Seite:Kuntermann 1970.pdf/16

Version vom 20. Dezember 2024, 11:27 Uhr von Zonebattler (Diskussion | Beiträge) (→‎Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „Das Gerücht, das Haus Grundig wolle sein Verwaltungsgebäude nach Nürnberg verlagern, hielt sich hartnäckig. Die Geschäftsleitung der Firma Grundig sah sich deshalb genötigt, eine Erklärung dahingehend abzugeben, dass Pläne einer Verlegung der zentralen Verwaltung von Fürth nach Nürnberg jeglicher Grundlage entbehrten. Aufatmen bei der Stadtspitze Fürths! Auch die Baustelle an der Ludwigbrücke wurde vom Hochwasser überflutet und die Arb…)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Das Gerücht, das Haus Grundig wolle sein Verwaltungsgebäude nach Nürnberg verlagern, hielt sich hartnäckig. Die Geschäftsleitung der Firma Grundig sah sich deshalb genötigt, eine Erklärung dahingehend abzugeben, dass Pläne einer Verlegung der zentralen Verwaltung von Fürth nach Nürnberg jeglicher Grundlage entbehrten. Aufatmen bei der Stadtspitze Fürths! Auch die Baustelle an der Ludwigbrücke wurde vom Hochwasser überflutet und die Arbeiten zur Verbreiterung der Fahrbahnen mussten vorübergehend eingestellt werden. Glücklicherweise konnten die Wassermassen den fertig eingegossenen Grundpfeilern nichts mehr anhaben. Nur jede Menge gelagertes Bauholz machte sich selbständig. Donnerstag, 26. Februar 1970 Der letzte Akt der Fürther Etatberatung – es war der vierte – brachte die zähneknirschende Kapitulation des Stadtrats vor der Macht der Verhältnisse. Der größte außerordentliche Haushalt der Nachkriegszeit (78,17 Mio DM) und die bisher schwerste Schuldenlast eines Jahres (49 Mio DM) mussten beschlossen werden. Die mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal verbundene Baulawine forderte Opfer. Der Schuldenstand der Stadt Fürth stieg damit von 117,1 auf 166,2 Mio DM an. Fürth, eine kanalgeschädigte Stadt? Der Nebenraum der Gaststätte Langmann barst geradezu über. Die vielen Besucher der „kommunalpolitischen Arbeitsgemeinschaft der SPD“ wollten nach der Parteinahme von Altoberbürgermeister Dr. Bornkessel für OB Kurt Scherzer Zeugen eines neuen Höhepunktes im Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters werden. Sie wurden jedoch enttäuscht, denn Kandidat Stadtschulrat Senator Hauptmannl blieb bei seiner sachlich nüchternen Konzeption. Freitag, 27. Februar 1970 Vom 21. Februar bis 15. März gab es im Fürther Wienerwald-Restaurant an der Königstraße 104-106 (später Opus Lounge) täglich ab 20 Uhr Tanz. Statt zum Heurigen lud man in dieser Zeit zum Bockbierfest. Mittlerweile sprach man von einem „Jahrhunderthochwasser“. Ein Binnensee teilte die Stadt Fürth. Wie immer in derartigen außergewöhnlichen Situationen wurden die Rufe nach weiteren absolut hochwasserfreien Talübergängen laut. Einziger passierbarer Talübergang weit und breit war die Maxbrücke – kein Wunder, dass sie zum verstopften Nadelöhr wurde. Für einen Fürther Theaterumbau wurde ein Finanzierungsplan aufgestellt. Ergebnis: Zur Finanzierung fehlten nur noch 800.000 DM. Über einen SPD-Vorschlag zur Erhöhung der Gewerbesteuer auf 330 Punkte diskutierte man leidenschaftlich. Die Mehreinnahmen sollten zur Schließung der Finanzierungslücke verwendet werden. So gesehen könnte man den Umbau offiziell im Stadtrat beschließen, eine Eröffnung des umgebauten Fürther Stadttheaters wäre Ende 1972 realisierbar. Samstag, 28. Februar 1970 Ein langgehegter Wunsch der Krankenhausbesucher ging jetzt in Erfüllung: Die Aufzüge in den beiden Seitenflügeln des Fürther Stadtkrankenhauses durften ab sofort von gehbehinderten, altersgebrechlichen und anderen Besuchern über 65 Jahre benützt werden. Bis jetzt mussten diese Personengruppen die großen Treppen erklimmen. Das Hobby des Oberpharmazierats im Fürther Stadtkrankenhaus ersparte der Stadt große Arzneikosten. Der Fürther Krankenhausapotheker Gutwald baute die Apotheke zu einer regelrecht „pharmazeutischen Fabrik“ aus. Innerhalb des Krankenhauses arbeitete die Apotheke völlig selbständig mit dem von der Stadt zugeteilten Etat. In den eigenen Labors entstanden jedoch Infusionslösungen, Tabletten, Salben und Injektionslösungen. Durch die Eigenherstellung entfiel für das Krankenhaus die bei einem Kauf zu entrichtende Handelsspanne, was der Stadt einen Vorteil an der Millionengrenze brachte. Dr. Bornkessels Wahlkampfempfehlung zugunsten OB Scherzers rief einen Regen von Leserbriefen an die FN hervor. Nicht wenige SPD-Mitglieder forderten lauthals seinen Parteiausschluss. In den Briefen war zu lesen, „was sich dieser greise Halbgott erdreistet“, es war vom „Scherzer-Scherz“ die Rede oder vom „verschrobenen Untertanengeist“ eines 77-

16