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Privatklinik Dr. Burger & Dr. Lang (auch Privatklinik Westvorstadt genannt)
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Das Haus Schwedenstraße 19 war eine Villa im Stil der Neuen Sachlichkeit.

Geschichte

Die in der Westvorstadt gelegene Villa wurde 1930 als eines der ersten Gebäude in der Schwedenstraße für den Fabrikanten Martin Cahn erbaut. Zusammen mit seinem Schwiegervater Hugo Heinemann führte dieser die Fürther Spiegel-Veredelungsfirma Heinemann & Schwarzmann in der Waldstraße 49. Architekt war der bis 1929 bei der Stadt Nürnberg wirkende Oberstadtbaurat Otto Ernst Schweizer, der sich vor seiner Berufung als Professor an die Technische Hochschule Karlsruhe für eine kurze Zeit als freier Architekt in Nürnberg betätigte. Das Wohnhaus Cahn war dabei einer der wenigen Beispiele der Neuen Sachlichkeit im zu dieser Zeit sehr konservativ geprägten Bayern. Während vergleichbare Wohnbauten Otto Ernst Schweizers in Nürnberg allesamt auf Anordnung der örtlichen Baupolizei mit einem Walmdach versehen werden mussten, sah die Fürther Bauverwaltung bei dem geplanten Flachdach ähnlich wie beim Haus Hirschmann jedoch keinen Grund zur Ablehnung des Baugesuchs.[1]

Nach drei Jahren im neuen Haus floh die Familie Cahn schon kurz nach der Machtergreifung 1933 als erste jüdische Familie Fürths ins Ausland. Die Villa in der Schwedenstraße wurde fortan als Privatklinik der beiden Ärzte Dr. Burger und Dr. Lang sowie als Belegkrankenhaus (z. B. vom Kinderarzt Dr. Klaus Hedrich) genutzt. In der Nachkriegszeit, in der sich das Haus im Besitz von Traute Lang befand und Platz für 33 Betten bot, diente das Gebäude unter dem Namen Klinik Westvorstadt auch als Geburtsklinik, in der Frauenärzte aus Fürth und der Umgebung einzelne Bettenplätze buchen konnten.

Zeitzeugenbericht

Das Anwesen Schwedenstraße 19 wurde als Lang'sche Klinik oder Klinik Westvorstadt als Belegkrankenhaus und Geburtsklinik genutzt. Das auf der anderen Straßenseite genau gegenüber liegende Einfamilienhaus Schwedenstraße 12 wurde zeitweise als Schwesternwohnheim genutzt. Irgendwann in den 1970er Jahren wurde der Klinikbetrieb eingestellt und das Anwesen an Herrn Dr. Grießmeier (-mayer; -meyer; -maier?), einem hochrangigen Manager bei Fa. Grundig, verkauft, der dann mit seiner Familie einige Jahre hier gewohnt hat. Nachdem Dr. Grießmeier zu einem neuen Arbeitgeber nach München gewechselt war, wurde das Haus wieder zum Verkauf angeboten. Aufgrund des geforderten hohen Preises stand es längere Zeit leer, bis dann doch ein reicher Teppichhändler aus dem nahen Osten (im Volksmund "der Scheich" genannt) das Anwesen als Standort für seine Aufenthalte in Deutschland erwarb. Er richtete es sich orientalisch und auf hohem Niveau her und wohnte ein bis zweimal im Jahr für jeweils ca. 14 Tage mitsamt seiner Familie (mehrere Ehefrauen plus Kinder) darinnen. In der übrigen Zeit wurde das Anwesen von einem Verwalter betreut.
Nach einigen Jahren war keine Nutzung mehr erkennbar. Das Anwesen wurde irgendwann ab ca. 1985 von der Stadt Fürth als Wohnheim für Aussiedlerfamilien aus Osteuropa (hauptsächlich Russlanddeutsche) verwendet. Jeder Familie wurde ein Zimmer zur Verfügung gestellt, jeweils so lange, bis eine besser geeignete Wohnung gefunden war.
Im Jahr 1992 oder 1993 erwarb die Firma Amann + Partner Bauträger GmbH, Abenberger Str. 26, 91154 Roth das mittlerweile wieder ungenutzte Anwesen wahrscheinlich von der Stadtsparkasse Fürth, welche es vermutlich ersteigert und der Stadt Fürth zur Verfügung gestellt hatte, um den Klinikbau abzureißen und durch zwei Stadtvillen mit je sechs Eigentumswohnungen zu ersetzen. (Die Wohnungen wurden bereits im Oktober 1993 je nach Größe für 500.000,- DM bis 730.000,- DM in den Fürther Nachrichten beworben). Der Beginn der Abrissarbeiten war für den 8. Dezember 1993 angekündigt.
Nach Klärung einiger baurechtlicher Fragen (insbesondere bzgl. erlaubter Dachhöhe und Geschosszahl, aber auch Natur- und Gewässerschutz) konnten die beiden neuen Stadtvillen zusammen mit einer Tiefgarage errichtet und im Herbst 1994 eingeweiht werden. Zur Wahrung der Maximalhöhe sind die Häuser etwas tiefer gesetzt, so dass die Erdgeschosswohnungen unterhalb des Außenniveaus liegen. Das linke Haus bekam die Adresse Schwedenstr. 15 zugeteilt, das rechte Schwedenstr. 17. Die Nummer 19 ist z.Zt. unbelegt. Einige der Wohnungskäufer bzw. Interessenten haben einen besonderen Bezug zu dem Anwesen, da sie in der Klinik Westvorstadt zur Welt gekommen sind (Motto: "Da, wo ich geboren bin, da möchte ich auch wohnen"). Die Fa. Amann + Partner existiert wohl nicht mehr. Gerüchte besagen, dass dieses Vorhaben letztendlich zur ihrer Insolvenz geführt haben soll.[2]
Nach dem Kauf des Hauses durch die Firma Grundig bzw. deren Manager Grießmeier wurde der Bau fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Es wurde ein Vorbau und ein Hallenbad angebaut, sowie neue Terrassen.
Der „Scheich“ hatte nicht „mehrere“, sondern zwei Frauen (nach eigener Aussage eine arrangierte Ehe und die zweite „for love“) Das Haus wurde im September 92 zwangsversteigert. Es lagen Schulden bei der Sparkasse von 740 000 DM vor ohne Zinsen. Das Mindestgebot lautete 825.000,00 DM. Den Zuschlag erhielt eine Firma „Mentis Management“ aus Nürnberg für 1.35 Mio. DM. Dieser Eigentümer wollte wohl eine neue Villa auf dem Anwesen bauen, überlegte es sich dann aber anders und bot die Immobilie auf dem Markt an, sodass nun die Fa. Amman zum Zuge kam.
Ich (Dieter Schaefer) kam in der Langschen Klinik zur Welt, habe aber nicht aus Nostalgiegründen dort eine Wohnung gekauft. Wer von den Erstbesitzern der Wohnungen noch dort geboren ist, weiß ich nicht.
Die Pleite der Firma Amman (Doppel-M!) und Partner ging nicht auf das Bauvorhaben in Fürth zurück, sondern auf ein Immobiliengeschäft in den neuen Bundesländern (Leipzig), durch das sie sich übernommen hatte.[3]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Immo Boyken: Otto Ernst Schweizer - 1890-1965 - Bauten und Projekte, Verlag Axel Menges, Stuttgart 1996, S. 154
  2. Jochen Neumann, Schwedenstr. 12, Fürth, 5. Juli 2022
  3. Margit und Dieter Schaefer, Schwedenstr., Fürth, 25. Oktober 2022

Siehe auch

Bilder