Seite:Käppner-Chronik 1887-1910.pdf/81

(21.) In Fürth hat der Magistrat ein besonderes Statut für die Ausführung von Licht- und Kohleeinwurfschächten aufgestellt. – Gegen die Errichtung einer Müllverbrennungs-Anstalt im Gaswerk haben Angrenzer Beschwerde zur Regierung eingelegt, weil es sich um eine ... genehmigungspflichtige Anlage handle... – Vor 4 Wochen wurde im Magistrat angeregt, zu untersuchen, ob die Fleischpreise in Einklang mit den Viehpreisen stehen und ob nicht jene Metzger mit Namen und Preisen veröffentlicht werden sollen, die das Fleisch billiger als ihre Kollegen abgeben. Das Resultat ist die Feststellung, dass die Fleischpreise gegenüber den Viehpreisen eigentlich noch etwas höher sein dürften und dass sonach für den Magistrat kein Anlass besteht, in irgend einer Weise vorzugehen. (26.) Nach 14wöchiger Dauer wurde der Stukkaturerstreik in Nürnberg und Fürth durch Abschluss eines für 3 Jahre gültigen Tarifvertrages beigelegt. August 1910 (10.) Anlässlich des 90. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold werden die bayerischen Städte eine kunstvoll ausgeführte Adresse überreichen und beteiligt sich die Stadt Fürth mit einem Betrag vom 1000 Mark. (11.) Bezüglich der gemeindlichen Wertzuwachssteuer wurden im Magistrat Anträge auf Beratung gestellt, die überragende Mehrheit hat sich jedoch, als z. Zt. nicht opportun, dagegen ausgesprochen. (13.) Bezirkskriegertag und 40jährige Gedenkfeier an 1870/71. Serenade vor dem Rathaus, Zapfenstreich, Fackelzug und Kommers im Hotel National. (14.) Tagreveille, Feldgottesdienst im Lindenhain, Prediger Pfarrer Scholler, Parade der Truppen und der Veteranen vor dem Rathaus, Festmahl im Hotel National, Festzug auf den Prater unter Beteiligung der Turner, Sanitätsmannschaften, auswärtigen Vereinen usw. Anbringung von Kränzen am Kriegerdenkmal, am Kriegergrab und an der Gedenktafel [gefallener] Krieger im Rathaus. 154 Veteranen erhielten Ehrungen von je 20 Mark und 108 Witwen von Veteranen je 5 Mark. Die Stadt ließ 10 silberne und eine Anzahl bronzene Medaillen anfertigen, von welchen diejenigen Herren, die sich um das Zustandekommen des Festes besonders verdient machten, die silberne, die Kriegsteilnehmer an 1870/71 die bronzenen Medaillen erhielten. Die Rede bei dem Kommers hatte Magistratsrat Kommerzienrat Schildknecht, die Festrede bei dem Festmahl [der] Oberbürgermeister, der Ehrenvorsitzende des Komitees übernommen. Die Prinzregent Luitpold-Medaille erhielten der 1. Vorstand des Kriegervereins J Zwingel und der 1. Vorstand des Veteranenvereins J. Dyroff, außerdem noch einige Herren von Boxdorf und Großhabersdorf. (18.) Die Uhr der Heinrichskirche werde auf Ansuchen des kathol. Kirchenbauvereins gleichwie die Uhr der Paulskirche insofern als öffentliche Uhr behandelt, als die Stadtgemeinde die Kosten des Aufziehens und der Unterhaltung mit jährlich 80 Mark übernimmt. September 1910 (1.) Um bei evtl. Vorkommen von Cholerafällen dafür vorbereitet zu sein, bestimmt der Magistratsrat, dass das Haus 108 der Würzburger Straße, z. Zt. mit 18 Siechen des Versorgungshauses belegt, bereit zu stellen sei und genehmigt für vorzunehmende Einrichtung einiger Zimmer 850 Mark. (9.) Aus einem Schafspferch in der Nähe des Kanals am Espan wurde ein Schaf gestohlen, das in nächster Nähe abgestochen, aber liegen gelassen wurde, da die Diebe jedenfalls gestört wurden. – Für die Umwandlung des alten Friedhofes in einen Park hatte im Oktober vorigen Jahres das Stadtbauamt im Vernehmen mit der Stadtgärtnerei eine Denkschrift ausgearbeitet, die im allgemeinen großen Anklang gefunden hat. Um aber allen späteren Vorwürfen vorzubeugen, wurde noch ein obersachverständiges Gutachten zu erholen beschlossen und hiermit Gartendirektor v. Gebhardt in Düsseldorf betraut... Insbesondere soll hinter dem Chor der Auferstehungskirche ein Blumengarten (sog. Klostergarten) mit umschließendem Laubengang geschaffen werden. Das Bauamt hat nach diesen Richtpunkten sein Projekt umgearbeitet und der Magistrat hat heute die neuen Pläne mit geringen Änderungen genehmigt... – Der Magistrat hat heute ortspolizeiliche Vorschriften und Satzungen für die städtische Müllabfuhr erlassen... Dagegen wird es verboten, andere Gefäße als die vorschriftsmäßigen Kübel, die zur Abfuhr bestimmte Gegenstände enthalten, auf die Straße zu stellen. Es wird nämlich verlangt, dass größere Mengen von Blech, Glas, Tonwaren und sonstigen Scherben nicht in die gewöhnlichen Müllkübel geworfen werden dürfen, um eine kostenlose Vorsortierung des Mülls herbeizuführen. Dagegen werden diese Gegenstände kostenlos mit abgefahren, wenn sie bereitgestellt werden. (11.) Heute wurde der großartig angelegte, 11 ½ Tagwerk umfassende Spielplatz der Fürther Spielvereinigung eingeweiht. Nach dem Festakt und einem Hurra auf den hohen Protektor der Süddeutschen Fußballvereinigung, Prinzen Alfons von Bayern, an den eine Huldigungsdepesche abgesandt wurde, welche Abend Erwiderung fand, wurde ein Fußball-Wettspiel der Fürther gegen den Karlsruher Fußballverein, dem deutschen Meister 1910/11 und Altmeister, ausgefochten, das 2:2 endete. Ein Kommers schloss abends die Feier, zu der sich viele Vertreter von auswärts eingefunden hatten. Der Platz kostete 60.000 Mark. 81