Die sogenannte Kasernenbahn (in alten Plänen auch Schickedanzgleis) war eine größere Industriegleisanlage in der Fürther Südstadt.

Arbeiter vor Güterwaggon auf der Kasernenbahntrasse (Bereich Gaswerk).

Geschichte

Spätestens mit Bau des neuen Gaswerks an der Leyher Straße im Jahr 1906, evtl. auch schon früher, entstand der erste Abschnitt dieser Gleisanlage. Im Zuge der Erweiterung der ehemaligen Infanteriekaserne an der Magazinstraße durch die US-Streitkräfte wurde die Strecke bis in die Südstadt erweitert und in der Folgezeit als "Kasernenbahn" bezeichnet. Später kamen noch weitere öffentliche und private Abnehmer hinzu. Die Strecke existierte in ihrer größten Ausdehnung bis Mitte der 1990er Jahre. Seit Abzug der US-Streitkräfte im Jahr 1995 wurden die Gleisanlagen nicht mehr genutzt und verfielen bzw. wurden zurückgebaut.

Streckenverlauf

 
Kasernenbahntrasse zwischen Leyher Str. und Waldstr., Gleise bereits entfernt

Die Kasernenbahn zweigte nahe der Stadtgrenze in südwestlicher Richtung von der Hauptstrecke ab. Die Strecke querte die Karolinenstraße und verlief hinter dem Gaswerksgelände über die Leyher Straße. Zwischen Leyherstraße und Waldstraße gab es weitere Verzweigungen und ein Seitengleis mit Lokschuppen. Nach Querung der Waldstraße machte das Gleis einen Bogen in südlicher Richtung. Auf dem Areal zwischen Wald- und Fronmüllerstraße lag eine weitere Abzweigung mit zwei Laderampen für LKWs. Kurz vor Erreichen der Fronmüllerstraße schwenkte das Gleis wieder nach Westen und verlief parallel zu dieser. Hier gab es eine zweispännige "Gleisharfe". Nahe der Magazinstraße drehte das Gleis in einem 90°-Bogen nach Norden ab und führte an die Laderampen der Kasernengebäude. Der Gleiskörper selbst endete erst kurz vor der Flößaustraße.

Abnehmer

 
Frühlingsfest 1998, Blick vom Riesenrad, die Gleise sind noch zu erkennen

Die Kasernenbahn hatte im Wesentlichen drei größere Versorgungsziele. Dies waren von der Karolinenstraße aus gesehen zuerst mehrere Gewerbebetriebe (Ammersdörfer und Haas, Detag, Neuser und Grimm, Höchhammer, Neumann, Buchhauer, Bauer, usw.). Zum Zweiten hatte das Gleis südlich der Leyher Straße einen Abzweig auf das Gelände des früher dort befindlichen Städtischen Bauhofs, der Grubenentleerung und nach dem Krieg auch zu Einrichtungen der Amerikaner (Medical-Depot). Schließlich bediente das Gleis noch die namensgebenden Kasernen mit Nachschub sowie weitere Privatfirmen (z. B. Kartoffel-Gegg, Quelle usw.)

Situation heute

 
Ullsteinstraße von Süden, 2009

Im Jahr 2010 ist ein Großteil der ehemaligen Gleisanlagen überbaut. Lediglich zwischen Karolinenstraße und Waldstraße finden sich noch einzelne Relikte und Gleisfragmente (z. B. Busbetriebshof der VAG und ehemalige Fa. Kartoffel Gegg). Zwischen Leyher Straße und Flößaustraße ist der Verlauf noch gut zu erkennen, westlich der Waldstraße war noch ein Gleisbogen in Form von Schwellenresten vorhanden, dieser wurde Anfang 2011 im Zuge der Neubebauung des Areals abgetragen. Die ehemaligen Lagergebäude der Kaserne (heutige Ullsteinstraße 12 / 14 / 16) wurden in den 2000er Jahren saniert und die Vorplätze, auf denen die Trasse lag, mit Steinen belegt, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit Gleisschotter haben.

Zeitzeugenberichte

Der ehem. Rangierer und Weichenwärter Hans Zeilinger (Jahrgang 1940) erzählt aus seiner Dienstzeit:

  • "Kurze Freude mit amerikanischen Arbeitshandschuhen". Zeitzeugen-Bericht von Hans Zeilinger, ehem. Rangierer und Schrankenwärter in Fürth
    2016-01-18 zeilinger 04.mp3

  • "Milch und Bier für die Amerikaner". Zeitzeugen-Bericht von Hans Zeilinger, ehem. Rangierer und Schrankenwärter in Fürth
    2016-01-18 zeilinger 05.mp3

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Bilder