrufbar

Einzelnachweise

  1. J. G. Eger: "Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern...", 1819, S. 198
  2. J. G. Eger: "Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern", 1819, S. 202
  3. Bernd Jesussek: Brückenstadt Fürth. Städtebilder Verlag, 1993, S. 10.
  4. "Fürther Tagblatt" vom 12. Juli 1843
  5. "Nürnberger Zeitung" vom 1. Juni 1845
  6. "Fürther Tagblatt" vom 27. Juni 1845
  7. "Fürther Tagblatt" vom 5. August 1851
  8. Fürther Geschichtswerkstatt: Fürth 1970, Eintragungen zum 24. und 27. Februar, Lothar Berthold städtebilder fotoarchiv & verlag Fürth, Dezember 2009

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