Die prächtige Villa Königswarterstraße 20 zählt zu den aufwendigsten Beispielen der Jugendstil-Baukunst in Fürth. Berühmtheit erlangte sie durch die erste Fürther Hausbesetzung am 18. Januar 1981.

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Baugeschichte

Die dreiseitig freistehende Ville wurde 1909/1910 für den Bauunternehmer Karl Gran jr. von Architekt Georg Gross im barockisierenden Jugendstil geschaffen.

Dr. Heinrich Habel beschreibt die Villa wie folgt:

Die vor allem dem Barock entlehnten Formen sind frei, in Hauptsache jugendstilmäßig abgewandelt und zugleich im Sinne einer zeitgemäßen Tendenz zur Monumentalität ins Üppige gesteigert. Der malerisch-asymmetrische Baukörper erweckt mit seiner gedrängten plastischen Formenvielfalt den Eindruck äußerster Unruhe.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg bewohnte der Papierfabrikant Geheimrat Max Ellern-Eichmann die Villa.

Hausbesetzung 1981

 
Foto von der besetzten Villa 1981: "Lieber instandbesetzen statt kaputtbesitzen".[2]

Anfang der 1980er Jahre sollten die Villen Königswarterstraße 20 und 22 nach dem Willen des Eigentümers einem fünfstöckigen Hotel-Neubau mit Hochgaragen weichen. Die Stadt Fürth behauptete zwar die Häuser erhalten zu wollen, wollte aber nicht vom Bebauungsplan 302 abrücken, der einen Abriss der beiden Villen zulässt. Zeitgleich sollte auch mit dem Geismann-Areal denkmalgeschützte historische Bausubstanz verschwinden, die zu diesem Zeitpunkt Jugendtreffpunkte beheimatete.

Um in dieser Sache ein Zeichen zu setzen, die Villa vor dem drohenden Abriss zu retten und dort eine selbstverwaltete, altersübergreifende Begegnungsstätte einzurichten, wurde das Gebäude Königswarterstraße 20 am Sonntag, den 18. Januar 1981 gegen Mittag besetzt. Vordringliches Ziel der Hausbesetzung war es, die Öffentlichkeit auf die Praktiken der Haus- und Grundstücksspekulanten hinzuweisen und die unglaubwürdige Haltung der Stadt Fürth an den Pranger zu stellen.

Nach dem Eindringen in das leerstehende Gebäude wird eine erste Presseerklärung herausgegeben. Zum weiteren Verbleib in der Villa werden eine provisorische Küche sowie ein Schlafraum eingerichtet und ein Ofen angeschlossen. Im ersten Stock eindringendes Wasser wird in Eimern aufgefangen. Ein Notstromaggregat versorgt die Aktivisten, da Oberbürgermeister Kurt Scherzer die Belieferung mit Strom und Wasser im Namen der Stadt verweigert. In Vollversammlungen wurden die Positionen und das weitere Vorgehen der Gruppe bestimmt.

 
"Kältefrühstück" am 24. Januar 1981, dem Samstag nach dem Auszug der "Instandbesetzer".

Während der Stadtrat die Aktivisten bei der Übergabe der Forderungen wütend beschimpfte, auch weil die Delegation der Besetzer sich eigenmächtig des Mikrofons in der Stadtratssitzung bemächtigte, stieß das Anliegen bei Teilen der Bevölkerung auf Verständis und Interesse: Viele Fürther nutzten das Angebot der Besetzer sich, das auch im Inneren kunstvoll ausgestaltete, Baudenkmal im Rahmen von Führungen anzusehen. Solidaritätsbekundungen wurden von den Grünen, der DKP, den Deutschen Jungdemokraten und den Falken veröffentlicht[2].

Auch der Eigentümer ließ zunächst verlauten er habe "sogar einige Sympathien" für die "ganz netten jungen Leute", ehe er dann am 20. Januar in Begleitung des Polizeichefs das besetzte Baudenkmal besuchte um anzudrohen, dass er Strafantrag wegen Hausfriedensbruch stellen werde, solle das Gebäude nicht innerhalb von 24 Stunden freigegeben werden[3]. Am Mittwoch, 21. Januar wurde der Strafantrag gestellt, die Polizei stellte ein Ultimatum bis 20 Uhr.

An der Vollversammlung der Instandbesetzer nahmen rund 100 Personen teil. Unter dem Slogan "Wir wollen keine Gewalt, keine Krawalle - nur dies Haus" wurde der Auszug beschlossen. Eine Minute vor Verstreichen der Frist leuchteten hinter allen Fenstern des Gebäudes Kerzen. Hinter dem Transparent "Wir weichen der Staatsgewalt" zog die Gruppe durch die Innenstadt[4].

Mit der selben Motivation einerseits das bedeutende Baudenkmal zu retten und andererseits Räume für die Jugend der Stadt zu gewinnen wurde am 11. April des selben Jahres auch das Hauptgebäude der leerstehenden Brauerei Geismann (Geismann-Bräustübl) mit dem Slogan "Das Geismannareal uns und nicht den Baggern" besetzt, jedoch schon am selben Tag wieder freigegeben[5].

Restaurierung 1987

Lokalpresse

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dr. Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, S. 234
  2. 2,0 2,1 "Dokumentation einer Hausbesetzung in Fürth", 1981.
  3. "Ein Ultimatum gestellt", Fürther Nachrichten vom 21. Januar 1981
  4. "Die Besetzer zogen ab", Fürther Nachrichten vom 22. Januar 1981
  5. "Geismann-Areal besetzt", Fürther Nachrichten vom 13. April 1981, S.37