Auf dem Platz der SpVgg in Ronhof sowie an der Leyher Waldspitze entstanden Zeltstädte
mit Massenquartieren, die für den bevorstehenden Reichsparteitag in Nürnberg benötigt
wurden. Im Ronhof sollten etwa 10.000, an der Waldspitze 15.000 Mann untergebracht
werden. Eine Arbeitsbrigade aus Sachsen-Ost (Dresden) stellte alle Zelte auf und zog dann
nach wenigen Tagen zum nächsten Aufbau am Hainberg weiter.
Kristall-Palast: „Das verlorene Tal“ mit Marieluise Claudius und Mathias Wiemann.
Montag, 27. August 1934
Im Kulturverein Fürth (Logenhaus) veranstaltete man an diesem Wochenende ein
„rheinisches Weinfest“. In Anzeigen warb man mit „märchenhafter Beleuchtung“ und
„Stimmungsmusik zur Laute“. Die Ober hatten an diesen beiden Tagen Winzerkleidung
angelegt.
Der Fürther Obst- und Gemüsemarkt spielte sich damals noch auf den Gehsteigen der Ostund Westseite des Grünen Marktes ab. Der Autoverkehr war noch sehr gering.
Die SpVgg absolvierte zwei Freundschaftsspiele in Berlin. Gegen Tennis Borussia Berlin
reichte es lediglich zu einem 1:1-Unentschieden, gegen Hertha BSC gewann das Kleeblatt
mit 4:3.
Dienstag, 28. August 1934
Wieder einmal war ganz Fürth mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. An markanten Stellen
des Stadtbildes sah man Transparente mit dem Text „Deutsch die Saar immerdar!“
Anlässlich der Massenkundgebung bei Koblenz wollte man in der Kleeblattstadt nicht
zurückstehen und gedachte so ebenfalls der Saar. Ein Zug mit sämtlichen NS-Verbänden
und Kapellen war von der Stadtgrenze aus zum Rathaus marschiert, wo eine große
Menschenmenge anschließend den zündenden Worten des Ortsgruppenleiters Blindenhöfer
lauschte. Danach standen die Tausende mit und ohne Uniform in der großen Hitze auf dem
schattenlosen Königsplatz und lauschten den Worten Hitlers, dessen Rede über
Großlautsprecher übertragen wurde. Hitlers Auftritt auf dem Oberehrenbreitstein hatte sich
um fast zwei Stunden verzögert, doch niemand verließ den Königsplatz. Die letzten Worte
Hitlers gingen in Fürth in einem Orkan von Beifall und Jubel unter. Die NZ sprach von der
„bisher eindrucksvollsten Kundgebung in der Stadt“.
Mittwoch, 29. August 1934
Wieder einmal gab es Ausnahmen vom allgemein gültigen Sammelverbot: Der Fürther
Stadtrat genehmigte den Verkauf einer „Saarplakette“ anlässlich der erfolgten
Massenkundgebung bei Koblenz. Ferner wurde die Erlaubnis zum Verkauf eines Abzeichens
für das am 30. September 1934 auf dem Bückeberg stattfindenden Erntedankfest erteilt.
Am Montag wurden alle Fürther Justizbeamten gemäß einer gesetzlichen Anordnung auf
den Führer und Volkskanzler Adolf Hitler vereidigt. Amtsgerichtsdirektor Bub nahm nach
einer kurzen Ansprache den Beamten den Diensteid auf den Führer ab. Die städtische
Beamtenschaft Fürths wurde am Dienstag 16 Uhr im Saal des Berolzheimerianums auf den
Führer vereidigt. Nach einer Rede von OB Jakob und drei Sieg-Heil-Rufen trugen sich die
Beamten in eine Anwesenheitsliste ein, womit sie den geleisteten Schwur bestätigten.
Donnerstag, 30. August 1934
In Fürth entstand der „1. bayerische Seidenbauverein Fürth“. Seit etwa 1926 wurden auf
einem Grundstück nahe der Ronwaldsiedlung (vom Flussufer bis hinauf zur Erlanger Straße)
Maulbeersträcher angebaut. Sie bildeten die Grundlage für die Raupenzucht. Da der
Aufwand für die Raupenzucht verhältnismäßig gering war, empfahl man die Zuchtarbeit als
lohnenden Nebenerwerb und vergaß nicht, angesichts der jährlich für rund 200 Mio RM
importierten Seide von einer „nationalen Pflicht“ zur Seidenraupenzucht zu sprechen.
Weltspiegel: „Wo ist das Kind der Madeleine?“ mit Dorothea Wieck.
Seite:Kuntermann 1934.pdf/54
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