Die meisten Gasthäuser der Fränkischen Schweiz verkauften Wanderern kein Essen. Hatte man doch einmal Glück, so musste man für eine „kochfertige“ Suppe samt Spuren von Haschee mit Kartoffeln und Salat 25 g Nährmittel-, 10 g Fett-, 50 g Fleisch- und 200 g Kartoffelmarken hingeben. Die Straßenbahnlinien 1,2,3 und 11 waren mit einer Tafel versehen, die ein rotes „L“ zeigte. Damit wurde darauf hingewiesen, dass diese Linien durch die Innenstadt, also über die „L“orenzkirche fuhren. In einem Leserbrief an die NN beschwerte man sich, dass die zahlreichen „Obsthamsterer“ sich auf den Bahnhöfen und in den Vorortzügen mit ihren Rucksäcken so breit machten und so arrogant benahmen, dass die Berufstätigen in den Zügen gerade noch „geduldet“ wurden. In Fürth waren 4813 Bürger speziell registriert. Davon waren 2173 in Kriegsgefangenschaft, der Rest vermisst. In ganz Bayern wurden insgesamt 210.635 Kriegsgefangene und 231.600 Vermisste der ehemaligen Wehrmacht registriert. 12. Juli 1947 Der Fürther Amtsarzt Dr. Kläß warnte angesichts der katastrophalen Ernährungslage vor dem völligen Zerfall der Arbeitskraft. Er riet zu einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Schon seit Monaten bemühten sich die Gewerkschaften deshalb um die Einführung der 40-Stunden-Woche – notfalls auch nur als vorübergehende Maßnahme. Man konnte sich jedoch mit den Arbeitgebern nicht einigen. Die Gewerkschaften beharrten auf gleichen Lohn wie vorher, die Arbeitgeber waren mit dieser versteckten Lohnerhöhung nicht einverstanden. Das Brausebad an der Hirschenstraße blieb in der Zeit von 14. bis 26. Juli wegen dringender Instandsetzungsmaßnahmen geschlossen. Irgendwie unlogisch: Während das Fürther Ernährungsamt eine 25-prozentige Kürzung der Fettzuteilungen verkünden musste, war in den „Deutschland-Meldungen“ vom Eintreffen der ersten 1309 von insgesamt 157.000 Tonnen amerikanischen Fettes in Bremerhaven zu lesen. Durch den Neubau musste die Maxbrücke für Fahrzeuge über 2,6 m Breite gesperrt werden. Aus dem gleichen Grund wurde die Weiherstraße ab Badstraße in Richtung Maxbrücke für Kraftfahrzeuge ganz gesperrt. Der für die 4. Woche aufgerufene Nährmittelabschnitt N 3 (100 g) mit den Kartenkennzahlen 11/21 und 31 der Lebensmittelkarten 103 durfte ebenso wie die Fettsonderabschnitte B 11 nicht beliefert werden. Diese Abschnitte wurden von den Händlern nicht anerkannt. 16. Juli 1947 Seit dem Zuzugsverbot waren in Fürth keine Flüchtlingstransporte mehr zu verzeichnen. Nur 33 Zonenflüchtlinge kamen hier an und wurden zu ihren Angehörigen zugelassen. Fürth als Wetterzentrale: Offiziell hieß die Behörde „Amt für Wetterdienst Nürnberg/Fürth“. Die Fürther Wetterstation befand sich in der Würzburger Straße 201. Die Ergebnisse erschienen in Kurzform als Aushang beim Geschäft Hirteis in der Rudolf-Breitscheid-Straße 2, weiterhin auch in der Wettersäule an der Fürther Freiheit. Die Anzahl der Fürther Einwohner, die „Krankenzulagemarken“ bezogen, war von der 97. Periode (Januar) bis zur 102. Periode (Juni) von 4173 auf 5959 gestiegen. Durch diese Steigerung von 43% erhielten nun schon 6% der Fürther Gesamtbevölkerung eine „Krankenzulage“. Der Neubau des 1945 gesprengten „Käppnerstegs“ wurde sehr gut angenommen. Die hiesige Zimmerei Scheinsberger hatte ganze Arbeit geleistet. Nach Beendigung der Restarbeiten strömten jetzt täglich die Passanten in Richtung Friedhof und zurück. Vom 1. Januar bis 23. Juni wurden in Fürth acht Kinder unter zehn Jahren sowie 21 Jugendliche unter 18 Jahren (3 männlich, 18 weiblich) geschlechtskrank gemeldet. In einem Leserbrief an die NN beschwerte man sich über die geringe monatliche Fleischration. Den Marken nach erhielt man zwar 400 g, davon fielen aber etwa 100 g für Knochen weg. 19. Juli 1947 Die Sommerferien an den Schulen dauerten vom 15. Juli bis 19. August. Da die Ferien auch für Berufsschüler galten, mussten diese in den Ferien ihren Urlaub nehmen. Gegenüber dem Vorjahr waren die Kartoffelfelder innerhalb des Fürther Stadtgebietes viel stärker von Kartoffelkäfern befallen. Der bisherige Witterungsverlauf ließ nur eine geringe Ernte erwarten. Deshalb mussten wieder alle Schüler und Schülerinnen zum Absammeln auf die Äcker ausrücken. Die Suchtermine und die Örtlichkeiten wurden im Amtsblatt veröffentlicht. 50
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