(23.) Aus dem Speisesaal des Hotel Kütt wurde heute Nacht vor 12 Uhr bei noch geöffneter Wirtschaft ein Regulateur von der Wand weggestohlen; der Oberkellner, welcher eingenickt war, entging dieser Gefahr. - 61 Gemeindebürger von Dambach stellen das Gesuch an den Magistrat um Eingemeindung. (31.) Infolge Reichsgesetz hat auch die Privatpost dahier ihren Betrieb eingestellt. April 1900 (24.) Theater-Neubau: G.-B. Farrnbacher referiert über die Wünsche des Komitees der Zeichner und den hierauf ergangenen MagistratsBeschluss und kommt zu dem Ergebnis, dass es nach seiner und des vollständigen Ausschusses Ansicht an der Zeit sei, mit dem Theaterneubau endlich einmal anzufangen, bzw. die nötigen Schritte hierzu zu tun. Der Ausschuss beantragt deshalb auch sofort den finanziellen Punkt zu regeln und geht sein Antrag dahin, es sei das Theater am Dietz'schen Platz nach Entfernung des Helmschulhauses in der vom Zeichnerkomitee gewünschten Situierung zu erbauen und dies Komitee zu ersuchen, die mündlich zugesagten Beiträge von 275.000 Mark, möglichst auf 300.000 Mark erhöht, baldigst an den Magistrat zur Auszahlung zu bringen. Mit allen gegen 2 Stimmen wird in diesem Sinne Beschluss gefasst. - [Diskussion über die Verlagerung der Kirchweih auf den Schießanger, da] ... nur Wirte, Metzger und Bäcker Nutzen von der Kirchweih haben und andere Geschäfte darunter leiden... [Aber] ... es ist das einzige Fest, das Fremde hierherbringt, und wem's nicht passt, kann ja 8 Tage in's Bad gehen. Die Fürther gehen so immer nach Nürnberg, und da kann es nichts schaden, wenn wir auch 8 Tage einmal die Nürnberger haben... - Versorgungskassa der städtischen Arbeiter: Den Vorschlägen und Beschlüssen des Magistrats wird zugestimmt. Dieselben bezwecken bekanntlich, invaliden Arbeitern einen Mindestjahresbezug zu gewährleisten und zwar 360 Mark für männliche und 300 Mark für weibliche Personen. Der Referent G.-B. Baritsch bezeichnet dies als einen bedeutenden Schritt vorwärts auf sozialem Gebiet... Mai 1900 (1.) Zwei in der Mitte der Poppenreuther Brücke und in der Fichtenstraße an Telefondrähten befestigte rote Fahnen mit der Aufschrift „1. Mai“ wurden durch Feuerwehrleute entfernt; ca. 600 Arbeiter feierten. Im Saalbau sprach M. Segitz. Es wurde eine Resolution angenommen, wonach für von der Gemeinde beschäftigte Personen die Einführung des 9 Stundentages verlangt wird. (2.) In heutiger Magistratssitzung gab es anlässlich von Gesuchen um Genehmigung von Schnapsausschankkonzessionen wieder einmal eine längere Schnapsdebatte. (4.) Theater: ... Mit 11 gegen 5 Stimmen wurde von dem Platz neben dem Gymnasium Abstand zu nehmen beschlossen, dagegen mit 15 zu 1 Stimmen der Platz an der Theresien-Schwabacher Straße bestimmt... (11.) In der Theaterplatzangelegenheit stimmt der Magistrat dem Gemeindekollegium bezüglich der vorgeschlagenen Sachverständigen Fellner und Helmer bei und beschließt, den Erbauer des Berliner Lessingtheaters, welches an der Hochbahn liegt, zu hören, was er über den in Aussicht genommenen Platz zu sagen hat... (30.) Die Mitglieder beider städtischen Kollegien besichtigten den nun fertig gestellten Amtsgerichtsund Rentamtsneubau. Juni 1900 (8.) Da die Bauräte v. d. Hude (Berlin) und Fellner (Wien) sich für Erbauung eines Theaters auf dem Platz Ecke Theresien- und Schwabacher Straße gutachtlich äußerten, obwohl der Platz ein idealer nicht genannt werden kann, beschließt der Magistrat, das Gemeindekollegium zu ersuchen, es wolle dem Beschluss des Magistrats vom 4. Mai nunmehr beitreten. (13.) Der Hausknecht J. Schobert ertrank in der Rednitz beim Pferdeschwemmen. (16.) Die bei dem Rathausneubau (Anbau) beschäftigten Arbeiter erhielten anlässlich der Richtfeier eine Gesamtgratifikation von 100 Mark. Eine besondere Feierlichkeit fand jedoch nicht statt. (20.) Große Diebstähle wurden in hiesigen Spiegelglasgeschäften verübt: man kam erst dahinter, als Spiegelgläser in den Handel kamen, die unter dem normalen Preis angeboten wurden. Eine ganze Serie von Dieben und Hehlern befinden sich in Untersuchungshaft. (21.) Hiesige Gärtner und Blumenhändler ersuchen in einer Eingabe den Magistrat, auswärtige Konkurrenten nicht mehr zum Verkauf dahier zuzulassen. Es würde dadurch gewissermaßen ein Monopol geschaffen, [deshalb] erfährt das Gesuch Abweisung. (25.) Bei hiesigem (1.) Bataillon des 21. Infanterieregiments haben sich 2 Sergeanten, 4 Unteroffiziere und 52 Soldaten als Freiwillige nach China gemeldet. Es wurden zunächst 1 Unteroffizier und 13 Mann ausgewählt, dazu noch 1 Trainfahrer und 1 Musiker. Die Boxer (Chinesen), welche alle Fremden vernichten wollen und schon große Greueltaten an europäischen und chinesischen Christen verübten, sollen zu Paaren getrieben werden. Zu diesem Zweck werden ca. 20.000 Mann Freiwillige auch aus dem aktiven deutschen Heer nach China gesandt. Juli 1900 45
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