Paulus Weber

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Paulus Weber (geb. 18. April 1844 in Großgründlach; gest. 7. Mai 1894 in Nürnberg)[1] war ein aus Großgründlach stammender Zimmer- bzw. Baumeister, der von 1888 bis 1890 in Fürth lebte und hier nach heutigem Verständnis auch als Architekt wirkte.

Leben

Er kam als dritter Sohn des Tagelöhners Michael Weber (1798–1877) und seiner Ehefrau Kunigunde, geborene Haas (1809–?) zur Welt.

Sein ältester Bruder Friedrich Weber (geb. 22. September 1837) starb im Dezember 1848 „in Folge eines unvorsichtigen Flintenschusses von Seiten eines hiesigen Sonntagsschülers, im Krankenhaus zu Erlangen nach erfolgter Amputation des linken Oberschenkels“ – der Bauer J. Ermann zu Herboldshof hatte fahrlässig seine geladene Jagdflinte in der offenen Haustenne von Bäcker Sippel stehen gelassen. Der unglückliche Schütze Johann Paulus Gnad wurde mehrere Wochen vermisst und schließlich in der Rednitz ertrunken gefunden. Der andere Bruder Georg (geb. 27. Juni 1840) verstarb ledig bereits im Juni 1871.[2]

Paulus Weber erlernte das Zimmerhandwerk. Als junger Zimmergeselle arbeitete er auch kurze Zeit in Fürth, in den Monaten Juni und Juli 1865 war er beim Zimmermeister Andreas Kanzler in Arbeit.[1] In seiner Jugend kam er mit dem Gesetz in Konflikt: Im August 1867 wurde er wegen Schlägerei, Ruhestörung und Polizeistundenübertretung zu fünf Tagen Arrest und einer Geldstrafe in Höhe von 30 Kreuzern verurteilt. Im September gleichen Jahres stand Weber wegen Misshandlung vor dem kgl. Bezirksgericht Fürth[3], wurde aber wohl freigesprochen. Freispruch erfolgte ebenso im Januar 1871, als er wegen Anschuldigung eines Vergehens der Körperverletzung, begangen an dem Wagnermeister G. Fischer von Reutles, wiederum vor dem Bezirksgericht stand.[4]

Etwa 1872/74 wurde Weber Zimmermeister und heiratete alsbald. Wenige Jahre später, am 20. September 1878, verurteilte ihn das Kreis- und Landgericht Erlangen wegen „Baupolizeiübertretung“ zu einer Geldstrafe von 14 Mark, ersatzweise zu drei Tagen Haft.[5]

Bald wurde er als Baumeister bezeichnet, war also berechtigt auch Arbeiten eines Maurermeisters auszuführen; gelegentlich wurde Weber aber auch als Maurermeister tituliert. Er errichtete in Großgründlach eine eigene Ziegelhütte, wo sie sich befand ist unbekannt. Am 11. Mai 1884 brach im Dachstuhl über dem Ziegelofen Feuer aus, das glücklicherweise sofort gelöscht werden konnte, da gerade die Pflichtfeuerwehr in der Übung war.[6] Als Inhaber einer Baufirma und einer Ziegelei beschäftigte Weber „weitaus die Mehrzahl aller Maurer, Zimmerleute und Taglöhner“ aus dem Ort. Daneben fand er auch Zeit, Gedichte zu verfassen, so über seine Freunde Ulrich Schüpferling (1843–1871)[7] und Georg Zehgruber (1842–1917)[8].

Im Sommer 1880 eröffnete Paulus Weber offiziell sein Gasthaus „Zu den drei Linden“ im 1876 neu erbauten Haus in der Haßfurter Straße 3. Da er bereits 1877 eine Kegelbahn errichtete, dürfte er in der Wirtschaft schon ein paar Jahre früher ohne Genehmigung Bier ausgeschenkt haben, wobei seine Beschäftigten wohl auch zu den Kunden zählten. Bereits 1882 gab er das Baugeschäft in Großgündlach auf, beendete nach dem Tod seiner Ehefrau 1888 auch seine örtliche Tätigkeit als Baumeister, schloss die Ziegelei, verkaufte die Gastwirtschaft und zog im Mai des Jahres nach Fürth.[2][9]

Weber wohnte nun im ihm gehörenden Mietshaus in der Erlanger Landstraße 3 e (ab 1890 Erlanger Straße 95), meldete sich am 1. Juni 1888 im Einwohneramt an und stellte mit Schreiben vom 6. Juli beim Stadtmagistrat ein Gesuch um Verleihung des Fürther Bürgerrechts und Ausfertigung eines Verehelichungszeugnisses. Hierbei übergab er Urkunden und Zeugnisse einschließlich des Großgründlacher Heimatscheins vom 2. Juni 1888 und erklärte, dass er für immer zu bleiben beabsichtige und wies auf sein Vermögen von 20.000 Mark hin. Magistrat und Gemeindebevollmächtigte stimmten zu; nach Ablauf des vorgeschriebenen öffentlichen Anschlags erhielt Weber gegen Zahlung einer Gebühr von 82 M 29 Pf das Bürgerrecht sowie das Verehelichungszeugnis. Zeugnis bzw. Urkunde stellte Polizeisoldat Fahmüller am 7. bzw. 14. August zu.[5]

