Bevölkerung hatte Anspruch darauf, den vollen Markenwert „Wurst“ zu erhalten. Erzbischof Kolb von Bamberg ernannte den Pfarrherrn der Fürther Pfarrei zu Unserer Lieben Frau, Raimund Trauner, zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat. Lange Gesichter bei vielen Kindern: Die Weihnachtsfreude wurde dadurch getrübt, dass die Abziehbilder beim Abziehen ins Nichts zerflossen. Lange Gesichter auch bei vielen Erwachsenen angesichts der immer schwierigeren wirtschaftlichen Zukunftsaussichten für das neue Jahr. 4. Januar 1947 Es wurde zum Jahreswechsel nur wenig gefeiert. Alkoholische Getränke waren Mangelware. Die selbstfabrizierte Bowle im Familienkreis gehörte schon zu den Besonderheiten. Die meisten Fürther begnügten sich mit dem mitternächtlichen feierlichen Glockengeläute. Das Jahr fing ja gut an: Infolge weiterer Verschlechterung der Energieversorgungslage musste ab 6. Januar ein weiterer Strom-Abschalttag eingeführt werden. Damit gab es in Fürth an drei Tagen zwischen 7.30 und 11.30 Uhr und von 13 bis 18 Uhr keinen Strom. Es häuften sich die Fälle, dass vom Wirtschaftsamt versandte Bezugsscheine den Empfänger „nicht“ erreichten. Sie verschwanden spurlos. Gegen Jahresende waren es etwa zehn Stück pro Tag. Ab Januar 1947 ging das Amt jetzt dazu über, den Empfänger mit Postkarte vom Vorliegen eines Bezugsscheines zu verständigen. Der Empfänger musste dann den Bezugsschein gegen Vorlage des Ausweises abholen, was natürlich umständlich war und den Parteiverkehr verstärkte. Vier Fürther hatten nach den Landtagswahlen den Sprung in den Bayerischen Landtag geschafft: Willy Fischer (SPD), Fritz Grässler (SPD), Michael Brunner (FDP) und Richard Leupoldt (WAV). Die städtische Schuhausbesserungsstelle wurde immer stärker in Anspruch genommen. Allein im November wurden 675 Schuhe zur Reparatur eingeliefert, ausschließlich von Flüchtlingen. 19 Schumacher waren mit den Ausbesserungen beschäftigt. Zur Reparatur lagen am Jahresende noch über 3000 Stück auf Lager. Über zu wenig Personal konnte man nicht klagen, wohl aber über nicht vorhandenes Material. Alhambra-Kino: „Der Engel mit dem Saitenspiel“, ein deutscher Heimatfilm mit Herta Feiler und Hans Söhnker in den Hauptrollen. 8. Januar 1947 Kohlen waren damals zu wertvoll, um sie für den Straßenkehrer liegen zu lassen. Verlor ein vorüberfahrendes Auto einen Teil seiner Kohlenladung, so stürzten sich die Passanten ohne Rücksicht auf rußige Hände darauf. Sehr beliebt: Die Schranke an der Ottostraße. Fuhr ein Güterzug mit Kohlewaggons abgebremst in Richtung Fürther Hauptbahnhof, so wurden die herabgelassenen Schranken überklettert, der Waggon geentert und die Kohle in eine mitgebrachte Schachtel verstaut. Aber schnell musste es gehen! Durch den Kohlemangel fielen die Kurse beim Volksbildungswerk „bis auf Weiteres“ aus. Man nannte dies vornehm „Kohlenferien“. OB Dr. Bornkessel sprach über Radio München über aktuelle Gegenwartsfragen. Er hielt Demokratie und Christentum für die ideale Paarung. Was die zeitnahen Besonderheiten Fürths betraf, so erinnerte Fürths Stadtoberhaupt daran, dass im Jahr 1946 rund 3400 Wohnungen mit einer Nutzfläche von über 31.400 qm für über 20.000 Flüchtlinge freigemacht wurden. Hans Seibold war Sprengmeister für den Stadt- und Landkreis Nürnberg-Fürth. Er leitete den kleinen Sprengtrupp, der immer wieder von der Polizei angefordert wurde, wenn es sich um gefundene Munition handelte. Seibold hatte bis zum Jahresende 1946 schon 195 hochexplosive Bomben aller Kaliber entschärft, außerdem 390 Phosphorbomben und 1400 Artillerie-Granaten. Dazu vernichtete er Handgranaten, Panzerfäuste, Brandbomben und jede Art von Munition – wohlgemerkt alles nur mit Rohrzangen und einigen Schraubenschlüsseln. Die Non-Stop-Schau rutschte mit einer frischen Revue unter dem Motto „Herrliche Welt“ ins Neue Jahr. Diesmal unterhielten Drahtseilkünstler, Artisten mit Fahr- und Motorrad sowie japanische Schönheitstänzerinnen das zahlreich strömende Fürther Publikum. 11. Januar 1947 Der Fürther Wohnungsmarkt war völlig überlastet. Der Stadtrat beschloss deshalb, an die Militärregierung einen Antrag auf eine totale Zuzugssperre zu stellen. Während die Bevölkerung Mittelfrankens aufgrund der angekommenen Flüchtlinge um 11,3% gestiegen ist, nahm die Einwohnerzahl Fürths im gleichen Zeitraum um 23% zu. Die Durchschnittsbelegung betrug in Fürth 2,62 32
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