Der Kristallpalast war ein Kino mit einer kleinen Bühne in der Pfisterstraße3. Der Eingang zum Kristall-Palast befand sich in der Blumenstraße 48. Das Gebäude wurde 1898/99 von Fritz Walter für den sozialdemokratischen "Saalbauverein Fürth" erbaut. 1902 wurde es zwangsversteigert und von der Brauerei Evora und Mayer erworben. Nach einem Brand 1971 musste das Gebäude abgerissen werden. Seit diesem Zeitpunkt befinden sich hier Wohnhäuser.

Kino Werbung aus den 20er Jahren für den Kristallpalast


Eröffnung

In den Zeiten der Inflation während der Weimarer Republik eröffnete in Fürth ein weiteres Kino, neben den bereits bestehenden Kinos: Weltspiegel (Blumenstraße 2), Park-Lichtspiele (Nürnberger Straße 12)[1] und den Kammer-Lichtspielen (Schwabacher Straße 36).

Das Gebäude besaß bereits seit langer Zeit eine Tradition als Versammlungs- und Vergnügungsort, da es anfänglich als Sitz der Fürther Gewerkschaften mit dazugehörigem Saal ein beliebtes Zentrum für Musik- und Theaterveranstaltungen, Bierkonzerte und ähnliches war. Das Kino wurde am 28. Februar 1921 als Kristall-Palast für Varieté und Filmveranstaltungen öffnete mit 675 Sitzplätzen, geplant waren 807. Diese wurden jedoch nicht genehmigt.

Betrieb

In den warmen Sommermonaten war das Kino häufig geschlossen, die Hauptsession war im wesentlichem der Herbst und Winter. Beginn der Session war meist nach der Kirchweih, da man während der Kirchweih dem "Bauerntheater" kaum Konkurrenz bieten konnte. Während der Filmvorführungen gab es immer wieder Pausen, um z.B. die Filmspulen zu wechseln. In den Pausen wurde an einem Buffet Essen und Bier angeboten. Ein Antrag der Betreiber auf Raucherlaubnis während der Vorstellung wurde im Februar 1922 vom Stadtrat abgelehnt [2]. Ein erneuter Versuch 1927, neben dem Buffet Bier, Schokolade und eben auch Zigaretten anzubieten, scheiterte erneut.

Der Kristallpalast wurde auch "Evora Säle" genannt, da das Gebäude lange Zeit im Besitz der Brauerei Evora&Meyer in der Erlanger Straße war. Nach dem Krieg spielten hier, durch den Mangel an Saalbauten, auch sehr bekannte deutsche Schauspieler der damaligen Zeit.

Zur Eröffnung im November 1921 wurden zwei Filme angezeigt: Das große Radiumgeheimnis und Der Graf von Cagliostro. Die Filmdauer belief sich auf ca. 2 1/2 Stunden und wurde durch ein eigenes Hausorchester begleitet. Im Erdgeschoss befand sich eine weitere Gaststätte, das "Platzl". Hier war eine kleine Kleinkunstbühne untergebracht, in der ebenfalls regelmäßige Veranstaltungen angeboten wurden.

 
Kinoanzeige für NS-Propagandafilm Februar 1933

Anfang 1931 schloss der Kristall-Palast, da verschiedene Umbauten notwendig waren. Unter anderem wurde die Kino-Technik ausgetauscht, da inzwischen der Stummfilm durch den Tonfilm abgelöst worden war. Wenn man als Kino weiterhin existieren wollte, so musste man mit dieser technischen Entwicklung standhalten. Der Ker Kristall-Palast öffnete nach einer langen Umbauphase wieder am 16. September 1931 seine Tore. Die Presse hielt an diesem Tag fest:

Schon der Parterreraum macht einen sehr gediegenen Eindruck auf den Besucher durch seine schöne Bemalung. Der Theaterraum selbst wurde ebenfalls frisch getüncht und tadellos und stillvoll bemalt. Die Bühnen dekoration weist ebenfalls eine sehr schöne Malerei auf, wie überhaupt die ganzen Arbeiten mustergültig durchgeführt werden. Dem Gebot der Zeit folgend, wird im Kristall-Palast wohl hauptsächlich Tonfilm gezeigt. Damit aber die Wiedergabe von Wort und Musik eine ganz hervorragende wird, hat die neue Leitung des Kristall-Palastes nicht nur die neue Lichtton-Apparatur einbauen lassen, die Gewähr für eine hervorragende Wiedergabe des Tones bietet, sondern auch im Theaterraum werden einige Veränderungen vorgenommen, damit die Akustik gehoben und bis aufs Höchstmaß verfeinert wird. Und fragt man sich, wer all die Schneid aufbringt, bei der heutigen Zeit ein solches Unternehmen zu beginnen, dann erfährt man, dass die Leitung des Kristall-Palastes künftig in den Händen des Direktors Ziegler vom Alhambra-Palast in Nürnberg ist[3].

1933 wechselte erneut der Besitzer. Bereits im Februar 1933 zeigte man im Kristall-Palast den neusten Hitler-Tonfilm "Blutendes Deutschland" - der erste NS Propagandafilm in Spielfilmlänge mit Adolf Hitler und Heinrich Goebbels. Spätestens ab 1935 durften Menschen jüdischen Glaubens nicht mehr ins Kino. Bis zum Kriegsende bestand der Kristall-Palast, schloss dann aber seine Türen.

Nachkriegsentwicklung und Schließung

1948 öffnete der Kristall-Palast erneut seine Türen, jedoch unter einem neuen Namen: Non-Stop-Schau. Diesen Namen behielt das Kino bis August 1952. Hier wurde der alte Name wieder eingeführt durch die neuen Besitzer, den Gebrüder Schuldenzucker. Die Gebrüder renovierten das Gebäude und statten es mit einer neuen Technik aus. Durch den Umbau hatten inzwischen 750 Personen einen Platz im Kino. Doch statt der 750 Personen kamen zu den Vorführungen max. 300 Personen. 1956 wurde ein Großteil der Plätze gesperrt, da wegen der schlechten Ertragslage dringende Reparaturarbeiten nicht durchgeführt werden konnten. Dies lag im allgemeinen Trend der deutschen Kinoentwicklung, da in den 60er Jahren das große Kinosterben begann. Die Gründe waren hier vor allem in der beginnenden Motorisierung der Bevölkerung und dem damit größeren Freizeitangebot begründet. Zusätzlich hielt der Fernseher in immer mehr Wohnungen Einzug, so dass der Kinobesuch eher die Ausnahme wurde - statt wie bisher die Regel. Am 18. Oktober 1962 beendete der Kristall-Palast seine Kino-Ära. Im Anschluss versuchte der Kristall-Palast als Veranstaltungen für Konzerte (Beatclub) und Tanzveranstaltungen sich über die Runden zu retten.

1971 brannte das Anwesen Pfisterstraße 3 vollständig ab, so dass hier nur noch ein Abbruch des Gebäudes vorgenommen werden konnte. Seit dieser Zeit befinden sich hier nun Wohnhäuser[4].

Literatur

Einzelnachweise

  1. * Anmerkung: Nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen späteren Park-Lichtspielen im Park-Hotel in der Rudolf-Breitscheid-Straße
  2. * Quelle: Georg Paul Rieß - Chronik der Stadt Fürth, 8. Februar 1922
  3. * Quelle: Fürhter Tageblatt, 16. September 1931
  4. * Quelle: Denkmäler in Bayern, Stadt Fürth, Heinrich Habel, Karl M. Lipp Verlag 1994, S. 330