Ludwigskanal

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Der Ludwigskanal (auch "Ludwig-Donau-Main-Kanal") war eine unter König Ludwig I. von Bayern 1846 vollendete, 15,8 m breite, 1,5 m tiefe und 177 km lange Wasserstraße (Kanal) zwischen Kelheim (Donau) und Bamberg (Main). Um den Höhenunterschied zwischen Main und Donau auszugleichen, wurde der Ludwigskanal mit genau 100 Schleusen versehen - eine damals unglaubliche bauliche Leistung. Der Ludwigskanal ist der Vorläufer des heutigen Main-Donau-Kanals, auch wenn er wesentlich kleiner dimensioniert und nur für die Treidelschiffahrt ausgelegt war. Er führte auch durch heutiges Fürther Stadtgebiet, von Kronach an Ronhof und Poppenreuth vorbei zur Stadtgrenze an der Nürnberger Straße.

Der Ludwigskanal bei Kronach um 1907


Der Ludwigskanal in Fürth

 
Verlauf des Ludwigskanals auf Fürther Gebiet
 
Verlauf des Kanals von Nürnberg nach Fürth (Karte um 1840, nicht genordet)

Auch in Fürth begannen die Arbeiten am Kanal am 1. Juli 1836. Die Arbeiter rekrutierten sich in der Mehrzahl aus Almosenempfängern, denen die Stadt Fürth empfahl, sich für den Bau zu melden, denn damit hätten sie Lohn und Arbeit auf Jahre hinaus. Allerdings meldeten sich zunächst nicht viele Fürther freiwillig, und so strich die Stadt die arbeitsfähigen Almosenempfänger kurzerhand von der Unterstützungsliste, was viele doch davon überzeugte, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. So machte der Abschnitt zwischen Fürth und Erlangen besonders schnell Fortschritte. Die Eröffnung des Abschnitts zwischen Bamberg und Nürnberg erfolgte schließlich am 6. Mai 1843. Auf ganzer Länge war der Kanal ab August 1845 voll befahrbar.

Auf dem Stadtgebiet Fürth ist der "Alte Kanal" heute in Gänze durch den Frankenschnellweg überbaut. Im Wesentlichen führte der Kanal auf Höhe der heutigen Anschlussstelle Fürth/Nürnberg auf das Fürther Stadtgebiet. Hier befand sich der Verkehrsknotenpunkt "Fürther Kreuzung", wo sich Ludwigsbahn, Ludwig-Süd-Nord-Bahn, Fürther Straße und Kanal trafen. Auf Höhe der Anschlussstelle Poppenreuth - bei Kanalkilometer 119,3 - befand sich der Fürther Hafen. Das 102 Meter lange Hafenbecken verbreiterte den Kanal zu beiden Seiten und war mit senkrechten Kaimauern versehen. Mit einem 12-t-Handkran konnten die in Fürth landenden Schiffe entladen werden. Westlich von Ronhof verlief der Kanal in einem Bogen, vermutlich zur Umgehung einer Geländeerhebung. Nördlich von Kronach befand sich die Schleuse 81, bei Herboldshof folgte die zweite der Fürther Schleusen, Schleuse 82.

Der Kanal ist vor allem als Naherholungsgebiet in die Fürther Erinnerung eingegangen. Die himmlische Ruhe, die an seinen Ufern herrschte, zog viele Fürther zum Baden oder im Winter zum Schlittschuhfahren an. Auch die "Kanalbirnen" und die holzigen Äpfel der zahlreichen Obstbäume an den Kanalufern haben sich in der Erinnerung gehalten.

Schlagrahmdampfer

In der Erinnerung der Fürther haben sich vor allem die Schlagrahmdampfer gehalten. Diese gehen zurück auf den Bamberger Lohnschiffer Weihermann, der 1906 eine Art Wassertaxi zwischen der Schleuse 80 in Doos und 81 bei Kronach einrichtete. Für 20 Pfennig war dies ein erschwingliches Vergnügen für Fürther und Nürnberger. 1913 folgte Kapitän Ebert aus Klingenberg, der die gleiche Strecke mit einem Motorboot für 200 Personen befuhr. Die vierzigminütige Fahrt kostete bei ihm 30 Pfennig. Nach dem ersten Weltkrieg beschaffte der Gastwirt Memmert aus Kronach schließlich das Holz-Treidelschiff "Zille", mit dem er den Verkehr auf der gleichen Strecke wieder aufnahm. Die Qualität und die Preise seines Gasthofs kamen an und so wurde aus dem Taxi schnell ein Zubringer für sein Lokal. Immer mehr Passagiere machten eine Vergrößerung der Kapazitäten nötig, und ein Motorschiff mit 120 Plätzen, das er am 25. Juni 1925 auf den Namen "Antonia"[1] taufte, ersetzte das bisherige Treidelboot. 1927 folgten noch zwei weitere Schiffe: "Karl"[2] mit 150 und "Hansi"[3] mit 60 Plätzen. Das Schiff "Hansi" - vom Starnberger See nach Kronach überführt[4] - gehörte bereits Hans Weigel aus Großgründlach, dessen Bruder Peter Weigel (?) durch Heirat in den Besitz des Gasthofs Memmert kam und ihn in Gasthof Weigel umtaufte.

