In Fürth ging ein „Korridordieb“ um. Es häuften sich die Fälle, dass unbekannte Personen mit Dietrichen oder Nachschlüsseln in den Abendstunden in Wohnungen eindrangen. Die Bewohner, die sich in den Zimmern aufhielten und oft Radio hörten, bekamen nichts mit. Die Eindringlinge nahmen aus der Garderobe alles mit, was wertvoll erschien, insbesondere Wintermäntel. Die Polizei riet, Korridore richtig abzusperren und Sperrketten anzulegen. Der Fürther Ball im festlich geschmückten Non-Stop-Theater wies einige Schwächen auf. Man empfand zwar die Kapelle als ausgezeichnet, weniger jedoch den Service. Die Verpflegungsorganisation schaffte das Servieren des nicht gerade üppigen Abendessens erst um Mitternacht. Zu Trinken am Tisch gab es ausschließlich Dünnbier. Nur an der Bar erhielt man einen mit etwas Alkohol durchsetzten „Schlummerpunsch“. Manch einer hatte ein Fläschchen selbstgebrannten Schnaps im Gepäck, der heimlich unter dem Tisch eingeschenkt wurde. Während in Nürnberg über 35.000 Gewerkschafter auf dem Hauptmarkt demonstrierten, versammelten sich in Fürth die gesamten Betriebsräte Fürther Betriebe zu einer geschlossenen Kundgebung gegen die durch das Bombenattentat immer sichtbarer werdende Untergrundbewegung ehemaliger Nationalsozialisten. Man forderte die Inhaftierung aller Hauptschuldigen und Aktivisten. Weltspiegel: „Sophienlund“, ein deutsches Filmlustspiel mit Harry Liedtke, Käthe Haack und Hannelore Schroth in den Hauptrollen. 12. Februar 1947 Bei dem großen Mangel an Unterkünften in Gastwirtschaften und Unterkunftsheimen war es verständlich, dass Unterkunftssuchende – meist Frauen – bei Familien um Gewährung eines Nachtquartiers vorsprachen. Häufig wurde die gewährte Gastfreundschaft übel belohnt. In den Morgenstunden, wenn die Hausfrauen Besorgungen erledigten, stahlen sich die Gäste mit allem Brauchbaren davon. Die Nachtvorstellung des Non-Stop-Theaters unter dem Titel „Samstag Nacht – wird gelacht!“ wurde in der Presse nur zurückhaltend positiv beurteilt. Zwar wurde Peter Frankenfelds großes Talent hervorgehoben, aber die anderen beiden Künstler auf der Bühne (die Soubrette Gusti Rainhoff vom Nürnberger Opernhaus sowie Ernst Gröschel am Flügel) konnten nach Angaben des Journalisten den Eintrittspreis von 6 RM nicht rechtfertigen. Die aus der Tschechoslowakei ausgewiesenen Personen einschließlich der dorthin Evakuierten, welche bei der Ausweisung kein Geld erhalten hatten, wurden im Rahmen einer Sonderaktion der Stadt Fürth mit einem Vorschuss von 300 RM abgefunden. Alhambra-Kino: „Adoptiertes Glück“, ein heiterer deutscher Spielfilm mit der ehemaligen Eiskunstläuferin Sonja Henie. 15. Februar 1947 Neuer Generalintendant des Nürnberg-Fürther Theaters wurde Karl Pschigode von der TheaterBetriebs-GmbH. Dem bisherigen Leiter des Ensembles, Walter Bruno Iltz, hatte die Militärregierung die Lizenz entzogen, weil Nachforschungen über seine frühere politische Haltung ungünstig ausgefallen waren. Die Berufsfeuerwehr wurde zu einem Großbrand in die Friedrichstraße 24 gerufen. Dort stand die Weißnäherei Kleemann in Flammen. Die Löscharbeiten dauerten eine dreiviertel Stunde. Ursächlich für den Brand war ein Kurzschluss in einer Verteilerdose. Der Schaden betrug etwa 45.000 RM. In der abgelaufenen 97. Zuteilungsperiode wurden mit Ordnungsstrafen belegt: 10 Lebensmittelgeschäfte mit insgesamt 1450 RM wegen Zuckerfehlmengen, 4 Lebensmittelgeschäfte mit insgesamt 190 RM wegen Belieferung gefälschter Lebensmittelbedarfsnachweise, 5 Personen mit insgesamt 2520 RM wegen Doppelbezugs von Lebensmitteln. Für das Jahr 1946 konnte ein Ansteigen der Anfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse festgestellt werden. Die Stadt Fürth lehnte zwar die Einrichtung eines Großmarktes ab, gestattete jedoch die Etablierung eines Wochenmarktes. Von 299 möglichen Markttagen waren 1946 schon 237 marktmäßig beschickt. Wegen Kälte und Warenmangel konnte an 62 Tagen kein Markt abgehalten werden. Weltspiegel: „Einmal der liebe Herrgott sein“, ein deutscher Lustspielfilm mit Hans Moser in der Hauptrolle. 19. Februar 1947 36
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