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Geburtsschein, Kennkarte, Reisepass und eventueller Führerschein vorzuweisen. Mehr nicht ... Ganz ohne Markteingriffe ging es doch noch nicht! Auf der Fürther Freiheit protestierten Fürther Käufer auf dem Wochenmarkt gegen die übermäßig hohen Obstpreise mit einem Käuferstreik. Da nach längeren hitzigen Diskussionen mit den Händlern ein „Marktsturm“ drohte, packten die Obsthändler ihre Bestände ein und verließen den Markt. Das Fürther Wirtschaftsamt erließ nun auf Druck der Gewerkschaften und der Bevölkerung „Richtpreise“ für Obst und Gemüse. Von den Käufern wurde erwartet, dass sie nicht mehr als diese Richtpreise bezahlten. Wer mehr bezahlte, schädigte sich selbst und förderte den Preiswucher. Mittwoch, 11. August 1948 27 junge Mädchen bewarben sich in Fürth um den Titel „Schönheitskönigin 1948“. Nach Einzelvorstellungen auf dem Laufsteg im Logenhaus machte die 18-jährige Charlotte Böhmer das Rennen und erhielt am Sonntagabend aus der Hand von Tenor Joss Hallwegh eine komplette DamenWäscheausstattung. Ganz ohne Tumult ging es bei der Wahl nicht ab, stritten doch die Anhänger abgelehnter Schönen für die „demokratischen Rechte“ ihrer Kandidatin. Aber spätestens beim Tanz hatten sich die Wogen geglättet. Vertreter der Stadt Fürth, der Banken, der IHK und der Gewerkschaften trafen zu einer ausgedehnten Konferenz im Logenhaus zusammen, um die augenblickliche schwierige wirtschaftliche Lage nach der Währungsreform zu erörtern. Es kam zu einer umfassenden Aussprache unter den Wirtschaftsfachleuten. In Fürth hielten sich gegenwärtig 1116 Arbeitslose mit ErwerbslosenUnterstützungen über Wasser. In Anbetracht der mittlerweile 24.000 zugezogenen Flüchtlinge hielt man die Ansiedlung weiterer Industriezweige in Fürth für absolut notwendig. Für die nahe Zukunft plante man eine zweite große Aussprache zu branchenspezifischen Entwicklungsmöglichkeiten. Ein großes Schild am Eingang verhieß „Heute keine Boxkämpfe“. Die hiesige Elly-Ney-Gemeinde strömte in Scharen in den Fürther Geismannsaal, wo die „Grande Dame“ zusammen mit dem Bayreuther Symphonieorchester auftrat. Auf dem Programm der berühmten Pianistin standen Beethovens G-Dur-Konzert sowie die „Appassionata“. Die akustischen Verhältnisse waren zwar schauderhaft, aber der Geismannsaal war bis auf den letzten Platz besetzt, um sich einen Elly-NeyAbend zu gönnen. Der Kartoffelkäfer hatte sich in diesem Sommer stark vermehrt. Auch während der Ferien war der Suchdienst der Fürther Schulkinder unbedingt notwendig. Am 9. August um 9.30 Uhr begann deshalb wieder eine systematische Suchaktion. Die Eltern hatten ihre Kinder (5. bis 8. Klasse) zu dieser Zeit auf die Schulhöfe zu schicken. Von diesen Sammelplätzen wurden sie auf die Felder transportiert. Diese Aktionen fanden in den Sommerferien einmal pro Woche für einige Stunden statt. Samstag, 14. August 1948 Ab 1. August verteuerte sich in Fürth der Gaspreis um zwei Pfennige pro cbm. Als Begründung wurde angegeben, dass sich die Kohlen- und Eisenpreise seit April stark erhöht hätten. Der Fürther Stadtrat stimmte gegen die beiden Stimmen der KPD der Erhöhung zu. Der Fürther Einzelhandel forderte vom Wirtschaftsamt die Freigabe bestimmter Lebensmittel, da diese vom Verbraucher nicht mehr gewünscht wurden. So waren z.B. Gerstengrütze oder Datteln bei weiterer Lagerung dem Verderb ausgesetzt. Die Händler wollten keine unverkäuflichen „Ladenhüter“. Demgegenüber lehnte das Fürther Wirtschaftsamt jede Freigabe ab. Die Waren könne man bei größeren Preiszugeständnissen sehr wohl verkaufen, zumal diese Waren meistens vor der Währungsreform eingekauft wurden. In einem Leserbrief an die NN beschwerte man sich über die unsäglichen Missstände im Fürther Geismannsaal während des Elly-Ney-Konzerts. Während der Aufführung unterhielten sich die Angestellten laut in den offenen Schankräumen, dazwischen klapperten immer wieder Teller und Gläser. In der Pause wurde das Bier in Krügen durch die Reihen getragen und ein großer Teil des Publikums klatschte aufgrund nicht vorhandener Programme mehrfach unangebracht an falschen Stellen. Fürth eine Kulturprovinz? Mittwoch, 18. August 1948 Für die besten Entwürfe eines künftigen Sportschwimmbades hatte die Stadt Fürth Preise in Höhe von

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