Alhambra: „Der ahnungslose Engel“ mit Lucie Englisch und Joe Stöckel. Dienstag, 8. September 1936 Polizeipräsident Dr. Martin erließ folgende ortspolizeiliche Vorschrift für die Zeit der Nürnberger Reichsparteitage: "In den Nächten vom 8./9. mit 14./15. September 1936 jeweils von 1 bis 6 Uhr morgens dürfen in den Stadtbezirken Nürnberg und Fürth in Gaststätten aller Art geistige Getränke weder entgeltlich noch unentgeltlich verabreicht werden, der Genuss mitgebrachter geistiger Getränke ist ebenfalls verboten." Gaststättenpächter hatten bei Übertretung des Verbots mit sofortiger Schließung ihres Lokals und gegebenenfalls mit Entzug der Konzession zu rechnen. Über die Presse begrüßte Fürths OB Jakob die Gäste des Reichsparteitages. Im Text hieß es u.a.: "Ihnen allen entbietet die Fürther Bevölkerung, obenan die Stadtleitung, herzlichen deutschen Gruß! Es ist für Fürth eine besondere Freude und Ehre, an den Tagen dieser imposanten Veranstaltung so viele Führer und Kämpfer für das neue Deutschland in seiner Mitte zu wissen." Vorboten der Reichsparteitage in Fürth: Auswärtige Straßenbahnschaffner mit Berliner Schnauze in den Straßenbahnwaggons, auswärtige Polizeibeamte im Stadtzentrum und Montage von Fahnenstangen auf dem Dreikönigsplatz und vor dem Fürther Stadttheater. Die Beflaggung der öffentlichen und privaten Gebäude sollte am Dienstag ab 10 Uhr morgens beginnen. Mittwoch, 9. September 1936 Am Dienstag kam es auf dem Humbserspielplatz zu einem Appell: Bis Montagabend waren 1500 Hitlerjungen mit 370 Bannfahnen aus 25 deutschen Gebieten nach Fürth marschiert. Zum Appell waren sie im Viereck angetreten. Reichsjugendführer Baldur von Schirach begrüßte die Jugendlichen und stellte fest, dass diese an 738 Marschtagen über 12.000 km zu Fuß zurückgelegt hatten. Er sprach von einem "überzeugenden Beispiel der neuen Zucht und Ordnung". Donnerstag, 10. September 1936 Die Organisation des Fürther Quartieramtes hatte vorzüglich geklappt. Sonderzug um Sonderzug hatte rund 40.000 Besucher ausgespuckt, die umgehend zu ihren Quartieren geführt wurden. Bald rauchten die Kamine der Gulaschkanonen in Zeltlagern sowie vor Schulen und Betriebsunterkünften. Die Fürther Bevölkerung hatte ihre Häuser mit Bannern, Fahnen, Wimpeln und Fichtenreisern geschmückt. Von einer Straßenfront zur anderen zogen sich oft Girlanden und Transparente. Zentral-Lichtspiele: "Anna Karenina" mit Greta Garbo und Fredric March. Freitag, 11. September 1936 Fürth stand in den letzten Tagen ganz im Zeichen der Reichsparteitage. Viele Scheinwerfer aus Stettin, Wolfenbüttel, München und Mannheim landeten im Hof der Kaserne des Flak-Regiments 8 an der Sonnen- und Flößaustraße. Dort wurden sie auf ihre Funktion getestet und vormontiert. Dann transportierte man sie zur Zeppelinwiese nach Nürnberg, wo sie aufgestellt und verkabelt wurden. Dafür hatte man etwa 30 Meter vom äußeren Rand der Zeppelinwiese entfernt einen Kabelgraben ausgehoben. Jeder der Scheinwerfer hatte eine Lichtstärke von 15 Kilowatt. Beim Einmarsch der Politischen Leiter sollten alle 151 Scheinwerfer gleichzeitig ihre Lichtkegel steil in den nächtlichen Himmel senden und so wie ein Zaun aus Licht ein gigantisches Bild abgeben. In der Presse sprach man anfangs von einem "Lichtgewölbe", später von einem "Lichtdom". Stadttheater Fürth: "Ehe in Dosen", Lustspiel von Roberts und Lenz. Samstag, 12. September 1936 Ein Teil der Belegschaft der Fürther Firma Schickedanz hatte am Freitag die Möglichkeit erhalten, am "Tag des Reichsarbeitsdienstes" als Zuschauer teilzunehmen. Die "Schickedanzer" standen alle in den Blöcken 27 und 28 des Zeppelinfeldes. Um 12.45 Uhr waren Aufmarsch und Reden beendet, so dass man sich schnell aufmachte, um den freigegebenen Nachmittag auf dem Volksfest an der Fürther Straße zu verbringen. Gustav Schickedanz hatte im Tucher-Festzelt für seine Arbeitnehmer reservieren lassen, um ihnen einige frohe Stunden zu bereiten. Alhambra: "Das letzte Fort" mit Gertrude Michael und Cary Grant. Lu-Li: "Allotria" mit Jenny Jago und Heinz Rühmann. Stadttheater Fürth: „Meier Helmbrecht“, Schauspiel von Ortner. 48
Seite:Kuntermann 1936.pdf/48
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.