Es passierte immer wieder: Die Feuerwehr wurde zu einem Anwesen in der Höfener Straße gerufen. Dort war ein größerer Wohnungsbrand ausgebrochen. Zwei Frauen und ein Kind konnten wegen der starken Verqualmung nur über die Leiter der Feuerwehr ins Freie entkommen. Ursache war, dass die Hausfrau bei Eintreten der Stromsperre ihren elektrischen Kocher nicht abgeschaltet hatte. Dieser überhitzte bei Wiedereintreffen des Stroms und die Küchenmöbel fingen Feuer. Die Abgabe von Fettmarken in den Gaststätten wurde bisher unterschiedlich gehandhabt. Jetzt galt eine neue Anordnung: Bei gekochtem Fleisch durfte keine Fettmarke angefordert werden. Bei 50 g bis 100 g gebratenem Fleisch war 5 g Fett zulässig. Für Pfannengerichte: Bei 50 g Fleisch durften 5 g Fett verlangt werden, bei 100 g Fleisch 10 g Fett. Analog wurde bei Fischgerichten verfahren. Die Höchstforderung an Fettmarken überhaupt betrug für ein vollständiges Gericht 15 Gramm. Für belegte Brote gab es 5 g Fett, für Backwaren einschließlich Torten für das Stück nicht mehr als höchstens 10 g Fett. Schließlich durften für Röst- und Bratkartoffeln 5 g Fettmarken verlangt werden. Die Gemeinde Sack stellte bedürftigen Flüchtlingen 10.000 qm Land zum Anbau für Gemüse und Feldfrüchte zur Verfügung. Das Land wurde als Gartensiedlung übergeben. 46 Familien erhielten je 200 qm. Die Sparkassenuhr Ecke Blumen- und Hirschenstraße konnte wieder in Gang gesetzt werden. Als Nächstes wurden die öffentlichen Uhren an den Zweigstellen Nürnberger Straße 84 und Schwabacher Straße 147 repariert. 18. Oktober 1947 Hat sich seit 1946 viel verändert? Der Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags verabschiedete den Etat des Kultusministeriums. Danach erhielten die Münchner Theater 5 Mio RM, alle übrigen Theater Bayerns 500.000 RM. Die Städtischen Bühnen Nürnberg-Fürth erhielt einen Zuschuss von 25.000 RM! Der Alliierte Kontrollrat veröffentlichte eine Liste aller demnächst zu demontierenden Firmen: Im Bereich Nürnberg/Fürth traf es 13 große Betriebe, Fürth war darunter nur mit dem Unternehmen Bachmann und von Blumenthal auf der Hardhöhe vertreten. Wo blieb der Zucker! Die Nachfragen in den Lebensmittelgeschäften waren vergeblich. Jetzt gab das Fürther Ernährungsamt bekannt, dass mit Zufuhren erst im Dezember wieder verstärkt zu rechnen sei. Der Bevölkerung wurde nahegelegt, die Zuckerabschnitte der Lebensmittelkarte für Marmelade zu verwenden. „Erfolgsmeldung“ über die Ergebnisse der Verkehrserziehungswoche vom 6. bis 11. Oktober: Mit je 3 RM wurden 626 Personen verwarnt, mit je 5 RM 532 Bürger. Außerdem wurden 4032 Belehrungen erteilt. Angeblich wurden die Maßnahmen von der Bevölkerung im Wesentlichen „humorvoll aufgenommen“. Alhambra-Kino: „Die Frau, von der man spricht“, ein amerikanischer Spielfilm mit Catherine Hepburn und Spencer Tracy in den Hauptrollen. 22. Oktober 1947 Die Fürther Kirchweih am Schießanger ging zu Ende. Außer wenigen Regentagen herrschte herrlichstes Wetter. Trotzdem war ein Abflauen des Interesses festzustellen. Die Geldknappheit erfasste immer größere Kreise. Es wurden aber auch vermehrt Jugendliche gesichtet, die einen Zehn- oder Zwanzigmarkschein aus der Brieftasche holten. Woher wohl das Geld kam? Als gemütlicher Mittelpunkt galt das Bierzelt von Emil Most, wo die Kapelle Willy Bähr alte Stimmungen wachrief. In Fürth kam es zur Gründung der Organisation „Arbeitsgemeinschaft Heimathilfe der Frauen für Heimatlose“. OB Dr. Bornkessel bezeichnete den Zusammenschluss der Frauen als eine Notwendigkeit. Die Tätigkeit der Fürsorge stand dabei im Mittelpunkt. Am 17. Oktober gründete sich ein weiterer Jugendclub mit dem Namen „Deutsch-amerikanischer Gesellschaftsclub Nürnberg-Fürth“. Gesellschaftliche Zusammenkünfte sollten die Verständigung zwischen Amerikanern und Deutschen fördern. Das Tanz- und Schauorchester Karlheinz Walter Holey veranstaltete im Rahmen der Fürther Kirchweih ein einmaliges Gastspiel mit großem Ball im Geismannsaal. Die Bigband spielte im Stil Glenn Millers, was das Publikum begeisterte. Zentral-Lichtspiele: „Romanze in Moll“, ein deutscher Liebesfilm mit Marianne Hoppe, Paul Dahlke, Ferdinand Marian und Siegfried Breuer in den Hauptrollen. 59
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