Bergbräu

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Bergbräu Fürth
Logo Bergbräu.png Brauereilogo
Gründung: 1729 (Timmich, Bäumenstr.)
Neubau: 1883
Schließung: 1977
Daten
Hauptstandort: Wilhelmstraße 4

Die Brauerei Mailaender war eine bekannte Fürther Brauerei.

Bergbräu, ca. 1890
Die Bergbräu von Fritz Mailaender

Entstehung

 
Blick auf die Bergbräu vom Klinikum ca. 1930
 
Briefkopf der Brauerei von 1935
 
Briefkopf der Brauerei von 1941
 
Briefkopf der Brauerei von 1958
 
Briefkopf der Brauerei von 1966
 
Briefkopf der Brauerei von 1980

Die Brauerei Mailaender wurde 1862 durch den Hopfenhändler Wolf Wilhelm Mailaender begründet. Hierzu erwarb Mailaender zwei in Fürth bereits existierende Brauereien, der der Brauerei Stengel an der damaligen Weinstraße - heute Rudolf-Breitscheid-Straße - (gegründet 1832) und die der Weißbier-Brauerei Timmich an der Neugasse, der heutigen Bäumenstraße (gegründet 1729). Mailaender selbst, von Beruf Kaufmann, hatte seine Lehrzeit beim Kaufmann Salomon Berolzheimer absolviert und war im Anschluss als Handelsvertreter einige Jahre in verschiedenen Städten unterwegs. Seine Bemühungen in Fürth Fuß zu fassen gelang 1846 zunächst nicht, da er keine Erlaubnis zur Gewerbeansiedlung bekam. Erst 1853 erhielt er eine Genehmigung, so dass er aus seinem bisher erwirtschafteten Geschäft des Immobilienhandels im Raum Fürth Nürnberg den Grundstock für seinen Hopfenhandel aufbauen konnte. Bis dahin hatte er noch keine beruflichen Berührungspunkte mit der Bierproduktion. Zunächst betätigte er sich erfolgreich als Hopfenhändler von 1853 bis 1862, bis er sich 1862 zum Kauf der beiden oben genannten Brauereien entschloss. Da er selbst keine Genehmigung des Bierbrauens besaß, stellte er für hierzu eigens einen Braumeister an.

Bereits 1870 übernimmt Mailaender den Ochsengarten und errichtet eine beliebte Ausflugsgaststätte mit Biergarten und Musikpavillon, den sog. Fürther Prater. Nach seinem Tod 1872 übernahm zunächst die Witwe Jeanette Mailander die Brauerei, bis die Söhne Leonhard und Paul alt genug waren die Geschäfte zu übernehmen.

1883 zog die Brauerei Mailaender auf die Anhöhe an der Wolfsschlucht (sog. Nottelberg) und wurde fortan "Bergbräu" in der Fürther Bevölkerung genannt. Die alten Gebäude an der Bäumenstraße wurden noch bis 1895 als Hopfenstadel verwendet.

Ab 1888 übernimmt die Bergbräu den vierten Platz in Sachen Bierausstoß unter den Fürther Brauereien ein. Zur gleichen Zeit etwa entsteht am Abhang zur Billinganlage ein Sommerkeller mit Musikpavillion.

Um die Jahrhundertwende wird das Mailaender Areal in der Bäumenstraße verkauft, um Platz zu machen für das neue Stadttheater. Das alte Braugebäude der Brauerei Timmich wurde zuletzt von der Bergbräu noch bis 1895 als Hopfenstadel genutzt. In der gleichen Zeit gehen die Absätze der Bergbräu zurück während die anderen Fürther Brauereien zulegen können. So hat die Bergbräu 1901 einen Bierausstoß von 40.000 Hektoliter und liegt damit nur noch an Platz 5 in der Reihe der Brauereien. Spitzenreiter in Sachen Absatz war zu diesem Zeitpunkt stets die Brauerei Humbser.

