Der Festsaal (Parkhotel) ( Rudolf-Breitscheid-Straße 15) ist ein traditionsreicher und denkmalgeschützter Saal im Parkhotel

Saal des Parkhotels beim Kanaltag 1915, Gast war auch Ludwig III.
Fassade des Festsaals von der Moststr. aus gesehen (2012)

Im Zuge des Projekts Neue Mitte II droht der vollständige Abriss.

Geschichte

Nutzung als Festsaal

 
Der Festsaal im Schnitt (Zeichnung).
 
Konstruktion Saaldecke und Seitenwand (Zeichnung).
 
Unter die Stuckdecke wurde 1954 eine Leichtbaudecke gehängt. Die Stuckdecke ist heute noch vorhanden und weitgehend unbeschädigt.

An Stelle eines Eckhauses von 1846 errichteten die namhaften Leipziger Architekten Georg Weidenbach und Anton Käppner 1887/88 an der Ecke Weinstraße/Friedrichstraße das "Hotel National" als historistischen Sandsteinbau mit dominierenden Eckturm. Zum Hotel gehört ein nördlich zur Moststraße anschließendes Rückgebäude, in dessen ersten Stock ein Festsaal eingerichtet wurde. Der dreigeschossige Saalbau mit Walmdach wurde ebenfalls im Stil der Neorenaissance ausgeführt. Der Saal wird sowohl vom Hotelgebäude wie auch von der Moststraße über zwei hinter den Risaliten befindlichen Treppenanlagen erschlossen. Im Saal ist mit Pilasterstellungen, Blendarkadenreihen und einem umlaufenden, mehrteiligen verkröpften Gesims ausgestattet. Auf einer Schmalseite befinden sich die Bühnennische und eine Empore. Abschnitte der Baugestaltung, die Stukkaturen, insbesondere die Medaillons mit Darstellungen von Künstlern, sind inzwischen durch Umnutzungen, Umbauten und mutwilliger Zerstörung verloren gegangen.

Im Saal war regelmäßig Schauplatz von Festakten, Galaveranstaltungen und offizielle Festlichkeiten der Stadt. Am 15. Mai 1895 und am 29. November 1909 (anlässlich der Eröffnung des Nathanstifts) sowie 1911 nahm Prinz Ludwig (der später letzte bayerische König Ludwig III., als solcher dann nochmals 1915 ) hierbei teil, Festmahle zum Geburtstag des Prinzregenten Luitpold fanden ebenfalls wiederholt im Saal statt. Der Raum bot etwa 1.000 Personen Platz, bei Bestuhlung immerhin noch 560 und selbst bei Tisch und Stuhl konnten noch 530 Personen Platz finden. 1904 diente der Saal erstmals für Filmvorführungen. 1913 wechselte der Besitzer des Hotels, was einige bauliche Veränderungen und die Umbenennung in „Parkhotel“ die Folge hatte, gleichzeitig entstand im Erdgeschoss unter dem Saal ein dauerhaftes Kino unter wechselndem Namen ("Luitpold-Lichtspiele", Park-Lichtspieltheater").

Nutzung als Kino

Zur Erweiterung des Kinobetriebs entstand 1949 im Saal mit dem "Admiral-Theater" das zweite Kino (604 Plätze) im Hotel, wobei die Innenarchitektur nicht nur erhalten, sondern auch noch offen sichtbar war. Das Glasdach in der Eisenkonstruktion an der Decke wurde lediglich mit Planen abgedeckt, war aber noch zu sehen. 1953 wurde im Hotelrestaurant mit dem „Bambi“ ein drittes Kino im Hotel eingerichtet.

Im Jahre 1954 wurde der Saal im Stil der damaligen Zeit umgestaltet, die Stuckdecke durch eine abgehängte Decke in Leichtbauweise und die Stuckwände mit dekorativen Elementen (z.T. Stoff überspanntes Schilf) verdeckt. Die Eisenkonstruktion des Daches mit seinem großzügigen Oberlicht war für die Festsaalnutzung vorteilhaft gewesen, für den Kinobetrieb jedoch nicht brauchbar und wurde so zunächst 1949 mit Planen verdeckt, um 1954 auch mit Pressspanplatten verbaut zu werden. Die beeindruckende Metallfachwerkkonstruktion und der Deckenstuck sind jedoch nach wie vor vorhanden. Heute sind in anderen Städten solche Festsäle verschwunden oder zur Unkenntlichkeit überformt. Der dann bis 1974 als Kino genutzte Saal ist heute noch weitgehend erhalten, wurde jedoch seit 1974 stark verändert (Einbau eines Lagerraumes).

