Die 1948 Willi Mederer gegründete Mederer Süßwarenvertriebs GmbH ist ein Fürther Unternehmen, das zahlreiche Arten an Fruchtgummis sowie Gummischaumartikeln produziert und deutschlandweit ca. 1.790 Mitarbeiter beschäftigt (Stand 2010). Besser bekannt ist das Unternehmen, nach wie vor im Familienbesitz, unter seinem Markennamen Trolli. Erste Produktionsstätten lagen in der Nürnberger Straße 56 sowie der Jakobinenstraße 5-7, Ende der 1960er Jahre erfolgte der Neubau an der Oststraße 94. Im Jahr 2012 wurde die Firma Mederer Süßwarenvertriebs GmbH in Trolli GmbH umbenannt. Die Firma Trolli GmbH hat einen Jahresumsatz von knapp 200 Mio Euro und stellt jährlich ca. 120.000 Tonnen Gummibonbons her. Die Produkte werden in 72 Ländern exportiert bzw. direkt hergestellt. Die Fa. Trolli macht nach eigener Philosphie nur wenig Werbung für ihre Produkte - mit Ausnahme der Trolli-Arena. Mederer ist nach "Haribo" stets die Nummer zwei am deutschen Markt.

Historischer Briefkopf der Fa. Mederer von 1966
Historischer Briefkopf der Fa. Mederer von 1971
Historischer Briefkopf der Fa. Mederer von 1985
Farbikgebäude der Fa. Mederer von der Hans-Bornkessel-Straße aus gesehen

Geschichte

Zunächst begann der Firmengründer Willi Mederer die Produktion von Nudeln, da Mehl deutlich günstiger und einfacher zu beschaffen war als Zucker. Kurze Zeit später wurde durch die Währungsreform die Zuckerrationierung aufgehoben, so dass Mederer das Unternehmen auf die Herstellung von Süßwaren ausrichtete. Anfänglich produzierte das Unternehmen in den 60er Jahren mit knapp 150 Mitarbeitern vorwiegend Cremehütchen, Kokosartikel, Geleebananen, Pfefferminzfondante und Geleefrüchte, die alle unter dem Markennamen Wilmed vertrieben wurden, der für Willy Mederer stand[1].

Im Jahre 1975 wird die Produktion im Fruchtgummisektor verstärkt, während andere Produkte nicht mehr weiter geführt werden. Hierzu wird eigens der Name Trolli der Bär entwickelt, basierend auf den nordischen Sagen der Trolle: "schrullige Waldwesen, nett zu Kindern, aber eher listig und zu Streichen aufgelegt gegenüber Erwachsenen"[2]. Der Name Trolli sollte primär Kinder ansprechen und lustig klingen. Der Eigenname Trolli für alle Produkte der Mederer Gruppe etabliert sich ab 1980.

Erschließung ausländischer Märkte

 
Trolli-Bestseller: Apfelringe

1984 übernimmt der Sohn Herbert Mederer die Geschäftsführung von seinem verstorbenen Vater und Firmengründer Willi Mederer. Ab 1986 expandiert Trolli in die USA, nachdem nach Unternehmensangaben täglich 40 Tonnen "über den Teich" exportiert wurden"[3]. Der Bau einer eigenen Produktionsanlage schien somit nur konsequent zu sein, so dass eine vollständig neue Anlage 1986 in Creston (Iowa) entsand. In dieser Zeit entstehen die bis heute noch bekannten "Trolli-Apfelringe" (1982) und Trolli-Burger (1989), HotDog und Gummi-Pizza. Nachdem die Apfelringe sich innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller etablierten, folgten 1984 noch die Trolli Pfirsichringe.

Die neue Anlage blieb jedoch nicht lange im Besitz der Fa. Mederer, da aufgrund der Scheidung von Herbert Mederer die kurz zuvor gebaute Anlage 1997 wieder verkauft werden musste. Mit dem Verkauf der Produktionsanlage ging auch die Namensrechte in den Nafta-Staaten (Kanada, Vereinigte Staaten & Mexiko) verloren, sehr zum Verdruss des Eigentümers Herbert Mederer - da Trolli inzwischen in den USA Spitzenreiter unter den Fruchtgummiherstellen war. Der Verkauf war primär bedingt durch die Scheidung mit seiner ersten Frau. Von offizieller Seite wird der Verkauf jedoch mit Konzentrierung auf den Europäischen Markt und dem Ausbau der Fernostmärkte begründet[4].

