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42/07�

Wenn ich mir ein Urteil erlauben darf: die Menschen hier sind direkt! Für mich bedeutet das gleichzeitig ein hohes Maß an Ehrlichkeit. Unnahbare Menschen habe ich hier noch keine getroffen – im Gegenteil. Eigentliche sind alle ansprechbar, egal, ob der Schuh arg oder gar nicht drückt. Das beginnt spätestens zum Grafflmarkt: Frau Wirtin linkerhand der Werkstatt steht mit dem Klebeband auffordernd in der Tür, um gemeinsam unseren Platz einzuteilen und um anschließend darauf aufzupassen. Die Mannschaft des Cafés rechterhand der Werkstatt hilft mir, die Töpferscheibe zwecks Vorführung „in den Brunnen“ zu transportieren. Und überhaupt – der Brunnen! „Spielplatz“ für Jung und Alt! Sei es, um darin zu plantschen, im Vorübergehen kurz die Hand unter den Wasserstrahl zu halten oder abends auf den „Gewichtssteinen“ ein „sit in“ abzuhalten. Sitze ich in der Werkstatt an der Drehscheibe, ist es interessanter als vor dem Fernseher – immer ist etwas los! Eines Tages im Sommer blicke ich von meiner Arbeit auf und sehe den Brunnen in einem einzigartigen Kleid; eine Schaumkrone verteilt sich von der Hand ganz oben über die beiden Schalen. Drei männliche Grazien, im Brunnen sitzend, genießen das Fußbad; ihre Schuhe stehen abseits im Trockenen. Als sich die Szenerie aufgelöst hatte, entdeckte ich auf dem Gewichtsstein des Brunnens ein Gläschen mit grüner Flüssigkeit und damit auch des Rätsels Lösung: Spüli! „Heinz dein Brunnen schäumt über“ unterrichtete ich kurz darauf über Telefon den Brunnenbauer. Er reinigt den Brunnen alle zwei bis drei

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Wochen, was etwa dreiviertel Stunde in Anspruch nimmt – mit zwei bis drei Mann Werkstattpersonal, natürlich auf eigene Kosten! An diese Kehrseite der Medaille denkt freilich keiner, wenn beispielsweise der letzte Schluck Bier, anstatt einverleibt zu werden, dem Wasserkreislauf des Brunnens anvertraut wird. Auch „Ausverleibungen“ konnten beobachtet werden, allerdings nur bei einem jüngeren Mitbewohner, offenbar als Mutprobe in aller Öffentlichkeit! Spaß bereitet es auch, mit Einwegtaschentüchern die Abflussöffnungen zu blockieren. Das überlaufende Wasser nimmt seinen weg zum nächsten Gulli (eine Art Selbstreinigung, wenn man es so betrachten will). Keinen Spaß bereitet es, wenn ich die kleinen Brunnenverstopfer zwecks Entschuldigung und Gelöbnis, es nie wieder zu tun, in die nahegelegene Ladengalerie des Brunnenbauers begleite. Das sind beispielsweise die Momente, in denen an meiner Werkstatt-Tür das Schildchen „bin sofort wieder da“ hängt. Alle kleinen Kinder stecken ihre Hände ins Wasser. Einmal kam eine Muter empört zu mir

in den Laden und zeigte mir Glasscherben, die sie aus dem Brunnen gefischt hatte. Sie bat mich, die Scherben in meinen Mülleimer zuwerfen, weil sie draußen keinen Papierkorb fand. In unmittelbarer Nähe des Brunnens wäre das wohl eine sehr zweckmäßige Einrichtung (aber optisch bitte angepasst), denn nur zu oft denke ich mir: Der Waagplatz ist doch kein Müllplatz! Alle Anlieger des Waagplatzes und der Waagstraße sind an einer Aufwertung ihrer Umgebung interessiert. Es wird Zeit und Geld investiert, um entsprechende Ideen zu verwirklichen und um das Erreicht instand zu halten. Den meisten Menschen, die durch die Waagstraße kommen, fällt dies auch auf. „Jedes Mal, wenn ich durch komme, gibt es etwas Neues (Baum, Brunnen, Blumen), das den Platz verschönert“. „Früher kam ich selten hier vorbei, aber jetzt macht es richtigen Spaß, auch hier einzukaufen“. Einige aber zeigen kaum Verantwortung für Allgemeingut. Kehren Anlieger Gehsteig und Straße, so wird das spätestens beim nächsten Windstoß „belohnt“. Der Müll ist nicht klein zu kriegen, Papier- und Plas-

Puadignibh erostrud enis (Foto: ???)

tikberge türmen sich in den Winkeln und Ecken der Straße; auch mutwillig zerschlagene Glasflaschen gehören dazu! „Helden“ rasen durch die Straße und fahren möglichst mit lauter quietschenden Rädern als ihr Kumpel los, nicht wenige Blumen aus Pflanzenkästen müssen frühzeitig ihr Leben lassen, um fünf Schritte weiter achtlos weggeworfen zu werden. Oft scheint es, als würde den „Müllmachern“ ihre Tat erst bewusst, wenn man sie darauf anspricht. Meist zeigen sie sich einsichtig. Aber das gibt es auch: Kinder fordern sich gegenseitig nach dem Spielen dazu auf, den entstandenen Unrat einzusammeln. Erwachsene benetzen in der Sommerhitze ihre Stirn mit Brunnen-Naß und die gleichen Kinder rufen sofort:“ das darf man nicht trinken, das ist nämlich kein Trinkwasser“. Spaziergänger verweilen, den Platz betrachtend, und unterhalten sich über den Brunnen Mir gegenüber, im kleinsten weiter auf Seite XX → 31