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Mittwoch, 3. März 1948 Die Ernährungsämter wurden dazu verdonnert, Erhebungen über die privaten Lebensmittelvorräte anzufertigen. Grundlage der Verordnung für die Durchführung war das von der Bevölkerung so bezeichnete „Speisekammergesetz“. Es wurde zu einem Schlag ins Wasser. Von 135.000 Nürnberger Haushalten füllten nur sechs den zugestellten Fragebogen aus und gaben einen Gesamtbestand von 56,5 kg Mehl und 115 kg Kartoffeln, davon 75 kg Saatkartoffeln an. In vielen Städten wurden überhaupt keine Fragebögen zurückgegeben. Im Bereich des Ernährungsamtes Fürth-Stadt hatten von allen 36.850 Haushaltungen ganze vier den Fragebogen ausgefüllt und dabei einen Bestand von 21 kg Mehl und 40 kg Kartoffeln angegeben. Damals nicht unüblich: Von unbekannten Tätern wurde in der Nürnberger Egidienkirche aus dem nördlichen Turm eine zwölf Zentner schwere Glocke gestohlen. Das Fürther Parkhotel in der Rudolf-Breitscheid-Straße wurde als eines von neun großen Hotels der USZone den deutschen Besitzern wieder zurückgegeben, damit ausländische Geschäftsleute, die in harter Auslandswährung zahlten, untergebracht werden konnten. Bisher hatte die US-Armee das Hotel beschlagnahmt und mit Offizieren besetzt. Das ehemalige Schießhaus am Lindenhain wurde vom Kreisjugendring Fürth in einer schlichten Feierstunde als neues „Haus der Jugend“ eingeweiht. Die Falken der SPD sowie die evangelische und die katholische Jugend hatten ein gemeinsames Unterhaltungsprogramm zusammengestellt. OB Dr. Bornkessel wünschte den Jugendlichen in seiner Eröffnungsansprache Glück und Frieden. Die SpVgg verlor im Abstiegskampf ihr Heimspiel im Ronhof gegen den VfR Mannheim mit 0:3. Während an den Kassen noch die letzten Eintrittskarten gekauft wurden, waren die Tore für Mannheim alle schon (bis zur 14. Minute) gefallen. Damit belegte Fürth den 19. Platz (von 20) der Tabelle. Samstag, 6. März 1948 Nachdem er am 30. Januar 1948 sein 84. Lebensjahr vollendet hatte, starb nun der frühere Oberbürgermeister Fürths und Mannheims, Geheimrat Dr. h.c. Theodor Kutzer im Fürther Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls. OB Dr. Bornkessel hielt am Grab eine Gedenkrede. Auch in der nächsten Stadtratssitzung wurde der Verstorbene mit einem Nachruf geehrt. Kutzer war von 1901 bis 1913 Stadtoberhaupt von Fürth. In seine Amtszeit fielen die Errichtung bekannter Bauwerke wie das heutige VHS-Gebäude (Hirschenstraße), die Feuerwehrzentrale (Helmplatz), das Nathanstift (Tannenstraße), das Mädchenlyzeum (Tannenplatz) oder das Sanitätskolonnenhaus (Otto-SeelingPromenade). Ihm zu Ehren wurde eine Straße am Espan benannt. Damit blieb der Name „Kutzer“ für immer mit der Stadtgeschichte Fürths verbunden. Durch einen Kälteeinbruch nahm in Fürth der Gasverbrauch wieder überdurchschnittlich zu. Heizen mit Gas war jedoch aufgrund der Gasknappheit streng verboten. Über die lokale Presse wies man zum wiederholten Male darauf hin, dass ermittelte „Gasheizer“ mit einer sofortigen Gassperre zu rechnen hatten. Damalige Geschäfte mit „Amor“: Seit dem Einmarsch der Amerikaner stellte eine Fürther Hausfrau laufend ein Kinderzimmer im Beisein von vier kleinen Kindern gewerbsmäßig arbeitenden Dirnen als Privatbordell zur Verfügung. Als Entlohnung gab es Geld, Zigaretten, Kaffee und Whisky. Jetzt wurde die Hausfrau wegen Kuppelei und Verletzung der Fürsorgepflicht vom Fürther Amtsgericht zu sieben Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Ihr geltend gemachtes Motiv des wirtschaftlichen Notstandes wurde vom Gericht nicht berücksichtigt. Der Fürther Stadtrat richtete angesichts der trostlosen Ernährungslage ein Telegramm an den Kartoffelwirtschaftsverband Bayern und fragte an, wann über die für Fürth noch fehlenden 1800 Tonnen Speisekartoffeln verfügt werden könne. Die Antwort fiel wenig zuversichtlich aus: „Man sei nicht in der Lage, größere Kartoffelzuweisungen nach Fürth zu disponieren. Die Aussichten auf eine Belieferung mit Speisekartoffeln im Frühjahr seien äußerst gering.“ Einzelne Stadträte fragten an, warum man angesichts der Papierknappheit in jeder Zuteilungsperiode immer noch neue Kartoffelmarken ausgebe, wo man doch überhaupt keine Kartoffeln habe. Mittwoch, 10. März 1948 Das Fürther Bauunternehmen Hans Röllinger KG zählte mittlerweile schon zu den größten

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