Im Jahr 1994 expandierte Mederer nach Spanien und gründete dort die spanische Niederlassung in Valencia. Im selben Jahr wurde eine weitere Produktionsstätte in Jakarta in Indonesien eröffnet. Ab 1995 wurde die tschechische Niederlassung in Pilsen als Konfektionierung und Abpackbetrieb gegründet, speziell auch um lohnintensive Verpackungsvarianten günstiger herstellen zu können. Der Bestseller in dieser Zeit sind die Trolli - Sauren Glühwürmchen, wofür das Unternehmen u.a. 1993 den European Candy Kettle Aword bekommt - eine internationale Auszeichnung in der Süßwarenbranche.

Übernahme und Expansion der Fernostmärkte

1998 wurde der Süßwarenhersteller Efruti in das Unternehmen integriert. Zwei Jahre (2000) später wird die Marke Gummi Bear Factory mit den Produktionsstätten in Boizenburg und Hagenow übernommen. Im Jahr darauf (2001) expandiert die Firma Mederer nach China und eröffnete unter einem Joint-Venture in Guangzhou (Provinz Guangdong) eine weitere Produktionsstätte, die 2004 komplett übernommen wurde.

Gleichzeitig versucht Herbert Mederer wieder den Nafta-Markt zu erschließen, durch die Einführung der Marke "e.frutti". Damit geht Trolli Europa gegen Trolli USA direkt in Konkurenz, wenn auch unter anderem Namen[5].

2007 expandierte man weiter am Standort Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern[6]) und eröffnete dort ein neues vollautomatisiertes Hochregallager, das nach eigenen Angaben eines der modernsten in Europa ist. Im Jahr 2011 gründete die Mederer Gruppe erneut in der USA einen Standort mit Sitz in Chicago. Es folgt ein Vertriebsbüro und ein Lager, um .

Abwanderung aus Fürth

Das Unternehmen hatte 2008 ein 72.000 qm großes Gelände im Gewerbepark Süd gekauft, auf dem man bis 2013 in vier Bauabschnitten ein Logistikzentrum, ein Produktions- und Verwaltungsgebäude sowie ein Entwicklungszentrum errichten wollte. Darüber hinaus wollte man sich dort den Traum einer "gläsernen Fabrik" erfüllen, in der bei laufendem Betrieb die Produktion vorgeführt werden könnte.

Insgesamt war die Investition auf etwa 50 Millionen Euro vorveranschlagt[7]. Im Oktober 2011 wurde überraschend bekannt, dass die Planungen nicht mehr weiterverfolgt werden und Mederer seine Produktion in Fürth einstellen will. Für das Gelände soll ein neuer Investor gefunden werden.

Am 20. Oktober 2011 kündigte Trolli an, seinen Produktionsstandort in Fürth zu schließen und die Produktion bis Ende 2012 vollständig nach Hagenow/ Boizenburg bzw. Neunburg v. Wald zu verlagern. Dazu wird die Produktionskapazität an diesen Standorten vergrößert. In der Folge wurden 170 Arbeitsplätze in Fürth gestrichen. Diese Maßnahme sorgte für Demonstrationen am 24. März 2012 vor dem Trolli-Werksgelände in der Oststraße. Als Zeichen des Protestes wurde eine größere Zahl von Grablichter aufgestellt.

Der Sitz des Unternehmens und die Unternehmenszentrale mit allen Verwaltungsbereichen bleiben jedoch in Fürth.

