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Lebensjahr gespeist wurden, erfolgte später eine Kürzung des Kontingents auf 12.500 Schüler. Bis zur Jahreswende 1947/48 hatte man diese Kürzung dadurch ausgeglichen, dass immer ein Viertel aller Schüler eine Woche aussetzte. Seit Januar wurde aber das Essen an die ernährungsbedürftigen Kinder regelmäßig ausgegeben, während die gutgenährten Kinder vollends ausschieden. In Fürth gab es rund 25 Ausgabestellen unter Überwachung der Schulbehörden. Die Zubereitung der Speisen erfolgte nach einem Speisenplan. Eine Portion umfasste etwa 360 Kalorien. Bis 31. Dezember 1947 beliefen sich die Kosten auf rund 600.000 RM. Die Stadt Fürth leistete einen Zuschuss bis zu diesem Zeitpunkt von 45.000 RM. Für die Portion zahlte ein Kind 25 Pfennige. Unter den 12.500 Schülern gab es 1822 Nichtzahler (eine Kommission entschied über die Anträge auf Erlass). Der größte Teil der Lebensmittel stammte aus amerikanischen Beständen. Bei den Kindern erfreute sich die Schulspeisung großer Beliebtheit. Viele verwendeten Vaters Essgeschirr aus der Militärzeit bzw. Gefangenschaft. Auf den Schulbetrieb wirkte sich die Schulspeisung recht störend aus, trug andererseits aber zur Hebung des Schulbesuchs und Entwicklung des sozialen Miteinanders bei. Mittwoch, 12. Mai 1948 Der Fürther Stadtrat verabschiedete nach zweistündiger Debatte einstimmig eine Interpellation an alle verantwortlichen Stellen – auch an die amerikanische Besatzungsmacht – zur Ernährungslage. Die verheerenden Auswirkungen jahrelanger Hungerkuren hatten zu einem überproportionalen Ansteigen der Tuberkulose und zu einem nicht mehr hinnehmbaren Absinken der Arbeitskraft geführt. Trotz aller Beteuerungen verschlechtere sich die Ernährungslage von Tag zu Tag. Unverständlich sei, dass es der Regierung nicht gelinge, Lebensmittel in ausreichender Zahl gleichmäßig zu verteilen. Man forderte jetzt sofortige und wirkliche Hilfe, keine weiteren Versprechungen. Es werde von den arbeitenden Schichten nicht verstanden, dass allein sie die Folgen des verlorenen Krieges zu tragen hätten. Der TV Fürth 1860 lud die Bevölkerung zu einem Werbeabend ein. Amüsant war das Kleinkinderturnen mit „Tante Luise“ (Dressel). Die Turnerriege der zwölf „Alten Herren“ zählte 837 Jahre. 1. Vorsitzender Josef Ostler bedauerte es, in seine eigene Turnhalle nur als Gast kommen zu können. Er forderte die Militärregierung in Fürth auf, die Halle für den Verein freizugeben. Die SpVgg gewann ihr Oberligaspiel bei Ulm 46 mit 5:1. Tore für Fürth durch Hofmann, Nöth, Schade, Appis sowie ein Eigentor Ulms. Stadttheater Fürth: „Ja, mein Liebling“, ein amerikanisches Lustspiel, u.a. mit Margret von Munster, Romana von Giesl, Walter Klock, Gertrud Jenichen, Michael Grahn und Rolf Gerth. Central-Lichtspiele: „Der Herr in Grau“, ein spannender amerikanischer Spielfilm mit Stewart Granger, James Mason, Margaret Lockwood und Phyllis Calvert in den Hauptrollen. Samstag, 15. Mai 1948 Obwohl in Bayern immer mehr Spruchkammern der Entnazifizierung ihre Arbeiten einstellten und den meisten Beschäftigten (Stenotypistinnen, Putzfrauen usw.) zum 30. Juni gekündigt wurde, lief die Arbeit der Spruchkammern in Fürth vorläufig weiter. In Fürth war man stolz darauf, dass die Entnazifizierung im Vergleich zu anderen Städten strenger gehandhabt wurde. Insbesondere bei der Wiedereinstellung in städtische Dienste reagierte man sehr vorsichtig. Im Mai 1948 beschäftigte die Stadt Fürth 153 Beamte, 854 Angestellte und 737 Arbeiter. Das Flussbad an der Badstraße öffnete wieder seine Pforten. Die aufgestellte Holzbaracke konnte Kleider von 800 Badegästen aufnehmen. Hierfür war eine Gebühr von 30 Pfennigen erforderlich. Bei der Abgabe bzw. Rückholung von Kleidungsstücken war jedoch Geduld gefragt. Das Baden selbst war damals noch kostenlos. Die Kohlenlage beim Fürther Gaswerk war infolge ungenügender Kohlelieferungen außerordentlich angespannt. Die Stadtverwaltung appellierte an die Verbraucher, den Verbrauch einzuschränken. Bei überhöhtem Verbrauch drohte wieder eine Gassperre. Die Kranken im Fürther Stadtkrankenhaus und in der Heilstätte Oberfürberg konnten an den beiden Pfingstfeiertagen von 14 bis 16 Uhr besucht werden. Am Dienstag den 18. Mai entfiel dafür der Besuchstag. Ein Fürther Bürger, der nicht genannt werden wollte, bereicherte die städtische Münzsammlung durch eine Schenkung von 24 wertvollen Medaillen und Münzen. Unter ihnen befanden sich auch einige Exemplare des über Fürth hinaus bekannten Hofmedailleurs Johann Christian Reich, dessen Werkstätte sich vormals in der Alexanderstraße befand.

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