Donnerstag, 1. Dezember 1932
Am letzten Wochenende zogen die letzten Siedler in ihre Häuschen am Ronhofer Wald. Die
meisten von ihnen transportierten ihr Hab und Gut mit Handkarren oder Pferdewagen. Am
Samstagnachmittag inspizierte der Fürther Stadtrat durch eine Begehung die neuen
Behausungen. Der Aufbau der Häuser erfolgte durch die Siedler selbst unter Mithilfe des
freiwilligen Arbeitsdienstes. Jeder der 40 Siedler hatte über 1000 Stunden Eigenleistung
erbracht. An einem der Häuser war eine Erinnerungstafel mit Reichswappen, bayerischem
Wappen und dem Fürther Kleeblatt angebracht. Der Text lautete: "Reichskleinsiedlung
Ronhofer Wald, errichtet mit Hilfe des Reiches, des Staates Bayern und der Stadtgemeinde
durch Selbsthilfe der Siedler anno 1932."
Die "Grüner-Bräu" AG in der Gartenstraße eröffnete dieser Tage im Zentrum von Berlin vier
Ausschankstellen (Leipziger Straße, Unter den Linden, Kantstraße und Friedrichstraße). Man
hoffte, mit der neuen Sorte "Export" dort ins Geschäft zu kommen.
Alhambra: "Seitensprünge" mit Gerda Maurus und Oscar Sima.
Freitag, 2. Dezember 1932
Mobilmachung der Hausfrauen: Von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche fand nach
längerer Pause im Fürther Geismannsaal wieder einmal die bei den Hausfrauen so beliebte
Ausstellung der "Egefko", der Großeinkaufsgenossenschaft Fürther Kolonialwarenhändler
statt. Die dreitägige Veranstaltung könnte man als Vorläufer der heutigen "Consumenta"
bezeichnen, beschränkt jedoch ausschließlich auf Kolonialwaren. Von "Dreiglocken-Nudeln"
bis zum "Kathreiner-Malzkaffee" waren allen gängigen Lebensmittelmarken vertreten. Die
Fürther Hausfrauen strömten in Massen, weniger wegen der Produktinformationen, sondern
mehr der unentgeltlichen zahlreichen Kostproben wegen.
Stadttheater Fürth: "Die Zirkusprinzessin".
Samstag, 3. Dezember 1932
Mit Erreichen der Altersgrenze trat Oberlehrer Michael Letterer in den Ruhestand. Der 1867
bei Rothenburg o.d.T. Geborene zeigte schon frühzeitig eine musikalische Begabung. Er
wurde in Geige und Trompete unterrichtet. Seine erste Anstellung als Volksschullehrer fand
Letterer 1886 in dem Tauberdörfchen Dettwang Hier gründete er seinen ersten
Gesangverein. Nach dem Staatsexamen kam Letterer über die Station Ansbach 1891 nach
Fürth. Als Lehrer erfreute er sich schnell höchster Wertschätzung. Nach mehreren Fürther
Schulen unterrichtete er ab 1902 an der Pfisterschule. 1922 erfolgte die Ernennung zum
Oberlehrer. Die Tätigkeit Letterers als Chorleiter begann mit seiner Anstellung in Fürth. Der
"Letterer-Chor" wurde zu einem Qualitätsmerkmal. 1924 legte er nach über 30-jähriger
Dirigententätigkeit den Taktstock zur Seite. Die Sängerabteilung des TV Fürth 1860 leitete er
jedoch weiter. Erfolg, Anerkennung und Dank von allen Seiten standen am Ende eines
erfolgreichen aktiven Lebensabschnittes.
Montag, 5. Dezember 1932
Seit letztem Donnerstag lief der Vorverkauf für den "Bunten Abend" (am 11. Dezember) des
TV Fürth 1860 in seiner Halle in der Turnstraße 10. Die Vorführungen in der stets
ausverkauften Halle waren bei der Fürther Bevölkerung äußert beliebt.
"Sport-Heißwolf" Ecke Theater- und Rosenstraße in Fürth warb in Anzeigen in der NZ um
den Kauf von Schlittschuhen als Weihnachtsgeschenk. Die an den Straßenschuhen zu
befestigenden Kufenflitzer gab es ab 2,50 RM pro Paar.
Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 1500 Zuschauern gegen Germania
Schniegling mit 2:0. Tore für Fürth durch Leupold II und Wolf. Mit diesem Sieg und dem
Verbleiben auf dem zweiten Platz hatte sich die SpVgg vorzeitig für die Endrundenspiele um
die Süddeutsche Meisterschaft qualifiziert.
Seite:Kuntermann 1932.pdf/70
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