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Gedenktafel an der ehemaligen Praxis wurden dank der Unterstützung des Berliner Frauenvereins für arme Frauen kostenlos angeboten16. Allerdings soll auch die ehemalige Kronprinzessin Victoria Patientin gewesen sein17. Gemeinsam mit Franziska Tiburtius war Emilie Lehmus von 1878 bis 1885 im „Sanitätsverein für Lehrerinnen“ aktiv tätig, und ab 1889 im „Kaufmännischen und gewerblichen Hilfsverein für weibliche Angestellte“18. 15 Jahre lang blieben Lehmus und Tiburtius die einzigen Ärztinnen in Berlin, bis Frauen der zweiten Generation – die ebenfalls in Zürich studiert hatten – sich der Arbeit an der Poliklinik anschlossen19. Um die Jahrhundertwende im Alter von 60 Jahren musste Lehmus ihre Praxistätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ihre Kollegin konstatierte „Grippepneumonie“20. Lehmus verließ Berlin, dessen Klima ihr nicht mehr behagen wollte und nahm ihren Wohnsitz in München. Dort schloss sie sich mit ihren zwei Schwestern (verw. Caroline Braun und Marie Lehmus) zu einem gemeinsamen Haushalt zusammen. Nach dem Tode der beiden siedelte sie endgültig zu ihrer jüngsten Schwester nach Gräfenberg in die fränkische Schweiz um, wo sie bereits zuvor die Sommermona-

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te verbracht hatte. Auch von dort engagierte sie sich weiter und beteiligte sich 1908 an der Gründung der Vereinigung weiblicher Ärzte in Berlin mit einer Spende von 16.000 RM21. In Gräfenberg starb Emilie Lehmus am 17. Oktober 1932 im Alter von 91 Jahren. Eine deutsche Approbation hat sie nie bekommen. Beerdigt wurde sie am Fürther Friedhof. Für ihre Beerdigung hatte sie verfügt, sie solle als Armenleiche von dem für den Wochendienst zuständigen Pfarrer von St. Martin bestattet werden. Es traf damals den Stadtvikar von St. Martin, Georg Kuhr, dessen Großvater Johann Georg Kuhr ein direkter Vetter der Verstorbenen war 22. An ihrem Grab durfte keine Predigt gehalten werden. Sie hatte als Text lediglich die Schriftstelle von der Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag verfügt: 1. Thess: 4, 13 – 1823. Weitere Angaben zu Emilie Lehmus in Agnes Bluhm: Dr. med. Emilie Lehmus. Zur Vollendung des 90. Lebensjahres am 30. August 1931 in: Die Ärztin. 7. Jg. 1931, Nr. 8 und Agnes Bluhm: Ein Gedenktag der deutschen Medizinerinnen. in: Die Ärztin. 17. Jg. 1941, Nr. 8 Christian Schmidt-Scheer Anmerkungen 1. Dies dürfte in einer tiefen familiären Verbundenheit mit der Stadt Fürth begründet liegen, wo auch ihre beiden Eltern begraben sind. 2. Friedrich Theodor Eduard Lehmus (geb. 28. Februar 1806 in Rothenburg, gest. 15. März 1890 in Fürth) war Pfarrer und Kirchenrat in Fürth. Er machte sich in Fürth einen Namen mit verschiedenen diakonischen Aktivitäten. So gründete er am 14. August 1837 die „Kinderbewahranstalt“, einen der ersten Kindergärten in Deutschland. Außerdem gründete er das Carolinenstift, in dem Witwen und Jungfrauen, die das 50. Lebensjahr überschritten hatten, Aufnahme fanden. Auf seine Anregung und unter seiner Leitung wurde ein Armen- und Krankenverein für die Kirchengemeinde Fürth ins Leben gerufen. In den Kriegen 1866 und 1870 wirkte Friedrich Theodor Eduard Lehmus als Vorstand der evangelischen Felddiakonie und nahm Verwundete und Kranke im Pfarrhaus auf. Dafür erhielt er von Ludwig II. 1871 das Verdienstkreuz und vom deutschen Kaiser 1873 den preußischen Kronenorden. 3. „Ärztinnen im Kaiserreich – Geschichte der Charité“ gibt im online-Auftritt zu Emilie Lehmus (https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016) fälschlicherweise dazu ein „Marienstift“ an, das es aber in Fürth nie gegeben hat. Bekannt sind hier das „Vereinigte Heberlein’sche und Arnstein’sche Institut“ (vgl. Walter Ley: Das Vereinigte Heberlein’sche und Arnstein’sche Institut. In: Fürther Heimatblätter, 1992/4, S.112 – 124), eine Fürther Privatschule für jüdische Mädchen, das von 1848 – 1907 bestand und einige namentlich nicht bekannte private Einrichtungen (so erwähnt die Fronmüllerchronik für das Jahr 1883, dass ein Magistratsbeschluss das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes noch verwarf. Die beiden Direktoren Metz und Heerwagen vereinigten daraufhin ihre Institute zu einer nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule. Die Mädchenschule am Fürther Kirchenplatz wird man schlechterdings als „höhere Mädchenschule“ bezeichnen können und das Mädchen-Lyzeum, heute Helene-Lange-Gymnasium, wurde erst 1907 errichtet.

