Der Solarberg an der Vacher Straße bei Atzenhof, ist ein künstlicher Berg mit einer Höhe von 348 m über dem Meerespiegel (ca. 57 Höhenmeter). Er war die Mülldeponie für Fürth, weswegen er früher umgangssprachlich auch "Müllberg" oder "Schuttberg" genannt wurde. Im Volksmund wurde er desweiteren scherzhaft "Monte Scherbelino" oder "Tell Schutt" genannt.

Aussicht nach Nordosten
Ansicht von Osten
Aussicht auf Atzenhof
Kuppel vor der Sanierung
Kuppel vor der Sanierung

Die Deponie Atzenhof wurde von 1968 bis 1999 betrieben. Im Herbst 2007 wurde die Kuppe des Berges und die Wege auf dem Berg saniert zur besseren Begehung. Die Spitze ist nun gepflastert, vorher war sie großteils mit Gras bedeckt. Der Schuttberg dient heute als Standort zur Stromgewinnung und als Naherholungsgebiet mit einem wunderbaren Panoramablick auf Fürth und Umgebung, auf dem inzwischen über 254 verschiedene Pflanzenarten wachsen. Da er direkt am Main-Donau-Kanal liegt, ist er auch am Radwegenetz von Fürth angeschlossen.

Entstehung

In der Zeit des Wirtschaftsaufschwungs nach dem 2. Weltkrieg wurde u.a. der Konsum stark angekurbelt. Die Wirtschaft belebte sich zunehmend und damit auch der Anteil von Haushalts-, Gewerbemüll und Klärschlamm. In einer Zeit, in der die Mülltrennung, das Recycling und die Energiegewinnung z.B. durch Biogasanlagen noch nicht groß geschrieben wurde, wussten sich viele deutsche Städte zunächst nicht anders zu helfen, als den Müll in entsprechenden Deponien zu sammeln. So entstanden in ganz Deutschland die sog. Schutt- oder Müllberge, meist am Rand einer Stadt. In Fürth wurde nach dem Krieg zunächst der Müll am Scherbsgraben bzw. beim Friedhof gesammelt, eher der Müll ab 1968 am heutigen Standort in Atzenhof gelagert wurde. Damit der Müll nicht zu viel Platz wegnehmen würde, entschied man sich den Müll vorher zu zu zerkleinern. In einer Schredderanlage, in der mühelos ein halbes Auto hinein gepaßt hätte, wurde der Müll auf die Hälfte seines Volumens reduziert. Anschließend wurde der Müll auf der Deponie eingebracht, so dass innerhalb von 31 Jahren über 2,6 Mio. Kubikmeter Abfall sich anhäuften[1]. Das entspricht exakt dem Volumen der Cheops-Pyramide in Gizeh (Ägypten)[2].

Betrieb und Schließung

1993 wurde die Deponie das erste Mal einer größeren Sanierung unterzogen. Bei dieser Maßnahme wurden 17 Gasbrunnen in vertikalen und horizontalen Rigolensysteme eingebaut zur Gasgewinnung, dass durch die Vergärung der organischen Abfälle entsteht. Seit 1995 wurden in den Betriebsjahren durchschnittlich 1 Mio Kubikmeter Deponiegas entzogen, die zur Strom und Wärmegewinnung genutzt wurden. Damit konnten pro Jahr über 2,7 Mio KhWh Strom erzeugt werden, und somit ca. 675 durchschnittliche Haushalte mit Strom versorgen.

Durch den politischen Wandel und einem grundlegend anderen Verständnis des Abfallwesens (z.B. Rohstoffgewinnung durch Recycling) wurde eine Wiederverwertung des Mülls effizienter und Gewinnbringer. So wurde 1999 durch die Bundesregierung die erste Deponierichtlinie erlassen, die die umweltverträgliche Ablagerung von Abfällen auf Deponien regelte. Es folgten weitere EU-Ritilinien, die die Stillegung solcher Anlagen regelte und spätestens 2005 wäre das Ende der Deponie von Seiten des Gesetzgebers gekommen, denn hier wurde bundesweit ein Verbot von Deponien durch die Bundesregierung beschlossen[3]. Die Deponie "entkam" dieser gesetzlichen Schließung, in dem sie bereits 1999 geschlossen wurde[4].

Nach der Schließung der Deponie 1999 wurde der Berg versiegelt. Das sich im Berg bildende Deponiegas wird seit 1995 zur Stromerzeugung genutzt. Da der Brennwert des Deponiegases mit der Zeit immer weiter abnimmt, ist der Betrieb des Deponiegasmotors seit 2012 ebenfalls nicht mehr möglich. Um das Gas des Schuttberges trotzdem weiterhin nutzen zu können, installierte die infra 2013 eine Schwachgasfackel im Heizwerk Vacher Straße. Die Verbrennungswärme des Deponiegases wird über Wärmetauscher in den Atzenhofer Fernwärmeheizkreis eingespeist, so dass immernoch knapp 1 Mio KhWh Strom erzeugt werden und somit ca. 250 Haushalte versorgt werden könnten[5].

Nach Angaben der Abfallwirtschaft wird die Deponie noch bis ca. 2030 Gas für die Stromproduktion liefern. Danach müsste alles Organische vergärt sein, so dass keine weiteren Gasbildungen mehr vorhanden sein werden. Durch die Vergärung der biologischen Abfälle schrumpft der Berg jährlich um wenige Millimeter[6].

Solarberg

2003 beschloß der Fürther Stadtrat auf der Südseite des Berges eine Photovoltaikanlage zu bauen. Die Bedenken des nahegelgenen Golfplatzes, dass die Solarmodule durch einschlagende Golfbälle beschädigt werden könnten, wurde genauso widerlegt wie die Befürchtung, dass die Solarmodule durch die vermeindliche Sonnenreflektion vorbeifahrende Schiffskapitäne oder Autofahrer blenden könnten. Am 23. Dezember 2003 ging der Solarberg nach nur drei Monaten Bauzeit in Betrieb mit insgesamt 5760 Solarmodulen. Die Gesamtleistung betrug anfänglich pro Jahr 1008 kWp. Im Jahr 2013 vermeldete die Stadt Fürth in einer Pressemitteilung, dass der Solarberg inzwischen jährlich fast 20 MW Leistung bringe, welche wiederum knapp 250 Haushalte mit Strom versorgen kann. Gleichzeitig wird die Umwelt durch eine Einsparung von 6.000 Tonnen C02 jährlich entlastet. Die Finanzierung der Solaranlage war durch 150 Privatanlegern möglich geworden, die das Projekt aktiv unterstützt haben.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. BmPA: Zehn Jahre Solarberg. Pressemitteilung der Stadt Fürth vom 23. Dezember 2013 - online abgerufen am 24. August 2015 | 19:17 Uhr online abrufbar
  2. Wikipedia: Größenordnung (Volumen), abgerufen 24. August 2015 | 18:34 Uhr online abrufbar
  3. Homepage: Umwelt Bundesamt - Deponie und Lagerung. Abgerufen am 24. August 2015 | 19:24 online abrufbar
  4. BmPA: Zehn Jahre Solarberg. Pressemitteilung der Stadt Fürth vom 23. Dezember 2013 - online abgerufen am 24. August 2015 | 19:17 Uhr online abrufbar
  5. BmPA: Zehn Jahre Solarberg. Pressemitteilung der Stadt Fürth vom 23. Dezember 2013 - online abgerufen am 24. August 2015 | 19:17 Uhr online abrufbar
  6. Benjamin Huck: Wie aus Müll Energie wird. In: Fürther Nachrichten vom 24. August 2015. S. 35 HFN

Weblinks