Das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis oder Hexaprotodon liberiensis) ist eine der zwei heute noch vorkommenden Arten der Familie der Flusspferde (Nilpferde). Es ist ein nachtaktives und seltenes Zwerg-Flusspferd und lebt gewönhlich in den Wäldern und Sümpfen des westlichen Afrikas. In Fürth - und weit über die Stadtgrenzen hinaus - ist das Zwergflusspferd Elsbeth im Augsut 1990 bekannt geworden. Durch eine kurze Unachtsamkeit eines Pflegern des Schweizer Zirkus Fliegenpilz konnte "Elsbeth" in die nahgelegene Pegnitz entwischten. In der Folge wurde, unter örtlicher und nationaler medialer Begeleitung, das Nilpferd Elsbeth nach fast einer Woche wieder eingefangen.

Zirkus Fliegenpilz

Der Zirkus Fliegenpilz wurde 1981 von Beatrix Hölscher-Stockmann aus Luzern (Schweiz) und Bodo Hölscher aus Bad Segeberg (Deutschland) gegründet. Die Söhne Lars und Sven stiegen später ebenfalls in den Zirkus ein, dessen Sitz zuletzt (1992) in Luzern war. Vorallem durch sein Konzept "Circus unter Wasser" erhielt der Zirkus ab 1992 größere mediale Aufmerksamkeit. Dabei wurde die Manege mit 300.000 Liter Wasser in das "glitzernde Reich Neptuns" verwandelt. Vor dieser Kulise mit Wasserfällen und Fontänen präsentierte der Zirkus ensprechende Artisteneinlagen und Tierdressuren, z.B. mit Seelöwen und dem Zwergflusspferd Elsbeth. Laut einer Tierschutzorganisation gerät der Zirkus Fliegenpilz ab 2000 immer wieder mit negativen Schlagzeilen auf. Unter anderem sollen die hygienischen Zustände und die artgerechte Haltung der Tiere nicht gewährleistet sein. Mehrere Razzienen und Untersuchungen von diversen Veterinärämter scheinen diesen Verdacht zu bestätigen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Mongolischen Staatszirkus ist nur von kurzer Dauer, so dass dem Zirkus die meisten Tiere von behördlicher Seite entzogen werden mussten[1].

2007 wurde das Variété-Theater Circus Fliegenpilz wegen Geschäftsaufgabe aus dem Handelsregister in Luzern gelöscht. Danach wird der Zirkus angeblich unter einem anonymen Geschäftsadresse geführt, zuletzt wird der Zirkus laut einer Tierschutzorganistation durch die Firma "Liebmann Show Produktions Limited" in Birmingham / UK geführt[2]. Sowohl 2008 als auch 2012 gab es den Versuch einer Reaktivierung des Cirkusbetriebes, die aber allesamt scheiterten. Seit 2009 wird vom Sohn Sven Hölscher ein in München angemeldeter Zirkus unter dem Namen "Circus Galliano" betrieben.

Elsbeth

Das genaue Geburtsdatum Elsbeth ist nicht mehr zu klären, allerdings kam Elsbeth offenbar im Duisburger Zoo auf die Welt. Dort wurde Elsbeth gemeinsam mit ihrer Hippo-Kollegin Gloria um 1990 gekauft. Mitte August 1990 gastierte der Zirkus Fliegenpilz an der Ludwigsbrücke. Beim Ausladen aus dem Transportwagen gelang dem Nilpferd Elsbeth die Flucht in die nahegelegene Pegnitz. Alle Versuche Elsbeth wieder einzufangen scheiterten, so dass die Feuerwehr durch den Zirkus alamiert wurde. Die Berufsfeuerwehr rückte mit einem ganzen Ausbildungskurs an, doch auch ihnen gelang es nicht, Elsbeth einzufangen. Der Sprecher der Feuerwehr kommentierte gegenüber der Presse seine Fangversuche wir folgt: „Zweimal konnte einer unserer Leute das Tier packen und sich draufwerfen", doch das 200 kg schwere und glitschige Flusspferd konnte sich jedesmal aus der Umklammerung befreien. Als die Feuerwehr dann mit einem Schlauchboot samt röhrendem Motor dem Nilpferd auf die Pelle rücken wollten, verschwand Elsbeth vollends unter Wasser und wart nicht mehr gesehen. Der Vorfall ereignete sich am Freitag, den 17. August 1990 und wurde schnell in Fürth und Umgebung bekannt. Hunderte von Schaulustigen pilgerten an das Pegnitzufer und qutittierten nach Zeitungsangaben jedes Auftauchen des Nilpferdes mit Beifall und behinderten somit auch die Fangversuche der Feuerwehr. Am Montag, den 20. August 1990 war Elsbeth inzwischen flussaufwärts geschwommen und in Stadeln am Heutsteg gesichtet worden. Die Kunde über ein Nilpferd in Fürth hatte inzwischen auch nationales Interesse geweckt. Fürth und Elsbeth waren plötzlich Thema in der Tagesschau und die Frankfurter Allgemeine Zeitung wußte zu berichten, dass der Schauplatz des Dramas ein „Naturschutzgebiet der Regnitz sei, einem Seitenfluss der Pegnitz“.