Trolli-Arena

Um den Bekanntheitsgrad der Trolli Marke zu erweitern wurde am 18. November 2009 bakannt gegeben, dass die die SpVgg Fürth und Herbert Mederer einen Sponsorenvertrag über eine künftige Zusammenarbeit unterschrieben haben, deren Kern die Umbenennung des Stadions im Sportpark Ronhof von "Playmobil-Stadion" in "Trolli Arena" darstellt. Die Umbenennung wurde am 1. Juli 2010 wirksam. Über die vertraglichen Details wie die Höhe der Zahlungen für den zunächst auf drei Jahre ausgelegten Vertrag wurde Stillschweigen vereinbart. In der Sommerpause 2010 wurden die bis dahin blauen Sitze der Gegengerade und Südkurve gegen grüne Exemplare ausgetauscht. Die Haupttribüne bekam einen frischen weiß-grünen Anstrich. Die Beschilderung im gesamten Stadion wurde erneuert und der neue Name wurde an diversen Stellen angebracht, was bei den Fans der Spielvereinigung auf wenig Gegenlieb stieß.

Im Dezember 2013 wurde das vorzeitige Ende des bis 2015 laufenden Namensvertrages zwischen der SpVgg Fürth und der Mederer Süßwarenvertrieb GmbH bekannt. Der Vertragsauflösung ging zuvor eine gerichtliche Auseinandersetzung einher, die nach einem langen Streit außergerichtlich beendet werden konnte. Zu der Auseinandersetzung zwischen Trolli und der Spielvereinigung war es gekommen, nachdem die Spielvereinigung ein neues Stadion mit einem neuen Namenssponsor geplant hatte. Die Pläne für einen Stadionneubau wurde aber wieder auf Eis gelegt, spätestens nach dem der Abstieg aus der 1. Bundesliga feststand. Bei den bisherigen Vereinbarungen mit dem derzeitigen Namenssponsor Trolli ging es nach unbestätigten Angaben des Sponsors um eine Summe in der Größenordnung von 600.000 Euro. Die Vereinbarung endet nun am 30. Juni 2014.

Auszeichnungen

  • 1993: European Candy Kettle Award [8]
  • 2003: Candy Hall of Fame [9]

Literatur / Medien

  • …und noch ein Bärchen zu machen, war nicht die Antwort. TROLLI – eine Erfolgsgeschichte aus Fürth. Fernsehreportage der Redaktion POINT, Otto-Seeling-Promenade 2-4, 90762 Fürth, Juli 2007

Lokalpresse

  • Wirtschaftskrise erreicht Trolli: Fürther Produktion schließt. Referent Müller: "Schlechteste Nachricht seit Quelle" - 187 Mitarbeiter betroffen; Artikel in den Nürnberger Nachrichten vom 20.10.2011 NN
  • Hofmann, Josef: Trolli-Hersteller Mederer verlässt Fürth, Artikel in der Nürnberger Zeitung vom 20.10.2011 NZ
  • Alles, Johannes: Mederer schließt seine Produktion in Fürth. Trolli-Gummibärchen werden bald in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt, Artikel in den Fürther Nachrichten vom 20.10.2011 FN

Quellen

  1. * Quelle: Homepage Trolli GmbH, Stand 5. Januar 2014 15:41 Uhr HP
  2. * Quelle: Trolli GmbH Homepage, Stand 5. Januar 2014, 15.30 Uhr HP
  3. * Quelle: Homepage Trolli GmbH, Stand 5. Januar 2014 15:41 Uhr HP
  4. * Quelle: Trolli GmbH Homepage, Stand 5. Januar 2014, 15.30 Uhr HP
  5. * Quelle: Birgit Dengel: Gummizwist mit Trolli und Efrutti. In: Finacial Times Deutschland, 6. Februar 2007 HP 5. Januar 2014, 14:57 Uhr
  6. Anmerkung: Hagenow ist eher bekannt für den Hersteller von Essigurken etc. von der Fa. Kühnle
  7. Pressemeldung der Stadt Fürth vom 3.3.2008 - Wirtschaft: "Ein Bonbon für den Standort"
  8. * Quelle: Homepage European Kettle Award HP 5. Januar 2014, 15:11 Uhr
  9. * Quelle: Homepage Candy Hall of Fame HP 5. Januar 2014, 15:25 Uhr

Siehe auch

Weblinks