Zum 6. Juni 1888 erhielt er die Zulassung für den Betrieb einer „Maurerei und Zimmerei“. Im Januar 1890 zog er in das Haus Erlanger Straße 87, das auch in seinem Besitz war. Weber war ebenso Eigentümer der Häuser bzw. Bauplätze Erlanger Straße 89, 91 und 93. Aber schon am 23. Oktober 1890 gab er Baugeschäft und Wohnsitz in Fürth auf und zog nach Nürnberg.[1]

Werke

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Erlanger Straße 9MietshausPaulus WeberOtto Stauber1888D-5-63-000-187Neurenaissance

Familie

Paulus Weber heiratete als junger Zimmermeister am 24. Oktober 1875 in Großgründlach Margaretha Bauer aus Kleingründlach. Sie war am 17. April 1855 als Tochter eines Johann Bauer geboren, über den nicht mehr bekannt ist. Sie verstarb bereits im Alter von 32 Jahren am 5. Dezember 1887 und soll laut Eintrag im Sterberegister „viel getrunken“ haben. Sie wurden Eltern von 10 zu Großgründlach geborenen Kindern, von denen aber 6 im Kindesalter verstarben:

  • Karl Sigmund Weber (geb. 16. Nov.. 1875, gest. 18. Jan. 1876)
  • Karl Sigmund Weber (geb. 3. Dez. 1876), wurde Maurer bzw. Steinhauer
  • Jakob Weber (geb. 1. März 1878), lernte den Beruf des Zinngießers, wurde dann Zimmermann und ehelichte im Juli 1908 in Eyb die verwitwete Eva Barbara Ströhlein, geborene Walter von Untereichenbach (geb. 1876), die im März 1911 im städtischen Krankenhaus von Ansbach verstarb, in 2. Ehe zu Nürnberg verheiratet mit Franziska Sowietzky (geb. 1880)
  • Friedrich Weber (geb. 11. April 1879, gest. 18. Aug. 1881)
  • Heinrich Weber (geb. 16. April 1880, gest. 4. Juli 1880)
  • Georg Weber (geb. 9. Mai 1881, gest. 18. Sept. 1881)
  • Babette Weber (geb. 7. Sept. 1882), heiratete im April 1904 in Nürnberg den Schmiedeghilfen Franz Müller von Windsheim
  • Konrad Weber (geb. 1. Nov. 1883, gest. 18. Aug. 1884)
  • Heinrich Weber (geb. 8. Mai 1885, gest. 20. Juli 1886)
  • ‚Johann‘ Georg Weber (geb. 24. Aug. 1886), lebte von November 1896 bis Frühjahr 1902 im Fürther Waisenhaus, später zeitweise im Versorgungshaus, wurde Ausgeher (Bote) und verheiratete sich im November 1921 in Fürth mit Henriette Wüst

Als ein nun in Fürth lebender Witwer mit vier minderjährigen Kindern ging Weber eine zweite Ehe ein, er heiratete hier am 12. August 1888 die Ökonomentochter und Köchin ‚Anna‘ Margaretha Fehler (geb. 30. November 1856 in Lehrberg).[10] In dieser Ehe wurden zwei Kinder geboren:

  • Johann ‚Hermann‘ Weber (geb. 24. April 1890 in Fürth, gest. 1953), wurde Architekt in Nürnberg[11] und Herausgeber der Zeitschrift „Deutsche Grabmalkunst“
  • Karl ‚Gustav‘ Weber (geb. 30. Jan. 1892 in Nürnberg), wurde Bautechniker und Bauassistent

Die Baumeisterswitwe Anna Weber hatte im März 1897 die Absicht, den Nürnberger Kaufmann Ludwig Belzner zu heiraten, weshalb sie beim Fürther Stadtmagistrat um Ausfertigung von Heimatschein und Familienstandszeugnis nachsuchte. Aber dieser Plan zerschlug sich, sie lebte weiter als Witwe in Nürnberg und starb dort im Alter von 64 Jahren am 16. Februar 1921.[12]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Familienbogen Weber, Paulus; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  2. 2,0 2,1 Mitteilung Jürgen Fritzsche, Großgründlach vom 7. November 2023
  3. Der Fortschritt – Fürther Abendzeitung vom 24. September 1867
  4. Fürther Tagblatt vom 7. Februar 1871
  5. 5,0 5,1 Akten des Stadtmagistrats Fürth: „Weber Paulus - Baumeister von Großgründlach. Gesuch um Verleihung des Bürgerrechts dahier und Ausfertigung des Verehelichungszeugnisses. 1888.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/W 623
  6. Pfarrmemoriale Großgründlach 1712–1924 (A 52), S. 294
  7. Fürther neueste Nachrichten für Stadt und Land vom 10. Oktober 1871 - online
  8. Fürther neueste Nachrichten für Stadt und Land vom 11. Januar 1874 - online
  9. Einblicke – Tausend Jahre Großgründlach erleben, Festschrift des Vorstadtvereins Alt-Gründlach e. V., Beitrag von Jürgen Fritzsche
  10. Kirchenbücher St. Michael, Trauungen 1881–1888, S. 354
  11. siehe Sammlung Hermann Weber: Stadtbild- und Architekturfotografie mit Aufnahmen über die Zerstörung Nürnbergs in der Zeit 1943–1946, Sign. StadtAN A 57
  12. Kirchenbücher St. Peter Nürnberg, Bestattungen 1919–1927, S. 98