Gegenwart: Schicksal in der Neuen Mitte

Im Zuge der Neubebauung für die "Neue Mitte I" sollte der Saal (nach vorherigem Abbruch) rekonstruiert werden und Platz für Gastronomie bieten - die Planung scheiterte jedoch.

Zerstörung der Medaillons

 
Medaillons und Stuck, Zustand im Jahre 2008.
 
Vorsätzlich abgeschlagener Stuck und zerstörte Medaillons.

Im Februar 2010 wurde bekannt, dass die noch im Festsaal vorhandenen, originalen Stuckmedaillons durch Unbekannte zerstört wurden. Die Zerstörungen blieben trotz gegenteiliger Ankündigungen seitens der Stadt ungeahndet. Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung hatte sogar die "Höchststrafe" gefordert, die bei Verstößen gegen das Denkmalschutz verhängt werden kann (laut Jung 250.000 Euro). Im Zentrum der Ermittlungen stand ein Mitglied der Eigentümergemeinschaft des Hotels, der vor Ort das Management leitete. Als das Verfahren nicht weiter verfolgt wurde, entstand der Verdacht, dass die Stadt das Gebäude günstiger erhalten habe (s.u.), um im Gegenzug den früheren Eingentümer ungeschoren zu lassen. Oberbügermeister Jung wies diesen Verdacht jedoch zurück.[1] Zum 30. September 2010 wurde das Parkhotel geschlossen und Ende 2010 einschließlich Saal an die Stadt Fürth verkauft.

Zwingende Beachtung des Denkmalschutzes für Festsaal ausgesetzt

In der Ausschreibung für die Neue Mitte II wurde den Bewerbern ausdrücklich übermittelt, dass "die Beachtung des Denkmalschutzes" eine "zwingende Vorgabe" sei, womit auch der unter Denkmalschutz stehende Saal gemeint war.[2] Der Investor MIB zeigte in seiner Präsentation im Juli 2011 zwar mehrere Darstellungen des Einkaufszentrums mit Festsaal, gab aber an, vom Festsaal lediglich die Außenfassade zur Moststraße erhalten zu wollen ("MIB wiederum möchte die „wunderschöne Fassade“ zur Moststraße hin stehen lassen") .[3] Vertreter von MIB versprachen jedoch zu prüfen, ob der Saal doch erhalten werden könne.

Bewertung durch das Landesamt für Denkmalpflege

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bestätigte mit einer ausführlichen Stellungnahme vom 24. November 2011 nochmals ausdrücklich die Denkmaleigenschaft des Saales. Das Landesamt für Denkmalpflege urteilte: "Das Fürther Festsaalgebäude steht exemplarisch für diesen Bautypus der Gründerzeit. Der einstige Glanz, Luxus und Komfort lässt sich bis heute nachvollziehen. Trotz aller Veränderungen handelt es sich bei dem Festsaalgebäude um eine der selten erhaltenen, künstlerisch anspruchsvoll in Formen der Neurenaissance gestalteten Bauten des späten 19. Jahrhunderts, der beispielhaft die Entwicklung großstädtischer Architektur veranschaulicht. Hervorzuheben ist darüber hinaus die Tragwerkkonstruktion des Saales. Den beiden Planern gelang es, einen stützenfreien Raum mit großer Spannweite zu schaffen. Eine Dachkonstruktion aus Stahlfachträgern überspannt den Raum, zur Belichtung des Saales diente vor der Kinonutzung das Glasdach. Diese Konstruktionsweise war für ein Festsaalgebäude zu seiner Bauzeit sehr modern und war von Industrie- und Ausstellungsbauten abgeleitet. Obwohl die Saaldecke heute mit Spanplatten abgeschlossen ist, ist die Eisenkonstruktion mit den Glasoberlichtern von 1887/88 erhalten geblieben und stellt eines der selten erhaltenen Stahlfachwerke des späten 19. Jahrhunderts dar" .[4]

Ankündigung des Abrisses einschließlich Saal und Fassaden

 
Aus der Präsentation des MIB-Konzeptes im Juli 2011, rechts der Festsaal als Bestandteil des Einkaufszentrums.

