Mose Katzenellenbogen

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Mose ben Saul Katzenellenbogen (geb. 1670 in Pińczów; gest. 1743 in Schwabach, beerdigt in Fürth), Sohn des Saul Katzenellenbogen, Rabbiner in Brody, Chelm und Pińczów, sowie der Jente, Tochter des Jakob Schor, Rabbiner in Lublin.

Leben

Mose Katzenellenbogen und seine Frau Sara Lea, die Tochter des späteren Fürther Rabbiners Elieser Heilbronn, ließen sich nach der Hochzeit 1685 in Dubno nieder.[1] Hier kam auch Pinchas, eines von sechs Kindern, darunter Elieser Katzenellenbogen (1700 – 1771), der Rabbiner in Bamberg und Hagenau/Elsass wurde und Naphtali Hirsch Katzenellenbogen (1715 – 1800), Rabbiner in Mergentheim und Oberrabbiner in Leimen, zur Welt.

Verfolgung im galizischen Podhajce/Galizien

1694 übernahm Mose Katzenellenbogen das Rabbiner in Podhajce/Galizien. Dort kam es um 1699 zu Ritualmordbeschuldigungen gegen die jüdische Gemeinden,[2] die auch Mose Katzenellenbogen ins Gefängnis brachten.[3] Als er auf Gnadengeheiß des Fürsten aus der Haft entlassen wurde, begab er sich nach Tomaszów, wo sein Schwiegervater Elieser Heilbronn die Rabbinatsstelle inne hatte und seine Frau mit den Kindern in der Zwischenzeit Unterschlupf gefunden hatten.

Übersiedelung nach Fürth

Als Elieser Heilbronn 1770 die Nachricht erhielt in Fürth zum Rabbiner gewählt worden zu sein, machten sich alle auf den Weg von Tomaszów nach Fürth. Auch nach dem Tod Heilbronns 1770 verblieb die Familie Katzenellenbogen in Fürth und Mose übernahm eine Stelle als Talmudlehrer im Beth HaMidrasch[4] des Abraham Schneior - an der Schneior-Eisik-Schul.

Mose Katzenellenbogen scheint der sabbatianischen Sekte Sympathien entgegen gebracht zu haben.[5] Ob der Aufenthalt Jehuda Chassids, der mit seinen Anhängern von Polen nach Palästina zog und sich im Frühjahr 1700 in Fürth aufhielt, dazu beitrug kann nur vermutet werden. Allerdings hatte er zu dem italienischen Wortführer der sabbatianischen Bewegung Abraham Rovigo 1700/1701 Kontakt, als jener bei seinem einjährigen Aufenthalt in Fürth im Schneiorschen Lehrhaus einen Kreis um sich scharte.[6]

Landesrabbiner in Schwabach

1715 Wurde Mose Katzenellenbogen zum Landesrabbiner des Markgraftums Ansbach berufen mit Sitz in Schwabach. Aus seiner Amtszeit existiert ein Pokal der Beerdigungsbruderschaft, dessen Deckelfigur Mose Katzenellenbogen als Patron der Bruderschaft zeigt.[7] Ein dazugehöriges Schild trägt die Namen Mose und Pinchas Katzenellenbogen [8].

1743 starb Mose Katzenellenbogen und wurde auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Fürth neben seinem Schwiegervater Elieser Heilbronn beerdigt.

Namensherkunft

Der Familienname „Katzenellenbogen“ leitet sich von der Kleinstadt ‘‘Katzenelnbogen‘‘ im Taunus ab. Es galt der Brauch, eine rabbinische Dynastie mit einem – meist vom Herkunftsort des Gründers abgeleiteten – Familiennamen zu bezeichnen - was ansonsten vor dem 19. Jahrhundert unüblich war, dass jüdische Familien feste Nachnamen führten.[9] Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde in den verschiedenen Staaten Mitteleuropas damit begonnen für jüdische Bewohner feste Familiennamen verpflichtend einzuführen.[9]

Der Ortsname der 1095 zum ersten Mal erwähnten Kleinstadt Katzenelnbogen leitet sich von „Siedlung des Chazo“ an der Krümmung (Ellenbogen) des Dörsbach ab und übertrug sich auf die Grafen von Katzenelnbogen und ihre Territorialherrschaft Grafschaft Katzenelnbogen. 1312 erhielt Graf Diether von Katzenelnbogen von römisch-deutschen Kaiser Heinrich VII. die Erlaubnis zwölf Juden in Katzenelnbogen aufzunehmen; und Kaiser Ludwig der Bayer erlaubte 1330 dem Grafen Wilhelm und seinen Erben vierundzwanzig Juden in ihren Herrschaftsgebieten anzusiedeln.[10] 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen aus und ihre Territorialherrschaft fiel an die Landgrafen von Hessen. Dass sich der Ortsname Katzenelnbogen von Melibokus, einem Berg am Westrand des Odenwaldes herleiten soll, gilt bereits seit dem 19. Jahrhundert als widerlegt.[11]

Weblinks

  • Katzenellenbogen, u.a.: Meïr ben Isaac Katzenellenbogen (Meïr of Padua), Moses ben Saul Katzenellenbogen. Von: Meyer Kayserling, Gotthard Deutsch, M. Seligsohn, Peter Wiernik, N. T. London, Solomon Schechter, Henry Malter, Herman Rosenthal, Joseph Jacobs. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls, New York 1901–1906. Aufgerufen am 14. Dezember 2023

Einzelnachweise

  1. Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 31
  2. In den südöstlichen Gebieten von Polen-Litauen erlitten die Juden seit Mitte des 17. Jahrhunderts fortwährende Verfolgungen.
  3. Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 33
  4. bedeutet „das Haus des Gott-Suchens
  5. Julia Haarmann: „Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)“ in: „Jüdische Religion, Geschichte und Kultur“, Band 18, 2013; Seite 40 ff
  6. Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 42. Zu diesem Kreis gehörte auch Hirsch Fromm, ein Bruder des Abraham Schneior.
  7. Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 52
  8. Der Pokal ist heute im Israel-Museum in Jerusalem.
  9. 9,0 9,1 Artikel Jüdischer Name aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  10. Katzenellenbogen, u.a.: Meïr ben Isaac Katzenellenbogen (Meïr of Padua), Moses ben Saul Katzenellenbogen. Von: Meyer Kayserling, Gotthard Deutsch, M. Seligsohn, Peter Wiernik, N. T. London, Solomon Schechter, Henry Malter, Herman Rosenthal, Joseph Jacobs. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls, New York 1901–1906. Aufgerufen am 14. Dezember 2023
  11. Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Band 1, Provinz Starkenburg, Autor: Georg Wilhelm Justin Wagner, Verlag Leske, 1829, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert: 15. September 2008, Länge: 270 Seiten (Online bei Google Books)

Siehe auch