Öffentliche Fernsprecher

Öffentliche Fernsprecher oder auch Telefonzellen / Telefonsäulen prägten für lange Zeit das öffentliche Erscheinungsbild der Stadt. Dabei konnten die Passanten ohne eigenen Telefonanschluss oder ohne mobilen Telefonanschluss an öffentlichen Fernsprecheinrichtungen Gespräche mit anderen führen. Die erste Telefonzelle in Deutschland ging am 12. Januar 1881 in Berlin ans Telefonnetz. In Fürth dauerte es noch vier weitere Jahre, ehe am 1. August 1885 die erste öffentliche Telefonanlage in Betrieb genommen wurde. Allerdings standen die Telefonanlagen nicht im öffentlichen Raum frei zugänglich im Stadtbild, sondern erst einmal in der Hauptpoststelle. Um einen anderen Telefonteilnehmer erreichen zu können, musste über die Vermittlung per Hand eine Schaltung vorgenommen werden. Hierzu wurde zuvor eine entsprechende Gebühr entrichtet.

Vermutlich eine der letzten Telefonzellen im Stadtgebiet - hier in der Erlanger Straße, Aug. 2024

Das erste Telefon im öffentlichen Raum - neben einem Münzfernsprecher ab 1899 im Postamt - wurde in Fürth 1928 aufgestellt. Der genaue Standort ist aktuell noch nicht erforscht - vermutlich aber am Bahnhofplatz. Betreiber der Telefone war die Reichspost, die reichsweit Standards vorgaben, z.B. das farbliche Aussehen. So prägte ab 1932 eine reichsweite Norm die Telefonhäuschen Blau und Gelb, ab 1934 Rot. Die postgelbe Farbebebung kam erst nach dem 2. Weltkrieg. Insbesondere der 2. Weltkrieg beendete aber erst einmal die Nutzung und Verbreitung von öffentlichen Münzfernapparaten. Erst ab 1948 - nach der Währungsreform - konnte im öffentlichen Raum wieder Telefone aufgestellt werden - ab 1953 in standardisierten Telefonzelle Typ FeH53. Im Jahr 1965 standen im Fürther Stadtgebiet bereits 500 Münzfernsprecher, acht Jahre später waren es bereits 1.000 Stück. Das Design wurde mehrmals gewechselt, u.a. 1979, die besonders durch die abgerundeten Kanten und Ecken auffiel (Typ TelH78). Ab 1978 existierten die ersten barrierefreien Telefonzellen - im selben Jahr wurden die ersten Kartentelefone aufgestellt.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und der Privatisierung der Post zur Deutschen Telekom wechselte sich das Erscheinungsbild erneut. Zuletzt wurden sog. moderne Telefonsäulen mit LTE-Small-Cell-Erweiterungen und WiFi-Hotspots in grau-weißer-magentafarbe aufgestellt. Mit der raschen Handynutzung ab den 2010er Jahren - und spätestens nach dem Wegfall des Telekommunikationsmonopols wurden Telefonzellen zunehmend unrentabel, sodass zuletzt auch noch der Versorgungsauftrag der Telekom "fußläufig" erreichbare Telefonzellen anbieten zu müssen im Jahr 2021 fiel. Damit war die Telekom nicht mehr verpflichtet Telefonzellen im öffentlichen Raum anzubieten, zumal auch am 21. November 2022 die Möglichkeit zur Münzzahlung und ab Januar 2023 die Kartenzahlung ebenfalls eingestellt wurde.

Seit Januar 2023 werden die bestehenden Telefonzellen nicht mehr gewartet bzw. sukzessiv zurückgebaut. Bis Anfang 2025 werden bundesweit alle Telefonzellen aus dem öffentlichen Raum verschwinden, so auch in Fürth.

Dokumentation

FürthWiki hat sich Ende 2023 zum Ziel gesetzt, eine exemplarische und nicht vollständige Dokumentation der noch im öffentlichen Raum zu findenden Telefonsäulen zu erstellen - um nachfolgenden Generationen diese schwindende Technologie aus dem Stadtbild noch bildlich zu erhalten.

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