Der "Fürther Grafflmarkt" ist ein traditioneller Flohmarkt und einer beliebtesten Veranstaltungen in der Stadt Fürth. Er findet zweimal jährlich am Freitag und Samstag in der Fürther Altstadt statt.

Der Grafflmarkt im September 2013

Lage

Der Markt erstreckt sich zwischen Gustavstraße, Königstraße und Löwenplatz. Ursprünglich lag das Marktgebiet weiter im Norden über die Heiligenstraße zur Kapellenstraße. In den 1990er Jahren wurde es Richtung Süden verlegt, über die Königstraße auf den Löwenplatz.

Entwicklung

"Trödelmarkt", der Vorläufer im 19. Jahrhundert

 
Trödelmarkt mit Zwangsversteigerungen

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts trat das Phänomen Trödelmarkt in Fürth auf, damit auch gleich Beschwerden. So schien z.B. der Trödelhandel zu einer ungeliebten Konkurrenz für das Handwerk zu werden[1]. Auch über die Erscheinungsform provisorischer Holzkisten und die ständige Ausweitung[2] wurde Klage geführt. Der Trödelmarkt war anfänglich in der Lilienstraße zu Hause.[3]
Eine Gerichtsverhandlung des Jahres 1866 weist daraufhin, dass Hehlerware auf dem Markt auftauchte.[4] Ab 1870 begleiteten Zwangsversteigerungen anhaltend das Marktgeschehen. Zur Liquidation kamen Einrichtungsgegenstände (Bett, Tisch, Stuhl, Sofa, Sessel, Kommode, Kleiderschrank, Standuhr, Spiegel, Geschirr, Nähmaschine, Spielwaren, Gemälde, sogar Fuhrwagen und Schreinereibedarf). Die nahezu wöchentlichen Versteigerungen des Gerichtsvollziehers lassen den Schluss zu, dass der Trödelmarkt eine beständige Einrichtung über das Jahr war. Zudem waren für den Trödelhandel eine Konzession vonnöten.[5]

Kontroverse Diskussionen im Stadtrat machten eine schließlich die Bildung einer Kommission im Jahr 1873 erforderlich, die für die Neuorganisation des Trödelmarktes zuständig war. Diese Kommission kam zu dem Schluss: "daß eine gänzliche Aufhebung des Trödelmarktes nicht im Interesse des Publikums liege ... es wünschenswerth erscheine, daß die Trödlerverkaufsplätze auf einem Platz, wo sie die Passage nicht hemmen, vereinigt würden, als welcher Platz der Löwenplatz vom Schulhof an mit Liliengasse bis zum Eingang der Rednitzstraße sich eignen würde."[6] Weiters wurde angeregt dagegen Verkaufsplätze in der Theaterstraße und Mohrenstraße nicht mehr zu zulassen. Außerdem sollte eine Gebühr von 12 kr. pro Monat erhoben werden.[7]




 
Poster, 1990

"Grafflmarkt", die Fortsetzung seit 1975

Der Grafflmarkt wurde erstmalig am 7. Juni 1975 auf Initiative des Altstadtverein St. Michael abgehalten, um dem damals vernachlässigten Altstadtviertel mehr Attraktivität zu verleihen. Zunächst er einmal jährlich, ab 1976 zweimal im Jahr statt.[8] Die Organisation und Durchführung des Grafflmarktes wurde durch den zunehmenden Andrang und Größe vom Altstadtverein an die Stadt Fürth übergeben, so dass heute das Marktamt die Planung und Durchführung des Grafflmarktes durchführt.

In den Jahren 2020 und 2021 musste der Grafflmarkt pandemiebedingt jeweils aussetzen. Der erste Grafflmarkt nach der COVID-19-Pandemie fand wieder im Juni 2022 statt.

Bezeichnung

Die Bezeichnung "Grafflmarkt" kommt vom fränkschien Wort Graffl, was hochdeutsch in etwa "Gerümpel" oder "Ramsch" bedeutet und den Flohmarktcharakter der gehandelten Waren beschreiben soll.

Standbereiche

In den Bereichen Gustavstraße, Waagplatz und -straße, Königstraße und Marktplatz sind Reservierungen der Standflächen erforderlich, während Löwenplatz, Geleitsgasse und ehemals am Paisleyplatz gegen eine Gebühr von derzeit 5 Euro/qm (Stand 2013) frei belegbar sind. Seit 2014 werden die Standflächen über ein Online-Portal vergeben.

Schankzeitendebatte

Aufgrund der Schankzeitendebatte in der Gustavstraße ist auch der Grafflmarkt ins Visier der Gerichte geraten.[9] Insbesondere die längeren Öffnungszeiten während des Grafflmarktes im Frühjahr und das damit verbundene hohe Besucheraufkommen in den späten Abendstunden, gepaart mit den längeren Ausschankzeiten in der Gustavstraße, haben einige Anwohner und Hausbesitzer zum Anlass genommen, die Veranstaltung bzw. deren Öffnungszeiten in Frage zu stellen. In einer längeren gerichtlichen Auseinandersetzung über die Ruhezeiten in der Gustavstraße gaben die Richter den klagenden Anwohnern recht, so dass der Grafflmarkt kurzfristig im Herbst 2014 kurz vor dem Scheitern stand. In der Folge kam es zu einigen Protestveranstaltungen über eine evtl. geplante Schankzeitverkürzung.[10] In einem Moderationsverfahren der Stadt Fürth mit den klagenden Anwohnern einigte man sich im Dezember 2014 in einem "Kompromiss-Papier" auf neue Öffnungs- und Schankzeiten, in der die Stadt Fürth u.a. für den Erhalt des Grafflmarktes bereit war, den klagenden Anwohnern weitesgehend entgegenzukommen.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • deg: Feiern, Feilschen und Flanieren: Der 75. Fürther Grafflmarkt. In Fürther Nachrichten vom 19. September 2014 - online abrufbar
  • Hans-Joachim Winckler: Fürther Grafflmarkt zog die Menschen trotz des Regens in die Altstadt. In: Fürther Nachrichten vom 24. Juni 2022 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe Beschwerde in Fürther Tagblatt vom 4. November 1852; diese Konkurrenz scheint eine Anzeige im Fürther Tagblatt vom 19. Dezember 1862 sogar zu bestätigen
  2. siehe Beschwerde in Fürther Tagblatt vom 27. Mai 1873
  3. was aus Anzeigen im Fürther Tagblatt vom 26. Juni 1864 oder vom 24. November 1864 geschlossen werden kann.
  4. siehe dazu Fürther Tagblatt vom 4. September 1866
  5. siehe Fürther Tagblatt vom 1. Mai 1868
  6. Fürther Tagblatt, 22. August 1873
  7. ebenda
  8. Altstadtverein St. Michael Chronik 1974 - 1995 - online abrufbar
  9. Johannes Alles: München bestätigt frühen Ausschankstopp beim Grafflmarkt. In Fürther Nachrichten vom 18. September 2014 - online abrufbar
  10. FN: Die Gustavstraße protestiert gegen verkürzte Ausschankzeiten beim Grafflmarkt, in Fürther Nachrichten vom 20. September 2014 - online abrufbar

Bilder