Stadelner Wasserrad
Das Stadelner Wasserrad (Wasserschöpfrad) wurde auf Anregung von Günter Brand aus Stadeln nach historischen Vorbildern konstruiert, an einem ehemaligen Schöpfrad-Standort[1] errichtet und am 26. Juli 1991 auf den Feinbauerwiesen in Betrieb genommen. Nach altem Wasserrecht darf es nur vom 1. April bis zum 30. September betrieben werden; im Winterhalbjahr wird es ausgebaut und eingelagert. Über die Sommermonate ist es ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Radfahrer.
Beschreibung
Das Wasserschöpfrad hat eine Höhe von 4,17 Meter, wobei das tonnenschwere Schöpfrad alleine einen Durchmesser von ca. vier Metern hat. Dessen Seitenreifen bestehen aus natürlich gebogenen Krummhölzern, sog. "Krummlinge". Krummlinge sind Kiefernbäume, die als Baumstamm krumm gewachsen sind - was in der modernen Forstwirtschaft heutzutage eher eine Seltenheit geworden ist. Zusätzlich werden Eichenhölzer als Bänder zur Befestigung der Schaufeln am Rad verwendet, die zuvor in einem alten Badeofen biegsam gekocht wurden. An dem Schöpfrad werden anschließend die Wassereimer (sogenannte Kümpfe) mit hölzernen Nägeln befestigt, die ebenfalls in Handarbeit hergestellt werden. Die Achse, nach dessen Holzstamm man knapp ein Jahr suchen musste, besteht aktuell aus französischem Eichenholz. Das ca. ein Meter lange Holzstück wiegt knapp 1 000 kg und bildet den Kern des Wasserrades.
Die Herstellung des Wasserschöpfrades hatten der mit der traditionellen Technik vertraute Möhrendorfer Zimmermann Zacharias Gegner und der Stadelner Zimmermann Gerd Roth übernommen. Der Unterhalt der Anlage wird auf Kosten der Stadt Fürth und mithilfe von Spenden durch die Stadelner Fa. Schweizer & Roth in Zusammenarbeit mit dem Sohn von Zacharias Gegner, Horst Gegner, der sich um die noch erhaltenen oder rekonstruierten Schöpfräder der Region kümmert, sichergestellt. Allerdings stellt Roth resigniert fest, dass dies einer Sisyphusarbeit gleich kommt, da in den letzten Jahren das Wasserrad in Stadeln, wie diese auch anderswo[2], mehrfach Opfer von Vandalismus wurde. So wurden in den Sommermonaten 2017 und 2018 u. a. alle handwerklich angefertigten Schöpfeimer (Kümpfe) vollständig zerstört.
Im Frühjahr 2023 wurde die komplette Radstatt, der Radunterbau, erneuert, da die Lagerkonstruktion – insbesondere die tragenden Eichenpfähle – nach 32 Jahren drohte baufällig zu werden. Man rechnete mit Kosten von 40 bis 50 T€, die das Grünflächenamt trug.
Stadelner Wasserradfest
Einmal im Jahr feiert der Stadtteil Stadeln das sog. Wasserradfest. Der Termin ist meist am Samstag nach Himmelfahrt, so z. B. am 1. Juni 2019. Das erste Wasserradfest fand mit der Wiederrichtung des Wasserrades im Jahr 1991 statt mit Beteiligung des Vereinskartell Stadeln e. V. mit dem damaligen Vorsitzenden Wilhelm Jäger und später mit dem Heimat- und Trachtenverein Stadeln e. V..
Lokalberichterstattung
- Im Schatten des Wasserrads wurde zünftig gefeiert. In: Fürther Nachrichten vom 7. Juni 1999 (Druckausgabe)
- Ufer am Wasserrad neu befestigt. In: Internetportal der Stadt Fürth, Rubrik Sport und Freizeit vom 24. Mai 2006 - online
- Hans-Joachim Winckler: Stadelns Wasserrad dreht sich wieder. In: Fürther Nachrichten vom 30. April 2009 - online
- Hans-Joachim Winckler: Stadelns Wasserrad ist jetzt runderneuert. In: Fürther Nachrichten vom 24. April 2013 - online
- Hans-Joachim Winckler: Stadelner Wasserrad (Bildergalerie). In: nordbayern.de vom 23. Mai 2014 - online
- Volker Dittmar: Attacken auf das Stadelner Wasserrad. In: Fürther Nachrichten vom 15. Juni 2019 (Druckausgabe)
- Das Wasserrad in Stadeln dreht sich munter weiter. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 15 vom 11. August 2021, S. 21 – PDF-Datei
- Hans-Joachim Winckler: Wasserrad auf neuen Pfählen. In: Fürther Nachrichten vom 27. April 2023 (Druckausgabe) bzw. Aufwendige Sanierung: Stadelner Wasserrad steht nicht mehr auf morschen Pfählen In: nordbayern.de NN+ vom 1. Mai 2023 - online abrufbar (Bezahlschranke)
Siehe auch
Weblinks
- Wasserradfest - Homepage Vereinskartell Stadeln
Einzelnachweise
- ↑ Wasserschöpfrad bei Stadeln in historischer Karte (Standort der aktuellen Anlage ist identisch) - siehe BayernAtlas
- ↑ mko: Historisches Wasserrad in Bruck beschädigt. In: Erlanger Nachrichten vom 27. Juni 2017 - online
Bilder
Urnengräberanlage im neuen Areal des Friedhofs Stadeln mit "Stadelner Wasserrad" Juni 2022
Steinerne Weiche der früheren Wasserrinne beim Wasserschöpfrad in der Regnitz bei Stadeln
Steinerne Weiche der früheren Wasserrinne beim Wasserschöpfrad in der Regnitz bei Stadeln
Sitzgruppe beim Stadelner Wasserrad. Treffpunkt der Fürther MärchenWiese
2013: Blick über das Regnitztal am Stadelner Wasserrad im Hintergrund der Solarberg bei Atzenhof
Stadelner Wasserrad im Juli 1999
das Stadelner Wasserrad Fest mit Tanzvorführung vom Heimat- und Trachtenverein Stadeln e. V. am 5. Juni 1999
das Stadelner Wasserrad Fest mit Tanzvorführung vom Heimat- und Trachtenverein Stadeln e. V. am 5. Juni 1999
das Stadelner Wasserrad Fest rechts mit LKW der Dornbräu Vach, am 5. Juni 1999
Aufbau Wasserschöpfrad Stadeln mit Zimmermeister Gößelein und Landwirt Hans Büchel, Aufnahme von 1947 – im Hintergrund Bremenstall, links der Damm des Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg und der Schornstein der ehem. Firma Mattecka
Die Regnitztalbrücke im Wiesengrund im Jahre 1935 mit Wasserschöpfrad
Wasserschöpfräder in der Regnitz bei Stadeln im Jahre 1934
Wasserschöpfräder in der Regnitz bei Stadeln im Jahre 1934
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