In der Geschichte der Stadt Fürth haben sich einige Male sowohl die Straßenbezeichnungen als auch die Hausnummern geändert. So kann in verschiedenen Zeitepochen ein und dasselbe Haus unterschiedliche Straßen- wie Hausnummernbezeichnungen aufweisen, ohne jemals seinen "Standort" gewechselt zu haben. Dies erschwert in der Regel die Adresssuche einiger historischer Gebäude im Stadtgebiet Fürth. Deshalb sollten in einigen Fällen die historischen Hausnummern kritisch hinterfragt und stets – zum Beispiel durch verschiedene Stadtpläne und/oder Adressbücher – überprüft werden.

Stadtplan 1821 mit Hausnummern

Insgesamt unterlag in den letzten 300 Jahren die Hausnummerbenennung mindestens vier größeren Revisionen, die zum Teil mit einer Straßenumbenennung einherging. Als Beispiel sei hier nur die Untere Königstraße, ehemals Untere Frankfurter Straße, genannt, oder ein Beispiel aus der jüngeren Zeitgeschichte die Vacher Straße, die schon Flughafen- oder Hermann-Göring-Straße hieß.

Der Chronist Gottlieb Wunschel spricht davon, dass die erste richtige Hausnummerierung in Fürth im Jahr 1792 erfolgt ist. Hier wurden alle Hausgrundstücke beginnend vom Geleitsamt mit der Nummer 1 fortlaufend bis zur Nummer 539 durchnummeriert. Bis 1827 erhielten dann neu erstellte Gebäude nach deren Fertigstellung die Nummer 540 aufwärts, was allerdings zu einer gewissen Unordnung führte, da die Hausnummern je nach Erstellungsdatum und Ort in keiner "logischen" Reihung mehr erschienen.

Deshalb begann man 1827, die Stadtbezirke entlang der Königstraße in zwei Zählbezirke aufzuteilen und zählte die Gebäude in dem jeweiligen Bezirk fortlaufend von 1 bis X durch.

Auch diese Zählweise führte über kurz oder lang zu einer gewissen Konfusion, sodass ab 1860 (Fürth hatte inzwischen knapp 20 000 Einwohner) die ersten Nummerierungen nach Straßen erfolgte. Dabei wurde jeweils die linke und anschließend in Gegenrichtung die rechte Seite durchlaufend nummeriert.

Erst ab 1890, Fürth hatte inzwischen über 40 000 Einwohner, setzte man eine beiderseits der Straße alternierende Zählung durch. Diese Art der Nummerierung hat sich weitestgehend bis heute gehalten.

Die Chronisten konnten häufig nicht fehlerfrei diese Hausnummerierung beschreiben. So traten in einigen Bereichen undokumentierte Stadtweiterentwicklungen auf, die sich erst viele Jahre später in den entsprechenden Adressbüchern wiederfanden - zum Teil veränderte sich aber auch die Gebäudebenennung, indem Häuser später in neue Straßenzüge "eingeordnet" wurden. Eine verbindliche Straßenbenennung und Hausnummerierung ist erst seit ca. 1914 möglich.

Straßen- und Hausnummern-Kuriositäten in Fürth

Mit „kurios“ bezeichnet man Seltsames, Absonderliches, Merkwürdiges, d.h. Sachen, die erst nach Recherchen entschlüsselt werden können. Beispiele gefällig? Hier sind einige: A.) Eine Straße im Zentrum hat keine Hausnummern, obwohl an ihr ein Zugang zum Rathaushof und ein Zugang zu den Kellergewölben mit dem Kriminalmuseum liegt. Die östliche Fassade des Rathauses mit dem Turm liegt an der Brandenburger Straße. Diese Ostseite des Rathauses von der Königstraße bis zum Kohlenmarkt hat an sich drei Zugänge. Der eine an der Ecke zur Königstraße ist jedoch stets geschlossen, weil dahinter der Dienstraum des Hausmeisters liegt. Dieser ist zugänglich von der Eingangshalle der Königstraße (Haus-Nummer 88). Der zweite Zugang, das Tor zum Rathaushof, ist meist geschlossen, weil es nun zum Hof eine neue Verbindung von der Ludwig-Erhard-Straße gibt. Das große Tor enthält aber eine kleinere Türe, nach der man auf gefliesten Böden zu Aufgängen ins Hochparterre kommt. Der dritte Zugang außen an der Ecke zur Ludwig-Erhard-Straße führt in das Kriminalmuseum. Eine Halle, die ursprünglich den Zweck hatte, die nicht eingelösten Pfänder der dortigen Pfandanstalt zu versteigern, hat keine eigene Nummer. B.) Im südlichsten Stadtteil Weikershof gibt es Höfe mit den Hausnummern 175, 179, 183, 185, 186, 186a,192. Das erscheint schon merkwürdig. Die Lösung: Die Höfe von Weikershof gehörten früher zur Gemeinde Höfen, die wiederum 1899 zum großen Teil Nürnberg zugeschlagen wurde. Der weit entfernt liegende Teil kam zur Stadt Fürth. Die Hausnummern blieben so bestehen. Der große Voit-Hof hat nach wie vor „Weikershofer Straße 179; Völkls wohnen auf Nr. 186/186a und Familie Schmälzlein auf 192.


Literatur

  • Oliver Bender: Die Entwichlung der fränkischen Industriestadt Fürth im 19. Jahrhundert (1800 - 1914), Bamberg 1999

Siehe auch