— eine feine sadie__
Ein skandälchen ist eine feine sache. Es gehört einfach
zum
guten ton, einmal in einen Skandal verwickelt zu sein
und
manchem ist aabei schon geholfen worden. Vor allem macht
es
sich ausgezeichnet,"zutiefst empört" und mit "schwerer sorge
erfüllt" zu sein. Kämpfer für aie gute sache sind beim |volk
schon immer angesehen gewesen; nur hatten die echten
meist
das pech, ihren rühm nicht mehr zu erleben.
Peinlich dagegen ist aer Skandal für den sundenbock. Doch da
von wollte ich gar nicht reden. Wo kämen wir hin, wenn wir uns
um die ehre eines anderen kümmern wollten. Ich sage doch nur:
wir haben wieder einen - einen sündenbock. Was, Sie
können
sich im augenblick nicht denken..? Wo leben Sie denn?
Weiß
man doch schon im tiefsten süaen (wollte eigentlich schreiben
im hintersten Afrika; jedoch bin ich mir nicht ganz sicher,ob
das nicht rassenaiskriminierung wäre) daß prof.
v.d. Heydte
rassenhetze treibt. Ich will mir kein urteil über aie richtig
keit dieser behauptung anmaßen; doch von wollen ist gar nicht
die rede: ich kann nicht, denn inzwischen ist die sache so
weit gediehen, daß sich kein mensch mehr auskennt. Man bedient
sich hier nämlich sehr ansprechender methoden:
Anfang Januar veröffentlichte aer informationsaienst aes so
zialdemokratischen hochschulbundes Zitate v.d. He^dtes,
die
nicht gerade äußerst negerfreundlicn klingen. (Der Informati
onsdienst will diese aussagen belegen können.) Es folgen of
fene briefe an den bayerischen kultusminister und an den Ver
teidigungsminister in Bonn. Die sache bekommt schwung
und
pfiff, v.d. Hekate bezeichnet alles als erlogen. Der Informa
tionsdienst behauptet, daß alles sehr wohl wahr sei, was
er
geschrieben habe, setzt aber heimlich still und leise in einen
satz für "Vorlesungen" das wort "seminarbetrieb"
ein una
stellt somit das gleiche fest wie aer professor in seiner berichtigung, wobei es der fehler des lesers ist, daß nicht zu
bemerken. Es wird feierlich erklärt, daß gegen eine Verfügung
sofort einspruch erhoben würde, die Verfügung kommt, der einspruch unterbleibt. Man wolle seine zeugen noch nicht nennen,
heißt es. Zuvor hatte man bemerkt, daß man jeaerzeit
zeugen
für die aussagen beschaffen könne. Der informationsdienst ver
öffentlieht einen brief v.d. Heydtes an die teilnehmer seines^
seminars, worin er ihnen mit- anspielung auf ein bei ihm abzu
legendes examen wärmstens ans herz legt,zu seinen gunsten aus
Zusagen.
Ich erlaube mir auch zu bezweifeln, ob es der geeignetste weg
ist, in offenen briefen und Zeitungsmeldungen staub aufzuwir
beln, bevor man überhaupt anzeige erstattet hat. Beim
lesen
der polemisierenden berichte kommt dem betrachter unwillkür lieh der verdacht, daß man einen unangenehmen mann mit allen
mittein beseitigen und dem ansehen einer anderen politischen
richtung schaden will. Ich finde dieses methode nicht beson
ders glücklich una fair.
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Soviel ich weiß gibt es gerichte um solche vorwürfe zu prüfen. Ich glaube ferner, daß Verbreiter nationalsozialistischen gedanken^uts bei der vergäbe von zellen bevorzugt werden. Jedenfalls finde ich eine derartige angelegenheit nicht geeignet, in irgend einer weise Stimmung zu erzeugen. Doch - es ist eine feine sache auch einmal berühmt zu werden - fragt sich nur wie-kfortsetzung von s. 6 B&dura versucht die angelegenheit zu bagatellisieren,er vergibt aber, daß dies nicht der erste Vorfall war und daß die beschwerde an das direktorat gerichtet war und somit mit einer direktoratsstrafe hätte geahndet werden müssen. Also liegt es nur im Interesse der Schülerschaft und vor allem im i. in teresse des beschuldigten die angelegenheit unter uns abzu machen. Die weiteren "ausführungen" beruhen auf lächerlichen Über treibungen und Unwahrheiten. Lächerlich ist es vom " bösen, bösen angeklagten", wie Badura sich auszudrücken beliebt, zu anfang gleich einmal ein drittel der klassensprecher wegen "befaneenheit" abzulehnen, an einer schule, an der sowieso j£ der jeden kennt; aus der luft gegriffen ist die behauptung ■ven ier"hand in der tasche" und dem sich angeblich daraus erge benden niederschlag im urteil. Erwähnt muß jedoch werden, daß der beschuldigte durch Verschleierung der tatsachen, die klärung der angelegenheit erschwerte. Weiter möchten wir fest stellen, daß lediglich von einem der klassensprecher ein paar notizen gemacht wurden, an hand derer dem herrn direktor und dem Vertrauenslehrer bericht erstattet worden ist. r. wasilewski
die Schule für Gesellschaftstanz und gesell schaftliche Erziehung
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