Martha Krautheimer

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Martha Klara Ehrlich, geborene Landmann, verwitwete Krautheimer (geb. 1875 in Fürth, gest. 1967 in Lugano/Schweiz) stammte aus der Hopfenhändlerfamilie Ernst und Pauline Landmann. Sie war zwei Mal verheiratet, aus beiden Ehen stammten sechs Kinder.

Leben und Wirken

Martha Landmann besuchte die höhere Schule, in der sie u. a. Unterricht in Französisch, Englisch, Musik und Zeichnen hatte. Im Alter von 20 Jahren heiratete die "höhere Tochter" 1895 den Kaufmann Nathan Krautheimer. Die erstgeborenen Zwillinge starben bereits kurz nach der Geburt. Dies veranlasste die Familie Krautheimer vermutlich später, sich für bessere Lebensbedingungen von Kleinkindern einzusetzen. Bis 1901 kamen drei weitere Kinder auf die Welt: Richard, Sophie und Lotte Krautheimer. Als ihr Ehemann 1910 überraschend mit nur 56 Jahren verstarb, hinterließ er ein Testament, in dem u. a. auch 60.000 Mark für einen sozialen Zweck festgelegt waren. Martha Krautheimer zögerte nicht und stiftete der Stadt das Geld zur Errichtung einer weiteren Krippenanstalt. Dabei erhöhte sie den Betrag um weitere 3.500 Mark. Nach Verhandlungen mit der Stadt Fürth um 1910 einigte man sich über das Baufeld in unmittelbarer Nähe zum Nathanstift.[1]

1912 eröffnete sie die von ihrem 1910 verstorbenen Ehemann testamentarisch verfügte Krautheimer-Krippe. Dabei legte sie fest, dass die Einrichtung nicht nur für ehelich geborene Kinder genutzt werden durfte, sondern auch für unverheiratete Mütter und deren Kinder. Zusätzlich unterstützte sie finanziell die Einrichtung regelmäßig, da das Anfangskapital nie für den laufenden Betrieb reichte.

Am 1. März 1913 heiratete Martha Krautheimer in München erneut. Es handelte sich dabei um den Schuhfabrikanten Franz Ehrlich, der die geerbte Firma Krautheimer & Co. - Kurz- und Schuhwaren en gros als Ehrlich Schuhwaren-Compagnie weiterführte. Aus der Ehe stammte der am 17. Mai 1914 geborene Sohn Paul Ehrlich. Gemeinsamer Wohnsitz war zunächst weiterhin das von Nathan Krautheimer erbaute Wohn- und Geschäftshaus Hornschuchpromenade 18, ehe man ab 1918 das neu erworbene Gebäude Uhlandstraße 3 zusätzlich als Sommerhaus nutzte. Die späteren Pläne, eine schlossähnliche Villa in der Hardenbergstraße zu erstellen, konnten auf Grund der finanziellen Schwierigkeiten nie zu Ende geführt werden.

Zeit des Nationalsozialismus

Wie bei allen ehem. jüdischen Stiftern in Fürth wurde auch die Familie Krautheimer durch die Nationalsozialisten bedrängt und verfolgt. Martha Ehrlich emigrierte bereits 1932 nach Schweden zu Verwandten. Das Schuhgeschäft des Ehemanns hatte zuvor Konkurs anmelden müssen, vermutlich bereits durch die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929. Ein Großteil des Geschäftshauses in der Artilleriestraße 40 - 42 ging an den Bayrischen Staat, der diese dann 1932 an Gustav Schickedanz weiter veräußerte.[2] 1935 wurde der Stiftername getilgt, sodass spätestens ab 1938 die Einrichtung nur noch unter dem Namen "Kleinkinder- und Säuglingsheim" firmierte. Erst am 26. Mai 1945 wurde die Einrichtung nach der Stifterfamilie wieder zurückbenannt.

Martha Ehrlich, bereits erneut verwitwet, starb im Alter von 92 Jahren in Lugano in der Schweiz.

Literatur

  • Gaby Franger: Martha Krautheimer, in: Bedeutende Fürther Frauen, Fürth, 2009, S. 14

Lokalberichterstattung

  • Sabine Rempe: Das Lebenswerk von Martha Krautheimer. In: Fürther Nachrichten vom 10. September 2022 (Druckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jüdisches Museum Franken - Krautheimer Krippe, online abgerufen am 12. September 2022 | 20:30 Uhr
  2. Vgl. Gregor Schöllgen: Gustav Schickedanz - Biografie eines Revolutionärs, Berlin Verlag, Berlin 2010, S. 64 f.


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