Franz Seldte (geb. 29. Juni 1882 in Magdeburg; gest. 1. April 1947 in Fürth) war ein Politiker der NSDAP. Von 1933 bis 1945 war Seldte Reicharbeitsminister im Kabinett von Adolf Hitler in Berlin. Seldte war seit dem 5. April 1907 mit Hildegard Seldte (geb. 25. August 1883 - geb. Martin) verheiratet und hatte drei Kinder.

Leben und Wirken

Seldte kam als Sohn eines Fabrikbesitzers auf die Welt. Seine Eltern hatten in Magdeburg eine Fabrik für chemische Produkte sowie für Sodawasser. Nach der Schulausbildung absolvierte Seldte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und studierte im Anschluss Chemie in Braunschweig und Greifswald. Während seiner Studienzeit trat er dem Corps Teutonia-Hercynia bei, einer schlagenden Studentenverbindung aus dem 19. Jahrhundert.[1] 1908 übernahm er den väterlichen Betrieb nach dessen Tod.

Während des Ersten Weltkrieges diente er an der Front in der preußischen Armee im Infanterie-Regiment Nr. 66, 1. Maschinengewehr-Kompagnie.[2] Während eines Einsatzes am 3. August 1916 wurde Seldte schwer verwundet. Dabei verlor er seinen linken Arm. Nach diesem Vorfall wechselte er in die militärische Abteilung des Auswärtigen Amtes und blieb bis zum Kriegsende als Frontberichterstatter im Militärdienst.

Stahlhelm

Am 25. Dezember 1918 gründete Seldte den Wehrverband "Der Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten". Dieser galt als bewaffneter Arm der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), und war eine Gegenreaktion auf die sozialistisch geprägte Novemberrevolution von 1918/1919 bzw. der Bewegung der Räterepublik.[3][4] Innerhalb des Stahlhelms gehörte Seldte zum Kreis der Führungspersönlichkeiten und positionierte diesen zunehmend antidemokratisch und antirepublikanisch. Seine antidemokratische Haltung fand am 4. September 1928 seinen Höhepunkt in der von Seldte initiierten "Fürstenwalder Hassbotschaft", in der der Stahlhelm seine Gegnerschaft zur Republik und Demokratie manifestierte. Während seiner Amtszeit entwickelte sich der Verband zu einer der größten paramilitärischen Organisationen der Weimarer Republik. Zusätzlich stand im Vordergrund seiner Arbeit der Kampf gegen den Versailler Vertrag und die alliierten Reparationsforderungen.[5]

NS-Zeit

1929 kam es zur ersten strukturierten Zusammenarbeit der Stahlhelmbewegung/DNVP mit der NSDAP. Es folgte im Oktober 1931 die gemeinsame Gründung der sogenannten "Harzburger Front" zur Bekämpfung der Weimarer Republik. Am 27. April 1933 trat Seldte in die NSDAP ein und wurde überraschend im ersten Kabinett Hitlers Reichsarbeitsminister. Mit der Machtergreifung Hitlers wurde auch der Stahlhelm durch das NS-Regime vereinnahmt, die jüngeren Jahrgänge wurden in die Sturmabteilung (SA) übernommen, Seldte wurde SA-Obergruppenführer. In der Folge wurde Seldte zum Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst ernannt. Die eher untergeordnete Funktion als Reichsarbeitsminister behielt er bis 1945. Im März 1934 wurde Seldte von Hitler zum Führer des nationalsozialistischen deutschen Frontkämpferbundes ernannt - die Reste seines ehemaligen Stahlhelmbundes. Allerdings musste er auf Befehl Hitlers auch diese Organisation bereits nach einem Jahr auflösen. Im gleichen Jahr (1934) wurde Seldte durch Hermann Göring zum preußischen Staatsrat und Arbeitsminister berufen.

1935 bat Seldte Hitler um die Entbindung von allen Ämtern. Hitler lehnte sein Rücktrittsgesuch ab. Seldte blieb, politisch jedoch einflusslos, bis 1945 Mitglied der Reichsregierung und des Reichstags.

Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Im August 1945 wurde Seldte in das Kriegsgefangenenlager Nr. 32 Camp Ashcan im luxemburgischen Bad Mondorf inhaftiert. Zusammen mit anderen hochrangigen Funktionären der NSDAP und Wehrmacht wie Hermann Göring sollte er in Nürnberg unter dem Vorwurf von Kriegsverbrechen angeklagt werden. Allerdings starb Seldte am 1. April 1947 um 12:27 Uhr noch vor Anklageerhebung im „Krankenhaus des Internierungs- und Arbeitslagers Nürnberg“ – einem US-amerikanischen Militärlazarett – in Fürth, Kaiserstraße 92, dem heutigen Hardenberg-Gymnasium (damals Oberrealschule Fürth). Der behandelnde Arzt Dr. Windisch gab als Todesursache an: Urämie (Harnvergiftung - meist in Folge chron. Nierenerkrankungen bzw. Nierenversagen).[6] Seldte wurde auf dem Friedhof in Rottach-Egern am Tegernsee beigesetzt.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich. Ein biographisches Lexikon, 1992, 322 f.
  • Wolfgang Benz/Hermann Graml (Hg.): Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, 1988, S. 311
  • Manfred Wille: Magdeburger Biographisches Lexikon. Scriptum-Verlag, Magdeburg 2002
  • Volker Rolf Berghahn, Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten 1918–1935, 1966, S. 17 f.
  • Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Corps Teutonia-Hercynia Braunschweig. Online abgerufen am 31. Juli 2016 | 23.45 Uhr online
  2. Deutsche Verlustlisten (Pr. 597), 3. August 1916: Infanterie-Regiment Nr. 66, 1. Maschinengewehr-Kompagnie, Ltn. d. R. Franz Seldte – Magdeburg – schwer verwundet
  3. Wikipedia: Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. Online abgerufen am 31. Juli 2016 | 23.45 Uhr online
  4. Wikipedia: Novemberrevolution. Online abgerufen am 31. Juli 2016 | 23.45 Uhr online
  5. Lemo: Lebendiges Museum Online, Bestand Franz Seldte, online abgerufen 31. Juli 2016 | 23.50 Uhr online
  6. Stadtarchiv Fürth. Sterbebucheintrag beim Standesamt Fürth am 4. April 1947 Nr. 420/1947

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