Villa Grundig

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Objekt
Wohnhaus
Baujahr
1966
Geokoordinate
49° 27' 27.05" N, 10° 58' 7.46" E

Die Villa Grundig befand sich im Fürther Stadtteil Dambach und wurde 1966 - 1967 erbaut.[1] Ab 1968[2] war sie Hauptwohnsitz des bekannten Fürther Unternehmers Max Grundig, bis dieser Ende 1985[3] nach Baden-Baden übersiedelte. Die Villa wurde im Jahr 2012 zugunsten des Wohnbauprojekts Max-Grundig-Park des Fürther Immobilien-Entwicklers P&P abgerissen.

Villa Grundig, Haupteingang um 1990


Geschichte

Die Villa Grundig wurde im Wesentlichen 1966 - 1967 erbaut, an das Grundstück gelangte Max Grundig per Zufall als ihn der 1933 aus Fürth emigrierte Leo Bendit bei einem Geschäftstermin in Chicago auf der Straße erkannte, ansprach und ihm in der Folgezeit das Grundstück zum Kauf anbot.[4] Das repräsentative Anwesen am Rand des Fürther Stadtwalds war zur Erbauungszeit noch unter der Adresse Holzackerstraße 50 angesiedelt, welche in südlicher Richtung von der aus Dambach kommenden Weiherhofer Straße abzweigte und Richtung Stadtwald verlief - einen Main-Donau-Kanal gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Villa bestand u. A. aus einem Haupthaus mit Eingangshalle, Konferenzraum, Max Grundigs Arbeitszimmer, Weinkeller, Partyraum und Schutzraum sowie einem Wohntrakt und einem Seitenflügel mit Schwimmbad. Später erhielt der Wohntrakt noch einen Anbau für Grundigs Tochter Maria-Alexandra, das Schwimmbad wurde überdeckt und als Besprechungszimmer ausgebaut.

 
Grundigpark im Jahr 2014

Um 1986, nach Wegzug der Grundigs, wurde die Villa dem zur Max-Grundig-Stiftung gehörenden Hotel Forsthaus angegliedert und zum Kongress-Centrum Grundig Park ausgebaut.[5] Fortan konnten Räumlichkeiten und Park für Veranstaltungen genutzt werden.[6] Bei einem späteren Verkauf des Hotel Forsthaus an die damalige Astron-Hotel GmbH verblieb die Villa Grundig im Besitz der Max-Grundig-Stiftung. In den letzten Jahren stand das Anwesen jedoch zunehmend leer und wurde nur noch selten genutzt. Schließlich erfolgte der Verkauf an die P&P Gruppe Bayern welche seit 2012 das gesamte Areal unter dem Projektnamen Max-Grundig-Park neu bebaut. Die Villa Grundig und sämtliche Nebengebäude und Einrichtungen wurden in diesem Zug ab Oktober 2012 abgerissen, lediglich die massive, kupferne Eingangstür mit den Initialen Grundigs wurde von P&P zur weiteren Verwendung gesichert.[7]

Zeitzeugenberichte

Erinnerungen eines ehemaligen Hausangestellten im Gespräch mit FürthWiki im November 2012, aus dem Gedächtnis nacherzählt:

 
Betriebsgebäude / Unterkunft für die Gärtner

Ich habe lange für Grundig gearbeitet, alles habe ich auf dem Grundstück gemacht, von der Haustechnik über die Grünanlagen bis hin zum Autowaschen. Vorn in der Pforte, die Wachmänner, das waren alte Polizisten in Rente, die hat der Grundig weiterbeschäftigt und ihnen sogar mehr bezahlt als sie vorher hatten - denen ging es nicht schlecht. Einmal hat er zu mir geagt: Da stehen viel zu viele Bäume auf dem Grundstück, ich will hier doch einen Park haben und keinen Wald - und dann gings rund mit der Säge. Im Eingangsbereich, wo es die Treppe zum Tagungsraum hochging, befand in einer Nische eine große Standuhr an der der Chef wohl einen Narren gefressen hatte weil sie so exakt lief. Bei einer Feier der Hausangestellten, Grundigs waren mal wieder verreist, hat einer die Uhr umgeschmissen und sie ist die Treppe heruntergefallen und das Gehäuse total zerbrochen. Wir haben die Uhr zwar schnell repariert, aber sie hat nie mehr so richtig funktioniert. Überhaupt ging es immer recht lustig zu wenn der Chef nicht da war, die Gärtner hatten ganz hinten im Eck wo es zur Bahnlinie ging, eine eigene Hütte, da ist auch hin und wieder mal gebechert worden, zusammen mit den "Kocherli", also den Küchenmädchen. Und in der anderen Ecke stand ein Ufo aus Holz, so eine Art Baumhaus, aber das gibt es schon länger nicht mehr. Grundig mochte sehr gern Travertin (ital. Kalkstein), das war damals gerade modern, also wurden die ganzen Wege damit belegt, aber das Zeug ist immer so schnell schwarz geworden da war man dauernd am saubermachen.