1920 übernimmt Fritz Mailaender, der Sohn von Paul Mailaender, die Brauerei. Zuvor hatte er ein Studium zum Braumeister in Weihenstephan absolviert. Er führte die Geschäfte bis zur Arisierung der Brauerei durch die NSDAP am 7. Januar 1939.

Arisierung während des Nationalsozialismus

Die Bergbräu ist ein typisches Beispiel der Arisierungswelle in Franken. Der Stellvertreter von Julius Streicher und spätere Gauleiter Frankens Karl Holz schlug bereits am 10. November 1938 – also kurz nach der Reichspogromnacht – vor, die Juden zu internieren und Ihnen die Häuser und Grundstücke abzunehmen, um bei deren Wiederverkauf an Arier einige Millionen Mark für den Gau herauszuwirtschaften. Streicher stimmte dem Vorgehen zu, nicht zuletzt um auch Gelder für eine geplante Gauschule zu bekommen. [1] Nach der Zustimmung Streichers ging Holz sofort ans Werk und beauftragte einige seiner direkten Mitarbeiter mit der Arisierung von jüdischen Geschäften in Franken, so auch in Fürth. Für die Arisierung wurde in Fürth in erster Linie der NSDAP Stadtrat Hans Sandreuter eingesetzt, mit der Aufgabe jüdische Grundstücke und Hypotheken zu 10 % ihres Eigenwertes bzw. Nennwertes aufzukaufen. Zusätzlich wurden für die NSDAP Gustav Schickedanz in den Stadtrat berufen, sich ebenfalls der Arisierung in Fürth anzunehmen. [2] Dieses Schicksal ereilte auch Fritz Mailaender. Am 7. Januar 1939 wurde der Brauereibesitzer Mailaender in das Rathaus befohlen. Im Beisein des Stadtrates Sandreuter wurde ihm der Verkauf der Brauerei rückwirkend zum 1. Juli 1938 nahegelegt. Fritz Mailaender musste seine Brauerei und alle dazugehörigen Gebäude, Gaststätten und Ländereien verkaufen. Der Verkaufswert betrug lediglich 10 % des tatsächlichen Verkaufswertes. [3]. Für die Bergbräu interessierten sich zum damaligen Zeitpunkt schon länger die Brauerei Grüner und Gustav Schickedanz, der dann letztendlich auch den Zuschlag von der Gauleitung als Nutzer bekam. Als Eigentümer der Liegenschaften wird bis Kriegsende die NSDAP ausgewiesen. Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Bierkeller der Brauerei "bombengeschädigten" Firmen als Ersatzräume [4].

Entwicklung nach 1945

Fritz Mailaender und seine Frau Alice versuchten bereits im Herbst 1945 ihr Eigentum wieder zu bekommen. In den Blianzbüchern erscheinen beide bereits ab 1945 wieder mit einer Gewinnbeteiligung [5]. Am 28. Dezember 1948 wird ihnen gerichtlich die Übernahme zugestanden. Erst am 1. Mai 1950 werden sie jedoch im Handelsregister wieder als Eigentümer eingetragen. In einem Rechtsgutachten vom 16. Februar 1951 wird im Auftrag der US Regierung das Urteil des Oberlandesgerichtes bestätigt (Wi 22/50 zu III WKV 119/49 LG Nürnberg-Fürth), in dem die Rechtsansprüche der Fam. Mailaender als berechtigt angesehen werden. [6]

Erst 1954 – nach einem langwierigen Restitutionsverfahren – bekam Fritz Mailaender seine Brauerei und alle seine damit dazugehörigen Eigentümer wieder. In den folgenden Jahren wird der langjährige Mitarbeiter Horst Militzer, Eigentümer der Löwenbräu Hof, als Teilhaber die Firmenleitung übernehmen.