4. siehe Amts- und Anzeigenblatt für die Stadt und das Königl. Bezirksamt Rothenburg vom 25. Juli 1866, Seite 4 5. Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232 6. hier immatrikulierten sich im späten 19. Jahrhundert so prominente Frauen wie Ricarda Huch, Rosa Luxemburg, Anita Augspurg, Lou Andreas Salomé. 7. Zitiert nach Sonntagsblatt vom 28.08.2019 8. Emilie Lehmus: Die Erkrankung der Macula lutea bei progressiver Myopie; Inaugural-Dissertation an der medizinischen Fakultät Zürich, 1875 – online verfügbar: https://books.google.de/bo oks?id=zftlAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Lehmus&hl= de&sa=X&ved=0ahUKEwjg38_Jz4jfAhXno4sKHe8_DvAQ6AEI NzAD#v=onepage&q=Lehmus&f=false 9. Als Depeschenmeldung wurde die Nachricht jeweils textgleich abgedruckt. Siehe z.B.: Fürther Neueste Nachrichten für Stadt und Land (Fürther Abendzeitung) 27.12.1874 – online verfügbar: https://digipress.digitalesammlungen.de/view/ bsb11175524_00597_u001/2?cq=Emilie%20Lehmus ebenso: Münchener Bote für Stadt und Land 25.12.1874 Weilheimer Tagblatt für Stadt und Land 29.12.1874 Ingolstädter Zeitung (Neue Ingolstädter Zeitung) 27.12.1874 Schweinfurter Anzeiger 29.12.1874 10. Vgl. Susanne Dettmer, Gabriele Kaszmarszyk, Astrid Bühren „Karriereplanung von Ärztinnen“ – in Kooperation mit der Bundesärztekammer, 2006, Seite 15 11. 11a)Prof. Dr. med. Georg Lewin, Direktor der Klinik für Syphilis an der Königl. Charité Berlin, zitiert nach Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 241 11b) Prof. Dr. med. von Rindfleisch, Direktor des pathologischen Instituts der Universität Würzburg, zitiert nach Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 241 12. Siehe dazu: „Ärztinnen im Kaiserreich – Geschichte der Charité“ zu Emilie Lehmus - online verfügbar: https://geschichte.charite. de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 13. An dem Haus Alte Schönhauser Straße 23, in dem sie am 18. Juni 1878 die Poliklinik weiblicher Ärzte für unbemittelte Frauen und Kinder eröffnet hatten, wurde am 18. Juni 2006 eine Gedenktafel in Erinnerung an Emilie Lehmus und Franziska Tiburtius angebracht. (evtl. Bild). Über den Zulauf siehe auch „CorrespondenzBlatt für Schweizer Ärzte“, Band 7, Jahrgang VII, 1877, Seite 659 14. Wie es mittels einer etwas unkonventionellen Zahnbehandlung durch die befreundete Henriette Hirschfeld-Tiburtius zu der kostenlosen Raumüberlassung kam siehe: Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 239 15. Siehe dazu: „Ärztinnen im Kaiserreich – Geschichte der Charité“ zu Emilie Lehmus – online verfügbar: https://geschichte.charite. de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 16. Ebenda 17. Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 242 18. Siehe dazu: „Ärztinnen im Kaiserreich – Geschichte der Charité“ zu Emilie Lehmus – online verfügbar: https://geschichte.charite. de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00016 19. Dazu gehörten Agnes Bluhm, Pauline Ploetz, Anna Kuhnow, Agnes Hacker. Unter dem Einfluss der „zweiten Generation“ veränderte sich die „Klinik weiblicher Ärzte“ zu einer gynäkologischen Spezialklinik. Vgl. dazu: Susanne Dettmer, Gabriele Kaszmarszyk, Astrid Bühren „Karriereplanung von Ärztinnen“ – in Kooperation mit der Bundesärztekammer, 2006, Seite 17. 20.Siehe: Agnes Bluhm: Ein Gedenktag der deutschen Medizinerinnen. in: Die Ärztin. 17. Jg. 1941, Nr. 8 Anm. 12 Seite 338. 21. Emilie Lehmus auf Kulturring Berlin-Mitte – online verfügbar: https://www.kulturring.org/konkret/frauen-persoenlichkeiten/index.php?frauenpersoenlichkeiten=wissenschaft/bildung&id=149 22. Biographisches zu Emilie Lehmus aus Familienstammbuch 23. siehe dazu Grabbuch-Archiv Friedhof Fürth

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