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ATTRAKTIVES WOHNEN IN DER STADT EIN KONZEPT GEGEN DIE STADTFLUCHT KONKRETES VORHABEN AUCH IN FÜRTH

Stadtflucht ist ein überall feststellbares Phänomen unserer Zeit; wer glaubt, es nicht mehr aushalten und es sich lei­ sten zu können, zieht ins „Häuschen im Grünen" in die Vororte oder aufs Land in der Umgebung der großen Städte. Zersiedelung und Zerstörung ehemaliger Naherho­ lungsräume auf der einen und Verödung von Innenstädten auf der anderen Seite sind die bekannten Folgen. Das Bundeswohnungsbauministerium ist m ittlerweile ent­ schlossen, diese moderne, für die Städte tödliche Völker­ wanderung zu bremsen. Das Wohnen in der Stadt soll für Mieter wie für Eigentümer wieder attraktiv werden. Vor­ aussetzungen für ein neues Konzept zur Wiederbelebung der Städte sind u.a. bessere Wohnverhältnisse, angenehmere Rahmenbedingungen wie Ruhe, Grünzonen, bessere Luft (also z.B. weniger Individualverkehr), ausreichende Spiel­ möglichkeiten und Auslauf für Kinder, gleichberechtigtes Nebeneinander von Jung und A lt usw. Sukzessive sollen nun neue städtische Wohnformen ent­ w ickelt, erprobt und propagiert werden. „Verdichteter Eigenheimbau in den Kernstädten" soll konkretisiert wer­ den am sogenannten „Stadthaus". Darunter versteht man ein Ein- bis Dreifamilienhaus innerhalb des geschlossenen, bebauten Stadtgebiets, das in Wohn-, Freizeitwert und Ko­ sten eine attraktive Alternative zum Wohneigentum im Stadtumland bietet. „Bürgerhäuser" stellen Varianten dar, die ähnliche Bedingungen im Rahmen eines Mehrparteien­ mietshauses bieten. Dieses Konzept soll sowohl für den Ersatzwohnungsbau in Sanierungsgebieten als auch für die Baulückenschließung herhalten. Natürlich sollen und kön­ nen hier weder die Hausformen und Grundrisse des ty p i­ schen Eigenheims im Grünen, noch die der monotonen Reihenhausbebauung in den Vorstädten einfach in die Stadt übertragen werden. In der Ausstellung „Hamburg Bau '7 8 " wurden in diesem Jahr denk- und vor allem realisierbare Vorschläge gezeigt, die solchen Kriterien standhalten. Im nächsten Jahr sollen nun auf der Basis von Modellvorhaben derartige Wohnein­ heiten durch Bundesmittel gefördert werden.

EIN LOB DEM FÜRTHER DENKMALSCHU TZ Im Sommer dieses Jahres wurden vom Bezirk M ittelfran­ ken sieben Fürther Bauherrn für ihre vorbildlichen Lei­ stungen „beim Erhalt kulturellen Erbes" ausgezeichnet: — für ein fränkisches Fachwerkhaus in Vach — für zwei Stadthäuser aus der Gründerzeit in der Hornschuchpromenade und in der Amalienstraße — für zwei Geschäftshäuser am Obstmarkt und in der Gustavstraße — für eine Fachwerkscheune in Poppenreuth — für die Kirche und das Pfarrhaus von St. Peter und Paul in Poppenreuth Fünf Objekte wurden von privaten Bauherrn renoviert die beiden Geschäftshäuser im Altstadtviertel von M it­ gliedern der Bürgervereinigung — eines von einer Kirchen­ gemeinde und die Scheune in Poppenreuth von der Stadt Fürth. Eine stolze Bilanz für unsere Stadt. Und doch bleibt etwas Unbehagen. Wir haben eine A lt­ stadt in Fürth, Reste einer Altstadt. Freilich, das „Pfeifndurla" in der Gustavstraße und das Geschäftshaus am Obst­ markt stehen dort - sonst nichts? Da gibt es eine Schindelgasse, geschlossen in ihrer „E n ­ semblewirkung" (so nennt man das im Denkmalschützer­ deutsch). Hier wurde allerdings auch geschützt, unwieder­ bringlich sogar, indem man das historische Kopfsteinpfla­ ster m it solidem einheitsgrauem Asphalt überzog. Da gibt es einen Waagplatz, geeignet als Kommunikations­ zentrum (so nennt man jetzt einen Platz, wo Leute einan­ der begegnen können, sich vielleicht sogar hinsetzen wollen und möglicherweise wieder miteinander reden). Er ist hauptsächlich Autos vorbehalten. Da gibt es eine Gustavstraße m it ihren Nebenstraßen und vielen Höfen. Wer gibt ihren Bewohnern genug Mut (und anderes!), die liebenswerten Seiten ihrer Umgebung zu er­ kennen und zu erhalten? Wer nim m t ihnen die Angst, viel Geld zu investieren und dann doch nur wie in einem Mu­ seum leben zu können? Fürther Gebäude wurden prämiiert. Die Stadt selbst zeich­ net für ein ansehnliches Projekt verantwortlich. Man freut sich. Doch wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie am falschen Körperteil.

Und, man höre und staune: auch Fürth w ird zu diesen Mo­ dellstädten gehören. Nun wollte unsere Stadt schon einmal als beispielhaftes Modell durch seine Altstadtsanierung gel­ ten; was daraus geworden ist, weiß man nur allzu gut. Und so mancher wird nun erneut von Skepsis geplagt werden. Doch ein konkretes Vorhaben im Sanierungsgebiet zw i­ schen Königstraße, Theater-, Lilienstraße und neuer Geleits­ gasse soll schon im nächsten Jahr den Baubeginn für der­ artige Wohnmodelle bringen. Unmittelbar längs der König­ straße — dort, wo heute noch die Parkplätze existieren werden die „Bürgerhäuser", sprich: Mehrfamilienmietshä u­ ser, errichtet. Etwa südlich davon, an der neuen Führung der Lilienstraße (westlich der heutigen Mohrenstraße), sol­ len „Stadthäuser", durch die „Landeswohnungs- und Städ­ tebaugesellschaft Bayern GmbH — Organ der staatlichen W ohnungspolitik" errichtet, ^Jen Kom fort des Einfamilien­ hauses m it der Annehmlichkeit modernen städtischen Woh­ nens (z.B. nahe am Einkaufszentrum und an kommunalen Verkehrsmitteln) verbinden. Sie werden alle kom plett und schlüsselfertig in gemeinnütziger Finanzierungsform errich­ tet und dann an private Interessenten verkauft werden? Noch in diesem Jahr soll ein Architektenwettbew erb ge­ rade hier hoffentlich recht attraktive Lösungsvorschläge bringen.

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