"Schlagrahmdampfer" (Hansi und Karl) zwischen Doos und Kronach (Gaststätte Weigel) im Pendelverkehr. Die erste Fußballmannschaft der SpVgg schloss die Saison 1935/36 in der Gauliga Bayern (es gab 16 Gauligen) auf dem zweiten Tabellenplatz ab. Die Mitgliederzahl des Vereins näherte sich allmählich der Tausendergrenze. "Mutti geht Turnen!" hieß es beim TV Fürth 1860. Dort nahm das Frauenturnen Aufschwung. Immer mehr Hausfrauen schwangen jetzt Keulen statt Kochlöffel. "Fahnen heraus" hieß es für die Fürther 1936 zu den folgenden Terminen: Tag der Machtübernahme (30.01.), Heldengedenktag (08.03.), Hitlers Geburtstag (20.04.), Tag der nationalen Arbeit (01.05.), Reichshandwerkertag (04.06.), Reichsparteitag der Ehre (08.-16.09.), Fürther Kirchweih (04.-14.10.), Rückkunft der "21er" aus dem Rheinland (23.10.), Trauerbeflaggung für Dr. Dr. Streck (04.11.) und nationaler Gedenktag (09.11.). In den Straßen wurde für die Innere Mission ebenso wie für das Winterhilfswerk (WHW) gesammelt. Dazu kam das Einsammeln von Altkleidern und Haushaltsgegenständen. Wie in den Vorjahren hatten die Fürther sechs "Eintopfsonntage" zu überstehen, die jedoch nicht immer konsequent eingehalten wurden (Appell in der NZ: "Wir spenden nicht nur, sondern wir essen auch unseren Eintopf!"). Der Abzeichenverkauf in den Straßen der Innenstadt stand weiterhin hoch im Kurs. Am Revers trug man in zeitlicher Abfolge die Anstecker: Winterhilfswerk, 1. Mai, Frankentag Hesselberg, Reichsparteitage in Nürnberg und Erntedankfest Bückeburg. Eine logistische Herausforderung für Fürth war wiederum die Unterbringung von über 40.000 Gästen für die Zeit der Nürnberger Reichsparteitage. Große Zeltlager (Leyher Waldspitze und äußere Schwabacher Straße) sowie Fabriksäle, Schulen und Turnhallen mussten dafür genauso herhalten wie Privatquartiere. Erstmals kamen in den "Bettenburgen" dreistöckige eiserne Bettgestelle zum Einsatz. Nachdem man 1935 an einem Tag des Jahres bis 21.30 Uhr eine "Verdunklungsübung" angesetzt hatte, blieb es 1936 in Fürth eine ganze Nacht lang rabenschwarz. Polizei und SA kontrollierten unnachsichtig die Vorkehrungen mittels der Verdunklungsrollos. Tagsüber stand erstmals ein Verkehrspolizist mit weißer Uniformjacke und Dienstmütze auf der verkehrsreichsten Kreuzung Fürths zwischen Schwabacher und Hindenburgstraße. Die hier aufgeführten Ereignisse stellen nur einen stichwortartigen Überblick zum Jahr 1936 dar. Weitere nationale und lokale Begebenheiten sind im vorliegenden Buch ausführlich dokumentiert und nachzulesen. Der jeweils erste Abschnitt einer Tagesrezension gehört den Titelblatt-Schlagzeilen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich auf den Fürther Lokalteil der NZ. Bei Mehrfachaufführungen im Stadttheater Fürth wurde zur Vermeidung von Wiederholungen nur der jeweils erste Vorstellungstag erfasst. Das Bildmaterial zu dem vorliegenden Buch stammt überwiegend von Fritz Wolkenstörfer und Ferdinand Vitzethum. Deren Nachlass an Negativ-Filmen befindet sich im Stadtarchiv Fürth und wurde in den 1980er Jahren von Lothar Berthold katalogisiert; die damals angefertigten Abzüge wurden später digitalisiert. Der Verlag und der gemeinnützige Verein „Fürther Geschichtswerkstatt e.V.“ bedanken sich sehr herzlich bei dem Leiter des Fürther Stadtarchivs, Herrn Dr. Martin Schramm, sowie seinen Mitarbeiter(inne)n, hier insbesondere Frau Ingrid Baier und Herrn Maximilian Brandl, für die gerne gewährte Unterstützung bei der Recherche nach Presse- und Textmaterial zu diesem Band. Donnerstag, 2. Januar 1936 Viele Fürther tanzten an Silvester „Im Hotel zum blauen Nil“ an der Dambacher Straße. Unter der Regie der „Großen Fürther Carnevalsgesellschaft“ war im Kulturverein (Logenhaus) eine dekorative Illusion entstanden, die sich sehen lassen konnte. Man feierte im Erdgeschoss in einem „Palmensaal“, im ersten Stock in einem „Konferenzsaal für Urwaldforscher“, oben in einem „Dachgarten“ mit Ausblick auf die Pyramiden (auf Pappkarton gemalt) sowie in der „Silberbar“ und diversen „Sektnischen“. Zum Jahreswechsel wurden zwei Ferkel durch die Menge der Gäste getragen, damit jeder das Glück auch mit Händen greifen konnte. Fürth erlebte ein gesellschaftliches Ereignis. Freitag, 3. Januar 1936 In einer Jahresrückschau 1935 wurden insbesondere der Fürther Stadtratsbeschluss zum Bau von 100 gemeindlichen Wohnhäusern (50 für Kinderreiche, 50 für Kriegsbeschädigte) auf der Hard hervorgehoben sowie der zeitweise Aufenthalt des Fürther Ehrenbürgers und Gauleiters von Danzig, Staatsrat Albert Forster. Ferner erwähnte man die Aufführung des Reichsparteitagsfilms „Triumph des Willens“, der auch in Fürth gezeigt wurde. Weltspiegel: „Ein Teufelskerl“ mit Gustav Fröhlich und Lizzi Holzschuh. 3
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