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Der hiesige Zweigverein für die massenhafte Verbreitung guter Schriften hat sich in gestriger a. o. Hauptversammlung mangels genügender Teilnehmer aufgelöst. Im Jahre 1890 konstituiert, ging die Zahl der Mitglieder auf 137, die sich jedoch bis auf 90 verminderte. (28.) Brustseuche unter den hiesigen Artilleriepferden. (30.) Mit allen gegen 4 Stimmen verweigerte der Magistrat zu den Kosten eines Denkmals anlässlich der Völkerschlacht bei Leipzig Mittel zu bewilligen. Januar 1898 (5.) Verstorben Brauereibesitzer Kommerzienrat Johann Humbser, früherer Gemeindebevollmächtigter und Vorstand der Verwaltung der Aussteueranstalt. Für gemeinnützige und Wohltätigkeitszwecke hatte er stets eine offene Hand. Februar 1898 (2.) Infolge der gestern eingetroffenen telegrafischen Nachricht, dass die neue Strecke der Straßenbahn Obstmarkt-Maxbrücke provisorisch betrieben werden darf, wurde heute der elektrische Betrieb daselbst eröffnet. (11.) Hier einschlägig sei ein tragikomischer Fall, der Mitteilung einer Zeitung entnommen, angeführt: „Ein hiesiger Bäckermeister besaß einen Hund, der sich jedoch der Gunst der Frau Meisterin durchaus nicht erfreute, was dieselbe veranlasste, den Lehrling zu beauftragen, dass er den Hund in das Tötungslokal des Tierschutzvereins verbringen soll, damit ihm dortselbst das Lebenslicht ausgeblasen werde. Auf dem Wege nach diesem unheimlichen Lokal wurde er von dem Meister betroffen, der von dem Vorhaben unterrichtet wurde, dem Lehrling 15 Mark gab mit der Weisung, den Hund in das Visitationslokal zu verbringen und die Steuer zu entrichten. Der Lehrbub vollzog auch diesen Auftrag ganz korrekt. Des anderen Tages, nachdem der Meister den Hund vermisste, erfuhr er auf Mitteilung des Lehrlings, dass er, nachdem das ihm aufgetragene Geschäft im Visitationslokal vollzogen und die Steuer von 15 Mark bezahlt war, den Hund dann gemäß des Auftrages der Frau Meister in das Tötungslokal verbracht habe.“ Tableau! (21.) Bei den hiesigen Truppenteilen kamen in den letzten Wochen leichtere Fälle von Scharlach vor. Diese Krankheit forderte unter den älteren Kindern im Laufe der letzten Monate ziemlich viele Opfer. (22.) Faschingsdienstag - Von Straßenmasken nichts Originelles; der obligate Handwerksbursch, verkleidete Männer als Frauen, Talmioffiziere und Hidalgos. März 1898 (3.) Wegen unregelmäßiger Dienstesführung eines Turmwächters auf dem Rathausturm wurde derselbe entlassen und zugleich die Aufhebung der Rathausturmwache beschlossen. (Diese Institution besteht seit 23. Februar 1857). (12.) Die Polizeioffizianten erscheinen heute zum ersten Mal in Uniform. Seit 30 Jahren trugen dieselben nur bei amtlichen, öffentlichen Dienstverrichtungen die Dienstmütze. (13.) Wegen Mangel an kleineren Wohnungen nahmen verschiedene Hausbesitzer Veranlassung, ihre Mieten zu steigern. Es ist demzufolge eine Bewegung im Gange, einen Mieterverein zu gründen, um eventuell Häuser zu errichten und die Mietpreise dadurch zu regulieren. (17.) In heutiger Magistratssitzung kommt die Eingabe eines Komitees, welches die Mittel für die Herstellung eines Theaterneubaues zum Teil aufbringen will, zur Mitteilung. Es wird darin gesagt, dass wenig Geneigtheit bestehe, die Kosten von ca. 64.000 Mark zu einem Umbau des alten Theaters aufzubringen. Verlangt werden ein geeigneter Bauplatz und Bewilligung zureichender Mittel. Die Eingabe dient zunächst zur Kenntnis. (23.) Bildhauer Joh. Götz in Berlin erhielt vom deutschen Kaiser den Auftrag zur Herstellung einer Marmorgruppe für die Siegesallee in Berlin. (24.) In heutiger Magistratssitzung wurden die Pläne für einen Rathausanbau genehmigt, indem für die Folge ein größerer Sitzungssaal, Bureaux- und Wachlokale notwendig werden. Die Kosten sind zunächst auf 147.000 Mark veranschlagt. (31.) Der Magistrat beschließt aus Anlehensmitteln einen eisernen Vorhang für das (alte) Theater im Preis von 8748 Mark anzuschaffen... (Bis ein neues Theater errichtet ist, können Jahre vergehen und ohne den eisernen Vorhang würde keine Genehmigung zur Abhaltung von Vorstellungen durch die k. Regierung erteilt werden). April 1898 (7.) Der Magistrat bewilligt 200.000 Mark und einen kostenfreien Platz zu einem Theaterneubau. Ein Komitee will die weiters nötigen Mittel von ca. 300.000 Mark durch Sammlung bei der Bürgerschaft aufbringen.

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