Weniger als drei Wochen lagen noch vor den Fürthern bis zum Start in die neue Theatersaison. Beginnen wollte man mit Goethes "Iphigenie". Der vorjährige Stand der Platzmieter war bereits um Hunderte überschritten worden. Motto der Theaterwerbung: "Zu jeder Fürther Familie gehört eine Platzmiete!" Im Stadtgebiet Fürth gab es 1936 insgesamt 25 Molkereibetriebe, die 8.676.000 Liter Milch verarbeiteten. Dabei belief sich die Frischmilchabgabe auf 7.741.000 Liter. Des Weiteren wurden in Fürth 40.850 kg Butter, 66.850 kg Speisequark und 1700 kg Sauermilchkäse produziert. Die Fischhandlung Schikora in der Lange Straße 103 in Fürth warb in Anzeigen für den Kauf von "Aischgründer Edelkarpfen" aus neuer Ernte. Zentral-Lichtspiele: "Manja Balewska" mit Olga Tschechowa und Peter Petersen. Donnerstag, 12. August 1937 In der Nähe der Kaserne Schwabacher Straße und drüben auf dem Espan hatte seit einigen Tagen ein Trupp Arbeitsdienstler seine Arbeit aufgenommen. Der Zeltbau für den kommenden Reichsparteitag hatte begonnen. In diesen riesigen Zelten sollten 5000 Württemberger und 2500 Schleswig-Holsteiner Übernachtungsmöglichkeiten bekommen. Freitag, 13. August 1937 Die "Kinderschule" am Kirchenplatz neben der Michaelskirche feierte ihren 100. Geburtstag. Der Kindergarten war am 9. August 1837 von Pfarrer Lehmus gegründet worden. Er wollte die vielen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren von der Straße weghaben. Einstmals begann man mit 30 Kindern. Die Lehmus'sche Kinderbewahranstalt gilt als der älteste Kindergarten Deutschlands. Am Ende des Jahres 1936 wohnten im Stadtgebiet Fürth 78.237 Personen, so das Fürther Einwohnermeldeamt. Im gleichen Jahr wurden in Fürth 1326 Kinder geboren (679 männlich, 647 weiblich). Die Zahl der Lebendgeborenen stieg damit seit 1933 überproportional an, so auch der Geburtenüberschuss als Differenz zu den Sterbefällen. Im gleichen Zeitraum ging die Säuglingssterblichkeit deutlich zurück. Kristall-Palast: "Susanne im Bade" mit Erika von Tellmann und Max Gülstorff. Samstag, 14. August 1937 Fürth verfügte über einige Betriebe, die Bronzepulver herstellten. Angeblich hatte ein Fürther Maurergeselle namens Huber im Jahr 1750 den Versuch unternommen, den wertlosen Abfall des Blattmetalls zu Pulver zu zerreiben und erfand dabei die Zubereitung von Bronze. Seitdem gab es diesen Industriezweig in Fürth. Dem Fürther Gaskessel auf`s Dach gestiegen: Dem Kessel des Gaswerks an der Fürther Leyherstraße wurde ein neuer Anstrich verpasst. Mit Spachteln entfernte man zunächst die Altfarbe, dann erfolgte der Auftrag eines Neuanstrichs. Bis zum Dach des Kessels mussten die Maler eine 134 Eisenstufen umfassende Wendeltreppe überwinden. Montag, 16. August 1937 Am Wochenende feierte die Fürther (Berufs-)Feuerwehr ihr 75-jähriges Bestehen. Chef Rachfahl konnte am Samstag im Saal des Parkhotels zahlreiche Gäste aus Nah und Fern begrüßen. Die Fürther Feuerwehr verfügte über einen neuzeitlichen Gerätepark, im Stadtgebiet Fürth existierten auch relativ viele Hydranten. In all den 75 Jahren hatten drei Feuerwehrleute ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Am Sonntag konnte die Fürther Bevölkerung mehrere Schauübungen verfolgen, darunter einen fiktiven Brandausbruch im Fürther Stadttheater. Die Jubiläumsfeier endete am Sonntagabend mit einem Gartenfest im Kulturverein (Logenhaus). Dienstag, 17. August 1937
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