Inzwischen hatte sich die Feuerwehr Hilfe geholt, denn alle Versuche des Einfangens waren gescheitert. Der Pfleger des Tieres gab gegenüber der Presse an: „Sie hat sich voll akklimatisiert und macht einen sehr munteren und vitalen Eindruck. Dennoch, eingefangen werden müsse Sie trotzdem, bloß wie? Betäubungspfeile scheiden aus, die Gefahr des Ertrinkens wäre zu groß."

Am Wochenende durchkämmte die DLRG und Polizei das Pegnitzufer, auf der Suche nach der flüchtigen Elsbeth. Zweimal wurde Elsbeth gesichtet, entzog sich jedoch jeder Form des Einfangens durch das abtauchen in die unergründlichen Tiefen des Flusses. Während dessen pilgerten ganze Scharen zum Familienausflug an den Fluss. Gegen 20 Uhr wird am Sonntag Elsbeth bei der Eisenbahnbrücke gesichtet. Als nächstes wird Elsbeth am Montrag beim Äsen am Stadelner Heusteg gesichtet. Ein inzwischen hinzugezogener Fachmann vom Nürnberger Tiergarten rät zu einem Strategiewechsel des Einfangens. Statt das Nilpferd durch fremde Personen ergreifen zu wollen, soll eine "vertraute Person mit besonderen Leckerbissen" das Nilpferd anlocken. Alle Versuche des Anlockens scheiterten kläglich. Am Mittwoch berichtet die Presse: "Die Fütter­strategie ist jedenfalls Schnee von gestern. „Die Rettungsmaßnahmen konzentrieren sich jetzt wieder dar­auf, sie im Wasser zu überwältigen. Ein Helfer ringt mit ihr, doch „sie war zu glitschig“. Klar ist: Elsbeth hat einen 500 Meter langen Regnitz-Abschnitt bei Stadeln zum Revier erkoren. Die Polizei riegelt Zugangs­wege zur Regnitz weiträumig ab. Die US-Streitkräfte stellen ein reißfestes Hubschraubernetz zur Verfügung.".

Das Finale findet schließlich am Donnerstag, den 23. August 1990 in Stadeln statt. Das Ergreifen Elsbeths wird durch die örtliche Presse wie folgt beschrieben:

Die Fänger bezogen Posten am seichten, rechten Flussufer, das Elsbeth in den Tagen zuvor als Ruheplatz ausgewählt hatte. Doch Elsbeth roch den Braten und erklomm zur allgemeinen Überraschung das zwar steile, aber unbewachte linke Ufer. Sodann wechselte man zur Einkesselungstaktik. Reißfeste Hubschraubernetze der US-Streitkräfte wurden durch die Regnitz gespannt, um zu verhindern, dass Elsbeth weiter flussabwärts entfleuchen konnte, dann begann man mit der Einkreisung. „Doch das Tier ließ sich auf solche Tricks nicht ein und machte sich flussaufwärts davon“, berichteten anerkennend die FN. Und weiter: „Nach einem halben Kilometer war es allerdings so erschöpft, dass es sich — ganz gegen seine sonstige Gewohnheit — am helllichten Tag ein Plätzchen zum Schlafen auf der Uferböschung suchen wollte.“ Dort endete Elsbeths einwöchige Flucht im Netz der Häscher. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf hatte ein Gewitter eingesetzt, die Temperatur sank und der Pegel der Regnitz stieg schnell.[3]

Damit war die Flucht Elsbeths nach sechs Tagen gegen Mittag am Donnerstag, den 23. August 1990 beendet. Die Tagesthemen und das Heute-Journal berichten von der geglückten Jagd und der Zirkus Fliegenpilz dankt allen Helfern mit einer Gala-Vorstellung.

Medienrummel

Einzelnachweis

  1. Homepage ARIWA - Animal Right Watch: Freiheit für Elsbeth! Online abgerufen am 12.09.2015 | 18:41 Uhr online abrufbar
  2. Homepage ARIWA - Animal Right Watch: Freiheit für Elsbeth! Online abgerufen am 12.09.2015 | 18:41 Uhr online abrufbar
  3. Klaus Lehnberger: 1990: Ein Zwergflusspferd büxt aus. In: Sonntagsblitz vom 22. August 2010