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GESTERN - HEUTE - MORGEN Fassadenrekonstruktion am Marktplatz ein exemplarischer Vorschlag Detailfreudige, abwechslungsreiche Vergangenheit, lang­ weilige Gegenwart und mögliche, den früheren Zustand teil­ weise wieder rekonstruierende Zukunft lassen sich an einem konkreten Objekt der Fürther Altstadt deutlich und beispiel­ haft aufzeigen. Das Haus Marktplatz 11 fällt wegen seiner recht imposanten und städtebaulich bedeutsamen Lage besonders a u f: obwohl es vorwiegend und eigentlich zum Ensemble des Markt­ platzes gehört, ist es von allen Standorten der Gustavstraße aus zu sehen und bildet gleichsam deren westlichen Ab­ schluß. Deshalb soll cs auch als Beispiel für zahlreiche weitere Alt­ stadtgebäude gelten, deren Fassaden in Wirklichkeit aus Fachwerk bestehen, das sich freilich derzeit meist unter lang­ weiligem Verputz oder allmählich abbröckelnder Schiefer­ verkleidung (modische Erscheinung des 18./19. Jahrhunderts verbirgt. Dies gilt für etwa zwei Drittel des Altbaubestands im St.-Michaels-Viertel (meist Stützfachwerk, oft auch inter­ essantes Ornamentalwerk wie beim Haus Marktplatz 4).

Deshalb soll auch dieser Bildvergleich von Gestern. Heute und Morgen Motivation sein für die einzelnen betroffenen Haus­ besitzer. Am Stadlershof wurde bereits der Anfang auf dieser Westseite gemacht, dessen Fassadenrenovierung wiederum durch die vorangegangene Fassadenfreilegung des An­ wesens Marktplatz 4 angeregt worden war. Daß die Bürger­ vereinigung in beiden Fällen durch Initiative und Vermittlung beteiligt war. daß die Stadt Furth bei der Renovierung des Hauses Marktplatz 4 erhebliche finanzielle Unterstützung leistete, sei hier nur am Rande vermerkt. Das reizvolle Ensemble Marktplatz würde eine absolute Auf­ wertung erfahren, wenn es gelänge, die einzelnen Eigentümer aus ihrer Resignation und Lethargie wachzurütteln. Der lokale Bürgerstolz ist deshalb gefordert. Finanzhilfen durch die Modcrnisicrungsprogrammc von Bund und Land sollten zu­ sätzlich Hilfe und Ansporn sein. Weitere Vergleichsbeispiele sollen zur ständigen Anregung in den nächsten Ausgaben des „Altstadt-Bläddla” folgen.

Der Graphiker Helmut Kaminski hat mit Hilfe von Photo­ graphie und Zeichnung den derzeitigen Zustand zahlreicher verputzter oder sonstwie verkleideter Fachwerkhäuser so verändert, daß das photographische Ergebnis dem denk­ baren Urzustand möglichst nahekommt. In den meisten Fällen (Waagplatz. Schindelgassc usw.) war er dabei auf eigene Vermutungen angewiesen; die Rekonstruktionen machen somit keine zuverlässige Aussage über die tatsäch­ liche Fachwerkkonstruktion. Anders im Fall Marktplatz 11 und teilweise auch Marktplatz 9. Hier erlaubt ein Vergleich mit einem Ausschnitt aus dem Kupferstich von Johann Alexander Boener aus dem Jahr 1704 („Der Hof-Marckt Fürth wie er von Schliesselwirth gegen Mittag zu sehen") trotz zwischenzeitlicher baulicher Veränderungen, insbeson­ dere am Haus Nr. 9. durchaus einen exakten, historisch ge­ treuen Nachvollzug des alten Bauzustands. Darüberhinaus zeigt der gesamte Kupferstich (hier ja nur im Detail wieder­ gegeben), wie geschlossen doch der Fürther Marktplatz vor allem durch die ziemlich gleichmäßig verteilten Fachwerk­ häuser ausgesehen haben muß. Und dieser einstige Zustand ist - zumindest an der gesamten Westseite - noch weit­ gehend reparabel (immerhin fünf Häuser: Haus Nr. 1 bis 11). Eine Realutopie, die hoffentlich bald zur Realität werden wird!

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