 
Das "tückische" Mosaik

Und das Mosaik rund ums Haus, das war erst ein Glump, ständig sind irgendwo einzelne Steinchen rausgefallen, und wir mussten dann mit der Leiter hin und die wieder drankleben, da war der Chef ganz erpicht drauf. Wir hatten dafür auch einen ganzen Setzkasten voll mit Ersatzsteinen in den entsprechenden Farben. Das Schwimmbad war auch nicht lange in Betrieb, da wurde dann ein Boden drüber gelegt und ein Besprechungszimmer draus gemacht. Und die große Glastür im Erdgeschoss, der Eingang zum Arbeitszimmer, war kugelsicher, das Glas war zentimeterdick. Den eingeschossigen Anbau vorne links hat Grundig als "Kinderzimmer" für seine Tochter (Maria-Alexandra) nachträglich anbauen lassen, der ist erst vor ein paar Jahren mit neuem Marmor verkleidet worden, und jetzt kommt alles weg...am liebsten mochte Grundig das Gewächshaus was ganz vorne neben der Pforte in einem kleinen Garten stand. Den großen Mercedes mussten wir regelmäßig waschen, der hat eigentlich überhaupt nicht in die Garage reingepasst, das war immer ein rechtes Drama den da reinzubugsieren... Mit der Frau von Grundig (Chantal) gabs auch öfter Zinnober, einmal ist die Eingangshalle renoviert worden, da hingen vier große Gemälde, die haben wir abgehängt zum Malern, irgendwann waren die dann verschwunden, und es hieß die wären von den Handwerkern geklaut worden. Sogar die Kripo war damals da und hat deswegen ermittelt, da sind wir dann alle vernommen worden, rausgekommen ist natürlich nichts. Als wir dann ein paar Jahre später mal zum Arbeiten in die andere Villa nach Frankreich fahren mussten, haben wir die Bilder dort hängen sehen, ja ja. so war das damals....und jetzt kommt das alles weg.[8]

Sonstiges

Die benachbarte, heute noch existierende Villa Am Europakanal 7, ließ Max Grundig 1967, für seine Tochter aus erster Ehe, Inge Scheller, geb. Grundig, erbauen,[9] zehn Jahre später, also 1977, erfolgte der Bau des Hotel Forsthaus (Zum Vogelsang 20).

Literatur

  • Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, 352 S. - Tonbandmuseum
  • GRUNDIG-HOTELS, Grundig-Marketingzentrale, um 1990, 230 S.

Lokalpresse

  • Grundig-Villa in Fürth wird abgerissen. In: Fürther Nachrichten vom 22. Juni 2011 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Kurzer Prozess mit Grundig-Villa. In: Fürther Nachrichten vom 14. Dezember 2012 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Wohnraum am Stadtwald. In: Fürther Nachrichten vom 22. August 2013 - online abrufbar
  • Radio-Baron Max Grundig: Erbe in München versteigert. In: Abendzeitung München vom 27. März 2014 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Zaun im Wald hat ausgedient. In: Fürther Nachrichten vom 12. August 2014 online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

  • Der Grundig-Park – eine Chance neue Geschichten zu schreiben. Bei: P&P - Gruppe, Immobilien Blog - im Internet
  • Bilderstrecke zur Grundig-Villa von P&P bei Pinterest.com - im Internet
  • Bauprojekt Max-Grundig-Park, P&P Projektseite - im Internet

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbrief Max Grundig an die Stadtwerke vom 10. Mai 1966
  2. Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, Kapitel 5 "Ein Bombengeschäft durch einen Zufall"
  3. Der Spiegel, Ausgabe 50, 1985 - online abrufbar
  4. Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, Kapitel 5 "Ein Bombengeschäft durch einen Zufall"
  5. Der Spiegel, Ausgabe 50, 1985 - online abrufbar
  6. GRUNDIG-HOTELS, Grundig-Marketingzentrale, um 1990, 230 S.
  7. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki e. V., Aktennr. '12'
  8. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki e. V., Aktennr. '12'
  9. Geschäftsbrief Max Grundig an die Stadtwerke vom 11. Mai 1967

Bilder

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