Johann Carl Lochner

Johann Carl Lochner (geb. 25. März 1716, gest. 1. Juli 1780) war der Sohn des Pfarrers Karl Friedrich Lochner d. J. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Daniel Friedrich studierte er in Altdorf und wurde 1740 Vikar, 1750 erster Diakon und 1765 - nach 15 Jahren auf der Diakonenstelle - Pfarrer in Fürth.
Die 2. Diakonenstelle bekleidete zur gleichen Zeit Caplan Burger, der ein beliebter Prediger war. Dieser führte im Sommer 1764 die Frühpredigten ein und setzte sich für die Verbesserung der Pfarrbücher[1] ein. Die Pfarrstelle erhielt aber Johann Carl Lochner. Die Chronik erklärt: "Durch die Force seines Bruders [2], Consul Dr. Friedrich Lochner, welcher den Nürnberger Herren einen Prozeß gewonnen, und sich zur Gnade die Pfarr für seinen Bruder[3] und das Diaconat für seinen Sohn Daniel Lochner (später Pfarrer von 1785 - 1804) ausbat."[4]

Eine Kuriosität war seine Heirat am 26. August 1749 mit Margareta Barbara, einer der fünf Töchter Andreas Holzmanns, eines Fürther Kauf- und Handelsmannes. Durch diese Ehe war er gleichzeitig mit zwei seiner Brüder, seinem Onkel und seinem Vater verschwägert. Einer dieser Brüder - Matthäus Friedrich war in der gleichen Zeit (1772 - 1780) Pfarrer von Poppenreuth.

Predigtverbot wegen nächtlicher Taufe

Als junger Caplan/Diakon hatte Johann Carl Lochner im April 1749 eine missliche Situation zu bestehen. Sein Zwillingsbruder Friedrich Lochner[5] wurde von seiner Geliebten, aus der reichen Familie Holzmann unerwartet außerehelich mit einem Knaben beschenkt. Die Schwester der unverhofften Mutter heiratete er dann am 26. August 1749[6]. Als die „domprobsteiliche Amme“ nachts in die Kirche kam, um den Knaben von dem Bruder - Caplan Johann Carl Lochner - taufen zu lassen, erwuchs sich daraus eine unliebsame Angelegenheit. Die heimliche Nachttaufe und das Hinzuziehen der „domprobsteilichen Amme“ erregte das Missfallen des hohen Rates in Nürnberg. Dem Caplan wurde bis Ende August 1749 alles öffentliche Predigen verboten und der unverhoffte Vater wurde durch das Geleitsamt nach Cadolzburg gefordert und erhielt eine Turmstrafe. Möglicherweise wollten Nürnberg und Brandenburg-Ansbach die Aussicht bestrafen aus diesem Knaben einen dompropsteilichen Untertanen zu machen[7].

Miscellaneen aus der Amtszeit J.C. Lochners

  • Unter Pfarrer Johann Carl Lochner erhielt der erste Caplan den Titel "Archidiaconus"[8], der zweite den eines "Diaconus"[9].
  • Am 3. August 1766 - dem 10. Sonntag nach Trinitatis - Blitzeinschlag in der Kirche St. Michael[10]. "Der Strahl fuhr ober des Knopfes in den Thurm, schmolz das Drahtwerk der Uhr, ging von da in die Kirche, zerschmetterte an der Orgel das Postament einer mit Laubwerk verzierten Säule und verlor sich an der hinteren Portalwand."
  • 1775 führte Lochner die sog. Schmalkaldischen Sonntags-Evangelien-Lieder als Gesang in der Kirche ein. Im Jahr darauf - 1776 - für besondere Fest- und Feiertage eine förmliche Instrumentalkirchenmusik[11].
  • Als am 22. Januar 1775 die Frau seines Cousins, des Diakons Daniel Friedrich Lochner, im Wochenbett verstarb, wurde sie mit acht Geistlichen im Priesterornat nächst des Hochaltares[12] begraben. Draufhin wollten die Frauen fast nicht mehr zum Abendmahl gehen, weil sie hiebei nothwendig "das Grab der Wöchnerin" zu überschreiten hatten.[13] <
  • Der Chronist Christian Gottlieb Albig lobte 1776 in seinen Aufzeichnungen die Frühpredigten von Diakon Burger[14] und des Theologen Wollhöfer. Dies genügte, um ihm eine vierwöchige Gefangenschaft im Geleitshaus auf Veranlassung Nürnbergs einzubringen. Er wurde mit der Warnung entlassen künftig nichts mehr ohne vorherige Zensur drucken zu lassen[15].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tauf-, Trauungs- und Sterberegister
  2. richtiger müsste es heißen "seines Onkels". vgl. dazu auch die Familienaufstellung Lochner
  3. richtiger müsste es heißen "seinen Neffen". vgl. dazu auch die Familienaufstellung Lochner
  4. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861
  5. der spätere Pfarrer von Nennslingen
  6. Somit waren dann die beiden Paare gewissermaßen „doppelt verschwägert“
  7. Siehe Beilage Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861.
  8. In den Genuss kam Burger, der spätere Michaelspfarrer, der gleichzeitig mit J.C.Lochner die Caplanenstellen besetzte, aber bei der Pfarrbesetzung zum Leidwesen der Gemeinde den Kürzeren zog. Der Titel mochte wohl ein "großzügiger" Ersatz gewesen sein.
  9. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861
  10. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861
  11. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861
  12. damals noch der alte gotische Flügelaltar aus dem Jahr 1497
  13. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861
  14. gleichzeitiges Diakonat an St. Michael mit Johann Carl Lochner
  15. siehe Beilage zum Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1861

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