MIB Geschäftsführer Laule kündigte jedoch Anfang März 2012 an, dass das Parkhotel einschließlich Saal abgerissen werde[5] und kurz darauf hieß es: "Wenn — voraussichtlich nach dem Ende der Kirchweih — die Abbrucharbeiten beginnen, wird deshalb nur ein niemals in Frage gestellter Bestandteil verschont: die gut erhaltene historische Fassade an der Moststraße"[6] (wobei aus dem FN-Artikel nicht klar hervorgeht, ob die Äußerung bezüglich der Erhaltung der Fassade von MIB Geschäftsführer Uwe Laule oder vom Verfasser des Artikels stammt). Uwe Laule behauptete weiterhin laut FN vom 15. März 2012, es sei im Saal „keine denkmalwerte Substanz mehr erhalten“, was jedoch dem Fachurteil des Landesamtes für Denkmalpflege widerspricht (siehe vorhergehenden Absatz).

MIB hatte im Auswahlverfahren angegeben, die Außenfassade zur Moststraße erhalten zu wollen (laut Fürther Nachrichten vom 8. Juli 2011: "MIB wiederum möchte die „wunderschöne Fassade“ zur Moststraße hin stehen lassen")[7] und eine nochmalige Prüfung versprochen, ob und inwieweit der Festsaal vielleicht doch erhalten werden könne.

Proteste gegen Abrisspläne

 
Fassade des Festsaals von der Moststr. aus gesehen (2012)

Die Abrisspläne zum Saal führten zunächst zu einem Protest seitens Stadtheimatpfleger Alexander Mayer in Form eines Leserbriefes an die Fürther Nachrichten, in dem aber die Entscheidung zugunsten MIB unter dem Strich nicht in Frage gestellt wurde. Der Leserbrief wurde jedoch zu einem redaktionellen Artikel verwendet, in dem in erster Linie Stadtbaurat Krauße und Verteter von MIB zu Wort kamen und zudem noch behaupteten, sie seien überrascht vom Vorstoß des Stadtheimatpflegers. Stadtbaurat Krauße bezeichnete Diskussionen um den Saal und damit um die rechtlich vorgesehene Beteiligung des Denkmalschutzes bei Abrissanträgen als "Nachkarten" (später behauptete er jedoch, sich schon immer für den Saal eingesetzt zu haben, s.u.).[8]

Die Bürgerinitiative "Eine Bessere Mitte für Fürth" schloss sich mit einer entsprechenden Erklärung dem Protest [9] an und verwiesen wie der Stadtheimatpfleger darauf, dass sie immer für den Erhalt des Saales eingetreten seien und von daher der Protest nicht überraschend sein könne.

Keine rechtlich vorgeschriebene Abwägung gemäß Denkmalrecht

 
Fassadendetail des Festsaals von der Moststr. aus gesehen (2012)

Im Stadtrat betonten zwar die Sprecher der großen Fraktionen, dass man sich über den Erhalt des Saales zwar freuen würde, aber keinesfalls das Projekt mit einer entsprechenden Forderung gefährden wolle. Stadtbaurat Krauße kündigte an, dass es keine rechtsstaatlich vorgesehene ergebnisoffene Abwägung geben wird, man werde sich "in diesem Fall auch über den zu erwartenden Widerstand des Landesamts für Denkmalpflege hinwegsetzen [...] Das habe die Stadt im Prinzip schon getan, als die Erhaltung des Saals im Rahmen der Ausschreibung nicht als zwingend erforderlich eingestuft worden sei." [10] Letzters ist unrichtig, da die Ausschreibung die zwingende Beachtung des Denkmalschutzes enthielt (s.o.). Die Aussage von Stadtbaurat Krauße - Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde, die über den Abriss entscheidet - zeigt deutlich, dass das Ergebnis der gesetzlich vorgeschriebenen, ergebnisoffenen Abwägung schon feststeht und somit keine Absicht besteht, eine solche Abwägung ernsthaft vorzunehmen (vgl. dazu das Bay. Denkmalschutzgesetz, Art. 6).

