Dienstmagd ein Verhältnis angeknüpft, weshalb die Heckel denselben auf Schritt und Tritt verfolgte. Heute Abend horchte sie an dessen Fensterladen und nachdem sie die Gewißheit hatte, dass das Mädchen bei ihm sei, riß die Heckel den Laden auf, schlug das Fenster ein, zerriß die Vorhänge und schimpfte weidlich. Güthlein ergriff ein langes Schlächtermesser, schlug mit demselben durch das Fenster, die Rasende durch einen Stich in das Herz tödlich verwundend. Dieselbe schleppte sich noch einige Schritte gegen die Straße und stürzte tot nieder. Das Dienstmädchen hatte unterdessen Reißaus genommen. Güthlein schloss sich in seine Wohnung ein und brachte sich eine klaffende Wunde am Hals bei. Als die unterdessen herbeigerufene Schutzmannschaft in die Wohnung eindrang, fand sie den Mörder anscheinend leblos dasitzend, aber in demselben Augenblick stach der nahezu tote Güthlein auf dieselben ein und verwundete den den Schutzmann assistierenden ehem. Schutzmann Schöner durch einen Stich in die Hand, wie auch den Schutzmann Goldfuß durch einen Stich in den Oberarm, dass das Messer stecken blieb. Güthlein war alsbald eine Leiche. Goldfuß wurde in das Krankenhaus verbracht und nach einigen Wochen als nahezu geheilt entlassen. (24.) Für das Militär sind gegenwärtig dahier 8 Wirtschaften verboten. (25.) Die neue Straße zum Infanterie-Kasernement erhält den Namen „Sedanstraße“ mit Rücksicht darauf, dass das 14. Infanterieregiment bei Sedan hervorragend beteiligt war. November 1893 (4.) Im Hotel Kütt fand seitens der Offiziere des 1. Bataillons des 14. Infanterieregiments ein Festessen statt, zu welchem die Mitglieder der städtischen Kollegien eingeladen waren... Die Stadtgemeinde machte den Offizieren einen silbernen Tafelaufsatz zum Geschenk. (14.) Zur Zeit verkehrt ein Straßenbahnwagen Nr. 15 probeweise geheizt. Bei der seinerzeitigen Inbetriebsetzung der Bahn waren im Winter alle Wagen geheizt, was später wieder aufgehoben wurde. Dezember 1893 (4.) Bei der Eröffnung des Artillerie-Offiziers-Kasinos war die Stadt durch eine Deputation vertreten, welche ein Geschenk überreichte. (7.) Der Streik in der L. Scheidig'schen Fabrik ist beendet. Auf Ansuchen des Werkmeisters Werner wurde von der Zentralleitung des Holzarbeiterverbandes Kloß aus Stuttgart zur Untersuchung berufen, welche ergab, dass die Forderungen der Arbeiter ganz ungerechte seien. Bereits sind die Arbeiter bedingungslos wieder in die Fabrik aufgenommen. (21.) Nachdem die Wasserleitungsrohre nun bis Nr. 63 der Würzburger Straße geführt sind, kann kein Wasser in die Rohre eingelassen werden, weil sich die Besitzer einiger Häuser weigern, die Winterentleerung in ihren gemeinsamen Brunnen einfließen zu lassen, indem sie befürchten, durch das Wasserleitungswasser könne ihr gutes Wasser verdorben werden! ... Ohne Winterentleerung ist zu befürchten, dass die Rohrleitung ein- und zufriert, wie vorigen Winter in der Nürnberger Straße. Die Weigerung der Hausbesitzer veranlaßte beim Magistrat „ein bedenkliches Schütteln des Kopfes“. Januar 1894 (12.) Nach den Mitteilungen des kaiserlichen Gesundheitsamtes ist die Sterblichkeit unter den Säuglingen in Bremen, Charlottenburg und Fürth (15 pro Mille) am geringsten. (15.) Im Laufe der letzten Tage hat sich dahier ein Impfgegner-Verein gegründet, zunächst ca. 45 Mitglieder. (18.) Der am 6. Dezember 1893 in Nürnberg verstorbene Antiquar Sigmund Pickert (hier geboren) vermachte der Stadt 20.000 Mark zur Begründung einer Stiftung zur Unterstützung fähiger und braver Gewerbslehrlinge... Februar 1894 (1.) Zur Zeit sind 304 Private an das Telefonnetz angeschlossen. (15.) Durch Beschluss der Lokalschulkommission sollen bei den Volksschulen von jetzt an bei Schluss des Schuljahres Schulzeugnisse ausgestellt werden. (21.) Die Petition der Stadt Fürth um ein Gymnasium hatte im betreffenden Ausschuss des Landtags keinen Erfolg. Kultusminister Dr. Müller erklärte, dass wenn die 2 Gymnasien in Nürnberg je 600 Schüler erreicht hätten, Fürth ganz gewiß an die Reihe käme. (Das ist ganz gewiß ein schlechter Trost). (24.) Studenten von Erlangen, welche die Geismann'sche Salvatorhalle besuchten, ließen sich eine Kiste nachfahren, der nach Öffnung derselben ein Student entstieg, welcher als Passagiergut von Erlangen hierher befördert wurde. Die Kiste war mit Löchern versehen. (28.) Mit Ablauf des heutigen Tages wird der alte Friedhof an der Nürnberger Straße, Nord- und Birkenstraße, für Beerdigungen auf immer geschlossen. Der Letzte, welcher daselbst beerdigt wurde, war Fabrikbesitzer Karl Segitz, verstorben am 1. Januar (Kaufmannsfrau Heberlein wurde am 29. September, abends 6 Uhr 1802 als erste Leiche daselbst beigesetzt). 26
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