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der wahlberechtigten Fürsten war bei der Königswahl nicht auf den Wahlvorschlag des Papstes eingegangen und hatte sich nach dem gewaltsamen Tod König Wilhelms II. von Holland für Richard von England entschieden. Es entstand eine Phase des Interregnums von 15 Jahren (1258 – 1273) bis Rudolf von Habsburg als neuer König bestätigt wurde. Leupold nutzte die Situation, nachdem die eigentliche Mission im Sande verlaufen war, um sich seinen Posten für die Pfarrstelle in Fürth vom Papst bestätigen zu lassen. Sein Vorgänger Albert von Castell (… 1259) war aus Altersgründen zurückgetreten. Der Erwählte Berthold von Leiningen hatte in Funktion als Dompropst das Verleihungsrecht auf die Pfarrstelle inne gehabt, die Leupold zum Rektor der Kirche in Aussicht gestellt worden war (Bestätigung vom 11.11.1258). Auch aus familienpolitischen Gründen muss ihm die Besetzung der Stelle wichtig gewesen sein, weil im Norden des Kirchsprengels Fürth der umfangreiche Familienbesitz der Gründlacher sichtbar ist, der von Ritzmannshof, Flexdorf, Fischwasser in Vach, Hüttendorf, Kriegenbrunn, Frauenaurach (Vogteilehen), die Mühle zu Bruck über Eltersdorf bis Großgründlach und weiter nach Osten (Tennenlohe) gereicht hat. Im Südwesten westlich der Rednitz saßen die verwandten Herren von BergHertingsberg auf der Turmburg in Altenberg mit ihrem Zubehör in Zirndorf, der Alten Veste, in Dambach, Waldanteile auf dem Fürberg und Farrnbach. Zu Beginn der 2. Hälfte des 13. Jhs. stand die gesamte nördliche und westliche Umgebung von Fürth unter Verwaltung der Gründlacher bzw. Berg-Hertingsberg, was Leupolds seelsorgerische Tätigkeit nur unterstützen konnte. Ausnahme bildeten die Vogteilehen in Fürth selbst, die zum Teil dem Burggrafen Konrad sowie als Pacht ab 1259 den Nürnberger Patriziern Arnold von Wendelstein und Arnold Holzschuhar auf 5 Jahre übertragen waren. 1260 sicherte Bischof Berthold von Bamberg seinem Verwandten Burggraf Friedrich von Nürnberg die Bamberger Lehen (auch in Fürth!) urkundlich zu, die dessen Bruder Konrad noch besessen hat, falls dieser ohne Erben sterben sollte und 1265 wurde der fünfjährige Pachtvertrag mit den Patriziern an Berthold Schulteis und Chunrad von Boppenruet weiter gereicht. Der ständige Wechsel in den Besitzverhältnissen und die Bestrebungen Nürnbergs, die Kirchenrechte nach Nürnberg zu ziehen, erforderten Leupolds ganze Aufmerksamkeit als Seelsorger. Aber auch in Bamberg machte er Karriere. Ab 1275 übernahm er das Amt des Propstes von St. Stephan und entwickelte in dieser Funktion ein Stiftungsstatut, das die Abgabemodalitäten ans Stift regelte. Außerdem sorgte er für die Aufbesserung der Stiftsscholastik. 1286 lernen wir ihn als Dompropst kennen und 1291 war er Schiedsrichter in einer Streitsache zwischen dem Bischof Arnold und den Bürgern von Bam32

Altstadtverein Fürth

Nr. 54 – 2020/21

berg. Am 17. Juli 1296 verstarb Bischof Arnold von Solms nach langer Krankheit. Das Domkapitel wählte vorschriftsmäßig den Dompropst Leupold im Oktober 1296 zum neuen Bischof von Bamberg. Ohne große Verzögerung reiste er nach Rom und eine Reihe von Mitbrüdern und Kanoniker der Bamberger Kirche begleiteten ihn, um die päpstliche Bestätigung seiner Wahl einzuholen. Die Prüfung der Wahl ergab, weil Leupold zu viele Ämter und Benefizien inne hatte, die mit der Seelsorge verbunden waren, dass die Wahl für ungültig erklärt wurde. Erst nach Verzicht auf alle Ämter erteilte ihm der Papst Dispens und ernannte ihn zum 20. Bichof von Bamberg. Mit dem Verzicht auf alle Ämter kann man wohl mit Recht davon ausgehen, dass Leupold bis 1296 auch Oberpfarrer in Fürth gewesen ist. Der neuer Dompropst Johannes Muchel hatte nun die Aufgabe, einen neuen Pfarrer für Fürth zu bestimmen, dessen Namen wir leider nicht kennen, dass eine Lücke in der Besetzung der Pfarrstelle von fast 20 Jahen besteht. War das die Gelegenheit Nürnbergs die Pfarrrechte Fürths nach Nürnberg zu ziehen? Wichtig ist auch, dass sich Bischof Leupold dafür eingesetzt hat, dass Burggraf Konrad der Fromme vor dem Eintritt in den Deutschen Orden seine Vogteilehen in Fürth und alle daran gebundenen Rechte an den Dompropst zurück geben konnte. Damit war die urkundliche Bestätigung Bischof Bertholds an Burggraf Friedrich von 1260 als höhere Instanz nicht außer Kraft gesetzt und die Grundlage der dann folgenden Streitigkeiten zwischen Burggrafentum und dem Dompropst initiiert. Während seiner Amtszeit hat Bischof Leupold versucht, die Schulden seines Bistums in den Griff zu bekommen. Er starb mit ca. 65 Jahren am 14. Aug. 1303 und wurde im Peterschor der Domkirche beigesetzt. Die Ministerialenfamilie von Gründlach nimmt einen fast 165jährigen Zeitraum in der Lokalgeschichte ein. Ihre nachhaltige Bindung an die eingewanderten Pioniere und Landeserschließer aus der Umgebung von Freising, die den ersten Siedlungen ihren Namen gegeben haben, wird in der kontinuierlichen Namenstradition besonders im Namen Liutpald > Leupold sichtbar. Vermutlich ist der Name mit einem Zweig der jüngeren Babenberger in den Norden Bayerns gelangt und hat sich hauptsächlich im Süden und Osten Forchheims verbreitet. Diese Pioniere sind als Ortskundige für die Verwaltung der gerodeten Gebiete bodenständig geblieben und bildeten eine gesellschaftliche Zwischenschicht zwischen den Unfreien und dem Adel. Mit dem Erlöschen der Gründlacher Ministerialenfamilie Anfang des 14. Jhs. ist die letzte Bindung zur ursprünglichen Landesentwicklung unserer Fürther Umgebung verloren gegangen.