Protest des Denkmalnetzes Bayern

Das Denkmalnetz Bayern - eine Vereinigung von 80 Initiativen im Denkmalschutz - schrieb am 31. Mai 2012 Oberbürgermeister Thomas Jung und am Folgetag MIB Geschäftsführer Dr. Alexander Schlag an und protestierten hierbei ebenfalls gegen den drohenden Abriss. Kopien der Schreiben gingen unter anderem an den Regierungspräsidenten Dr. Thomas Bauer, an Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch und an Generalkonservator Prof. Dr. Egon Greipl.[11]

In Stellungnahmen gegenüber den Fürther Nachrichten bezüglich des Schreibens des Denkmalnetzes lehnte Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung weitere Diskussionen über den Saal generell ab, Stadtbaurat Krauße behauptete überraschend, er habe "sich bemüht [...], den Erhalt des Saals zur Auflage für den Bauherrn zu machen" - von einem Engagement Kraußes für den Saal war zuvor nichts bekannt. MIB Geschäftsführer Laule äußerte: "Ein Erhalt des Saals hätte Auswirkungen auf die Planung der Fluchtwege, der Anlieferung und der Verkaufsflächen. Die Nutzungsmöglichkeiten wären eingeschränkt und eine Ertragsreduktion wäre zu erwarten." Dies ist insofern ebenfalls zweifelhaft, als in den ursprünglichen Konzepten und den entsprechenden Darstellungen von MIB der Saal enthalten war. [12]

Bekannte Besucher und Veranstaltungen

  • 15. Mai 1895: Prinz Ludwig.
  • 29. November 1909: Prinz Ludwig (anlässlich der Eröffnung des Nathanstifts)
  • 5. Juni 1915: König Ludwig III. von Bayern anlässlich des "Kanaltages" .
  • in der Zeit der Räterepublik Fürth vom 9. November 1918 bis zum 11. April 1919 tagte hier der Exekutivausschuss des Fürther Arbeiter- und Soldatenrates.
  • 13./14. März 1927: Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden.


Lokalpresse

  • Fränkische Tagespost Nr. 154/August 1954.
  • Nordbayerische Zeitung vom 14. August 1954.
  • Wertvolles Kulturgut sinnlos zerstört. In: Fürther Nachrichten vom 16. Juli 2010 - FN
  • Kunstfrevel bleibt ohne Folgen. In: Fürther Nachrichten vom 01. April 2011 - FN
  • Schicksal des Hotel-Saals ist besiegelt. In: Fürther Nachrichten vom 15. März 2012 - FN - Artikel und zahlreiche Online-Leserbriefe.
  • Keine Lobby für den Festsaal. In: Fürther Nachrichten vom 29. März 2012 - FN - Artikel und zahlreiche Online-Leserbriefe.
  • Claudia Ziob: "Der Festsaal muss bleiben". In: Fürther Nachrichten vom 03. Juni 2012 - FN

Siehe auch

Weblinks

  • Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 71, S. 5 ff.
  • Stellungnahme der Bürgerinitiative "Eine bessere Mitte für Fürth" zum Festsaal bzw. "Kaisersaal" im ehemaligen Parkhotel vom 22. März 2012 - bmf
  • MIB - steht der Investor zu seinem Wort?. Online-Artikel bei Fuerther-Freiheit.info

Einzelnachweise

  1. Wertvolles Kulturgut sinnlos zerstört. In: Fürther Nachrichten vom 16. Juli 2010 - FN; Kunstfrevel bleibt ohne Folgen. In: Fürther Nachrichten vom 01. April 2011 - FN]
  2. Bündnis 90/Die Grünen (15. März 2011): Dringlicher Antrag zur Stadtratssitzung am 16. März 2011 und entsprechender Beschluss des Stadtrates vom 16.03.2011, TOP 21.2 (einstimmig): "...bei Ziffer 4.3.4 Städtebauliche Vorgaben die Formulierung „Weitere zwingende Vorgabe ist die Beachtung des Denkmalschutzes“ beizubehalten, in der Anlage 7 zur Aufgabenbeschreibung – Zwingende Vorgaben der Stadt Fürth unter Ziffer 4.3.4 die Formulierung „Beachtung des Denkmalschutzes“ beizubehalten."; FN v. 18.03.2011
  3. FN v. 08.07.11
  4. Schreiben von Dr. Detlef Knipping, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, an die Stadt Fürth, Bauaufsicht/Denkmalpflege, vom 24.11.2011.
  5. FN v. 11.03.2012
  6. FN v. 15.03.12: Schicksal des Hotel-Saals ist besiegelt
  7. FN v. 08.07.11
  8. FN v. 15.03.2012
  9. Erklärung vom 22.03.2012
  10. FN v. 29.03.2012
  11. Schreiben von Meike Gerchow, Sprecherin des Denkmalnetzes Bayern vom 31.05. und vom 01.06.2012.
  12. FN v. 03.06.2012.
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