Verlust für die Fürther Stadtwerke betrug durch diese Maßnahme hochgerechnet 230.000 RM pro Jahr. Zentral-Lichtspiele: "Gewitter im Mai" mit Hansi Knoteck und Viktor Stahl. Alhambra: "Im siebenten Himmel" mit Simone Simon und James Stewart. Samstag, 2. April 1938 Über die Presse wurde die Fürther Bevölkerung wieder einmal aufgefordert, der Führerrede aus München am Samstag um 20 Uhr zu lauschen. Gaststätten hatten für Mithörgelegenheiten zu sorgen und durften während der Redezeit keine Essen und Getränke verabreichen. "Funkhändler" wurden gebeten, vor ihren Geschäften Empfangsgeräte aufzustellen, um auch dort die Führerrede zu übertragen. Selbst in den Kinos musste die Rede Hitlers zu hören sein. Die ortspolizeilichen Vorschriften über den Straßenbahn- und Omnibusbetrieb in Fürth erhielten mit sofortiger Wirkung eine Ergänzung, welche lautete: "Der Schaffner ist berechtigt, von jüngeren und rüstigen Personen die Freigabe eines eingenommenen Platzes zugunsten körperbehinderter oder gebrechlicher Personen zu verlangen." Stadttheater Fürth: "Lang, lang ist`s her", Operette von Stolz. Montag, 4. April 1938 Die Tanzschule "Röß" in Fürth feierte ihr 50-jähriges Jubiläum. Gründer war einst Friedrich Röß. Getanzt wurde zunächst im Tanzsaal "Mohrenkopf" in der Mohrenstraße. Im Jahr 1893 zog das Tanzlehr-Institut in die Gaststätte "Union" in der Friedrichstraße um. Nach dem Weltkrieg mit jahrelangem Stillstand übernahm Sohn Ernst Röß die Tanzschule. Erst tanzte man im "Wamser-Saal" in der Hirschenstraße, später wechselte man in den Saal der Gaststätte "Schwarzes Kreuz." Das Jubiläum feierte die Tanzschule nun mit einem Festball im "Parkhotel". Lu-Li: "Frau Sylvelin" mit Maria von Tasnady und Heinrich George. Zentral-Lichtspiele: "Die Kameliendame" mit Greta Garbo und Robert Taylor. Dienstag, 5. April 1938 Am frühen Montagnachmittag traf der bayerische Ministerpräsident Siebert zu einem Besuch in Fürth ein. Er wurde am Hauptbahnhof von OB Jakob und seinem Gefolge begrüßt. Nach kurzem Aufenthalt im Parkhotel sprach Siebert im Fürther Rathaus vor dem Stadtrat. Am Abend hielt er eine Wahlrede im überfüllten Geismannsaal. Vom Parkhotel bis zum Geismannsaal standen HJ, BdM, Werkscharen, SS, SA, Politische Leiter usw. Spalier. Kernpunkt der Ausführungen Sieberts war Kritik an den Kirchen: "Ist es denn nicht möglich in Deutschland, dass die deutschen Bischöfe sich durch ein feierliches Bekenntnis hinter unseren Führer Adolf Hitler stellen können…?" Beim am Sonntag letztmalig stattfindenden Länderspiel zwischen Österreich und Deutschland siegte die "Wiener Schule" mit 2:0. Das Ergebnis war Nebensache. Mittwoch, 6. April 1938 Im Bezirk des Arbeitsamtes Nürnberg/Fürth und seiner Nebenstellen gab es am 28. Januar 1933 insgesamt 84.237 Arbeitslose. Für den 31. Januar 1938 meldete die Behörde einen Stand von 11.205. Im hiesigen Bezirk hatte damit die Arbeitslosigkeit um 73.032 abgenommen. In der NZ wurde der Sieg über das Gespenst der Arbeitslosigkeit allein Hitler und seiner Politik zugeschrieben. Auch die Fürther Hauptpost setzte in der Zeit vom 1. bis 10. April Maschinenstempel im Dienst der Propaganda ein. Auf allen Postsendungen stand neben den Briefmarken zu lesen: "Am 10. April dem Führer Dein JA!" Kristall-Palast: "An der blauen Adria" mit Hilde Sessak und Ivan Petrovich. Donnerstag, 7. April 1938 Die Volksbücherei im Volksbildungsheim (heute Comödie) war nun seit einem Jahr in städtischer Hand. Hatte man vom 1. April 1936 bis 31. März 1937 insgesamt 26.797 Bände ausgeliehen, so erhöhte sich die Ausleihzahl im Folgejahr auf 33.002. Die Leserzahl stieg in den genannten Zeiträumen von 18.166 auf 22.069. Veraltete Bücher waren aussortiert, Neuerscheinungen sofort eingereiht worden. Der Fürther Geismannsaal war in den Tagen vor der Volksabstimmung am 10. April ständig für Wahlversammlungen gebucht. Nach Ministerpräsident Siebert (Montag), stellvertretendem Gauleiter Holz (Dienstag) sprach am Mittwoch Gauamtsleiter Schöller zu den Fürthern. Wieder war der Saal dicht 18
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