Im Juni 1969 geht eine neue vollautomatische Abfüllanlage in Betrieb, die die Brauerei stolz der Bevölkerung am Sonntag, den 22. Juni 1969 präsentiert. Die neue Anlage kann 16.000 Flaschen pro Stunde abfüllen. 1971 wird die Rotbiermarke "Altes Kupfer" eingeführt. Das Bier der Bergbräu wurde zu dieser Zeit hauptsächlich „um den Schornstein“ der Brauerei herum getrunken. Mit einem Jahresausstoß von etwa 50.000 Hektolitern war die Brauerei die kleinste der Fürther Brauereien - und somit gerade mal 10.000 Hektoliter über dem Ausstoß zum die Jahrhundertwende. Besonders das Rotbier „Altes Kupfer“ war bei den Stadtteilbewohnern sehr beliebt. In den 1970er Jahren floss dieser Gerstensaft in den Szenehochburgen Wolfsschlucht und Silberfischla in Strömen.

Bis 1974 blieb die Brauerei als Aktiengesellschaft in Familienbesitz, bis Sie schließlich von der Patrizier Brauerei durch eine Kapitalerhöhung übernommen wurde. 1977 wird die letzte eigenständige Brauerei in Fürth durch die Patrizier AG für immer geschlossen.

Auflösung der Brauerei

Zum 30. September 1980 wurde das Brauereigelände verkauft [7], in den nachfolgenden Jahren mußten die Brauereigebäude an der Wilhelmstraße einer Eigentumswohnanlage weichen. Lediglich das Pförtnerhaus ist erhalten geblieben. Im Dezember 2011 wurden die letzten Reste der noch bestehenden Kelleranlage aus Sicherheitsgründen verfüllt. Die ehemaligen Eingänge wurden zurückgebaut, so dass bis dahin nur noch der Eingang mit dem prägnanten Bergbräu-Logo gegenüber der Wolfsschlucht an den ehemaligen Bierkeller erinnerte. Im Februar 2014 wurde dieser Eingangsbereich wegen Einsturtzgefahr ebenfalls abgerissen, so dass keine sichtbaren Spuren der Bergbräu verblieben sind.

Sonstiges

Der bekannteste Werbespruch der Brauerei lautete:

"Alle 5  4 Sekunden wird ein Bergbräu Bier getrunken".


Werbung

 
Große Werbemalerei der Bergbräu - Brauerei an der Gebäuderückseite Höfener Straße 95 (ehemalige Gastwirtschaft "Bergbräu-Eck" auf Nürnberger Seite).
 
Werbemalerei am Kellereingang der ehemaligen Bergbräu - Brauerei am Fritz-Mailaender-Weg

  





  





 
Mittlerweile verdeckte Werbung auf einer Mauer an der Wolfsschlucht, unweit der Billinganlage


Literatur

  • Monika Berthold-Hilpert: Die Brauerei Mailaender in Fürth. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 36, 2001/2002 - im Internet
  • Erhard Schraudoplh: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Industriealisierung in Fürth vor 1870, Ansbach 1993, S. 138 f.
  • Helmut Genschel: Die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft im Dritten Reich, Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft, Musterschmidt-Verlag Göttingen, 1966, S. 240 f.
  • I. Barthelmäs, H. Ell, G. Fuchs, F. Geismann, F. Mursch, Salimi: Skript Sonderausstellung "Hopfen und Malz" Stadtmuseum Ludwig-Erhard Fürth - 22. Juni - 20. Dezember 2013

Lokalberichterstattung

  • Sabine Rempe: Aufstände für den Bierpreis. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juni 2013 - online abrufbar

Galerie

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S. 13 ff.: Aussage Holz vor der Untersuchungskommission
  2. Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S 17f. : Denkschrift Holz
  3. Stadtarchiv Fürth, Akte Bergbräu Bilanzbuch 1932 – 45, Handelsbilanz per 31.12.1939
  4. Brief eines Weingroßhandels an die Stadt Fürth vom 11. September 1943
  5. Bilanzbuch Bergbräu: 1945 ff., Stadtarchiv
  6. United States Court of Restitution Appeals of the Allied High Commission for Germany, Reports, Opinions Nos. 61. - 180, Sequence 57 of 3606 (Page 37),1952
  7. Brief der Brauerei an die Stadtwerke vom 24. September 1980