Die Fahrten mit den Schlagrahmdampfern auf der 4,26 km langen Strecke zwischen Stadtgrenze und Gasthof erfreuten sich großer Beliebtheit und waren - neben der Freude der Fürther - auch eine lukrative Einnahmequelle für die Familie Weigel. An Bord der Schiffe der "Fürther Hochseeflotte" war im Service auch immer ein Kännchen Kaffee im Preis mit inbegriffen.

Das Ende der Schlagrahmdampfer kündigte sich 1932 an, als erste Pläne für eine Autostraße auf der Trasse des Kanals und für den Bau eines neuen Kanals aufkamen. Durch die politischen Entwicklungen verzögerten sich diese Pläne und die Schlagrahmdampfer fuhren bis Kriegsbeginn weiter. Schließlich mussten die Fahrten als "nicht kriegswichtig" eingestellt werden, da kein Treibstoff mehr zur Verfügung stand. Die Boote wurden in Kronach eingemottet in der Hoffnung, die Fahrten nach dem Krieg wieder aufnehmen zu können. Diese Hoffnungen zerschlugen sich und so versuchte die Familie Weigel, die Boote 1944 zu verkaufen. Während die "Hansi" in Kronach noch im Kriegsjahr 1944 ausgeschlachtet und verschrottet wurde, wurden "Karl" und "Antonia" kurz nach dem Krieg an ein Taucherunternehmen nach Bremerhaven[5] verkauft. Weit kam die "Antonia" jedoch nicht, denn während der Überführungsfahrt gab sie bereits bei Schleuse 84 bei Eltersdorf (Erlangen) den Geist auf.

Das Ende des Kanals

 
Die Kanalbrücke 1945, nach der Sprengung durch die Wehrmacht

Nach Ende des Krieges befuhr kein Frachtschiff mehr den Ludwigskanal. Zudem hatte die abrückende Wehrmacht im April 1945 die Kanalbrücke bei Kronach gesprengt, um die heranrückenden US-Truppen aufzuhalten. Bei einer Gewässertiefe von nur 1,46 Metern war dies ein absolut sinnloses Zerstörungswerk. Die Brücke wurde nach dem Krieg zwar wieder aufgebaut, der Kanal blieb aber ungenutzt. Durch die Unterbrechung von Zuflüssen trocknete er immer mehr aus und schließlich lag das Fürther Hafenbecken wie auch die übrige Strecke des Kanals in Fürth trocken und wucherte schließlich mit Büschen zu. Bald wurden die vor dem Krieg bereits gefassten Pläne einer Schnellstraße wieder hervorgeholt und am 15. Mai 1969 wurde mit der Abtragung der Kanalbauwerke begonnen.

Auf der ehemaligen Kanal-Trasse liegt heute von Erlangen bis Nürnberg der "Frankenschnellweg" (Autobahn A73), nur ein kleines Teilstück in Nürnberg ist noch erhalten und dient als Naherholungsgebiet. Auch mehrere Schleusen sind noch gut erhalten, welche sich allerdings größtenteils außerhalb der Stadtgebiete von Fürth, Nürnberg und Erlangen befinden. Zudem ist zum großen Teil nur noch die Trasse vorhanden, welche in den 1950er Jahren vielerorts trockengelegt wurde.

Überreste des Kanals finden sich auf Fürther Gebiet nur an der Kronacher Straße, ein Aushubwall im Gelände der SpVgg Fürth. Auf der Ostseite der Poppenreuther Brücke (vor Selgros) steht zudem heute der hierher versetzte und restaurierte Kilometerstein Nummer 12 (120 Kilometer von Kelheim). Hier - an der Autobahnausfahrt Poppenreuth - befand sich auch der Fürther Hafen und die Schleuse 81.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

  • Hans Grüner: Der Alte Kanal – reich bebildert und mit Dokumenten, u. a. von Pechmann - im Internet
  • Der Main-Donau-Kanal - Ein Erlebnis-Kanal. Tourismusverband im Landkreis Kelheim - im Internet
  • Gerhard Wilhelm: Der Ludwigskanal (Ludwig-Donau-Main-Kanal) - im Internet
  • André Kraut: Die Geschichte des Alten Kanals - im Internet
  • Gasthof Weigel in Fürth/Kronach - Ziel der Schlagrahmdampfer - im Internet
  • Ludwig-Donau-Main-Kanal - Franken-Wiki

Einzelnachweise

  1. Namensgebung zu Ehren der bayerischen Kronprinzengattin Antonia von Luxemburg (nach Liedel/Dollhopf)
  2. Benennung vmtl. nach dem Senior des Kronacher Gasthof- und Fahrgastschiffsunternehmens Karl Memmert (nach Thomas Schreiner))
  3. Schiffsname nach dem Sohn von Hans Weigel, Hansi W., geb. ca. 1926, gest. im 2. Weltkrieg ca. 1943 (nach Liedel/Dollhopf)
  4. Herbert Liedel, Helmut Dollhopf: "Der alte Kanal - damals und heute". Stürtz Verlag, Würzburg, 1981, S. 29
  5. Herbert Liedel, Helmut Dollhopf: "Der alte Kanal - damals und heute". Stürtz Verlag, Würzburg, 1981, S. 32

Bilder

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